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Das Recht der Europäischen Zentralbank. Unabhängigkeit und Kooperation in der Europäischen Währungsunion

von Dr. Charlotte Gaitanides

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[1.] Chg/Fragment 108 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2016-04-22 21:35:51 WiseWoman
BauernOpfer, Chg, Fragment, Gesichtet, Junius et al 2002, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
SleepyHollow02
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 108, Zeilen: 1 ff. (komplett)
Quelle: Junius et al 2002
Seite(n): 141, 163 f., Zeilen: 141: 23 ff.; 163: 20 ff.; 164: 5 ff.
cc) Bewertung des Zwei-Säulen-Modells

Die geldpolitische Strategie, der sich die EZB im Wege der Selbstbindung unterworfen hat, übernimmt zwar Elemente aus den bisher verwendeten Konzeptionen, insgesamt stellt sie aber eine neue eigenständige Strategie dar.329 Von einer Strategie der direkten Inflationssteuerung unterscheidet sie die regelmäßig hohe Gewichtung der monetären Frühinflationsindikatoren Geldmenge und Kreditvergabe genauso wie die untergeordnete Bedeutung der Inflationsprognose. Von einer Multiindikatoren-Strategie unterscheidet sie die klare Strukturierung des geldpolitischen Inflationsprozesses.

Besonderes Kennzeichen der geldpolitischen Strategie der EZB ist ihre Vielfältigkeit.330 Sie teilt die Ursachen für Inflation in zwei Kategorien: die monetäre und die nicht-monetäre. Für beide Gruppen hat sie Analyseinstrumente und Indikatoren benannt. Diese Mischkonzeption ist nicht nur ein breites, sondern auch ein offenes Konzept, da beide Analyserichtungen je nach der Veränderung der monetären Rahmenbedingungen im Währungsgebiet verändert werden können.

Im Unterschied zur Geldmengensteuerung der Deutschen Bundesbank ist der EZB-Rat hier viel loser an die Geldmengenentwicklung gebunden. Die EZB gibt - in bezug auf die erste, d.h. die monetäre Säule - kein Geldmengenziel, sondern nur einen Referenzwert für die Geldmengenentwicklung bekannt. Zwar konnte auch bei der Deutschen Bundesbank von einer Überschreitung des Geldmengenkorridors nicht automatisch auf Zinserhöhungen geschlossen werden, in solchen Situationen kam der Zentralbankrat der Bundesbank aber stets unter Druck, sein Verhalten genau zu erläutern.

Im Rahmen der zweiten Säule ist darüber hinaus auch die Inflationsprojektion der EZB in Ausführung und Stellenwert nicht vergleichbar mit der Inflationsprognose der Bank of England.331 Die Unterschiede finden bereits darin ihren Ausdruck, daß die Projektion der EZB nicht die Auffassung des EZB-Rates widerspiegelt, sondern dem EZB-Rat von der »Volkswirtschaftlichen Abteilung« der EZB lediglich zur Kenntnis gebracht wird. In Großbritannien beschließt der geldpolitische Rat der Bank of England die offizielle Inflationsprognose der Bank. Stellt der Rat fest, daß das Inflationsziel in der Prognoseperiode überschritten wird, sind fast zwangsläufig Zinserhöhungen zu erwarten.332 Im Unterschied dazu kann der EZB-Rat in einem solchen Fall die makroökonomischen Einflußfaktoren anders gewichten und sich über die Ergebnisse der Inflationsprognose seiner »Volkswirtschaftlichen Abteilung« hin[wegsetzen.]


329 Siehe Junius/Kater/Meier/Müller, Hdb. EZB, 2002, S. 141.

330 Ausführlich dazu Junius/Kater/Meier/Müller, Hdb. EZB, 2002, S. 163 ff.

331 Vgl. Bley, Was kann die EZB von der Bank of England lernen, in: Wirtschaftsdienst 2003,478 (479 f.).

332 Junius/Kater/Meier/Müller, Hdb. EZB, 2002, S. 141.

3.4.3 Die geldpolitische Strategie der EZB: Das 2-Säulen-Konzept

Die EZB hat eine neue Strategie mit bekannten Elementen entwickelt. Die geldpolitische Strategie der EZB übernimmt zwar Elemente aus den bisher verwendeten Konzeptionen. Sie stellt aber insgesamt eine neue, eigenständige Strategie für die Geldpolitik dar. Von einer Strategie der direkten Inflationssteuerung unterscheidet sie die regelmäßige hohe Gewichtung der monetären Inflationsfrühindikatoren Geldmenge und Kreditvergabe genauso wie die untergeordnete Bedeutung der Inflationsprognose. Von einer Multiindikatoren-Strategie unterscheidet sie die klare Strukturierung des geldpolitischen Beurteilungsprozesses.

[Seite 163]

Dabei teilt sie die Ursachen für Inflation in zwei „Abteilungen“ ein: monetäre und nicht-monetäre. Für beide Gruppen hat sie einige Analyseinstrumente und Indikatoren benannt, die regelmäßig verwendet werden. Dies ist nicht nur ein breites, sondern auch ein offenes Konzept, denn beide Analyserichtungen können ergänzt werden, je nach der Veränderung der monetären Rahmenbedingungen im Währungsgebiet.

[Seite 164]

So gibt die EZB eben kein Geldmengenziel, sondern nur einen Referenzwert für die Geldmengenentwicklung bekannt. Dies ist ein gewichtiger Unterschied, denn es bedeutet, dass sich der Zentralbankrat nicht so fest an die Geldmengenentwicklung gebunden fühlt, wie im „Vorläuferkonzept“ der Zentralbankrat der Deutschen Bundesbank. Zwar konnte auch bei der Bundesbank nicht mechanistisch von einem Überschreiten des Geldmengenkorridors auf Zinserhöhungen geschlossen werden. Aber in solchen Situationen kam der Zentralbankrat stets unter den Druck, sein Verhalten genau zu erläutern. Auch die Inflationsprojektion der EZB ist in Ausführung und Stellenwert nicht vergleichbar mit der Inflationsprognose der Bank of England. So stellt die Projektion der EZB beispielsweise nicht die Auffassung des EZB-Rates dar, sondern wird von der volkswirtschaftlichen Abteilung der Bank dem Rat lediglich zur Kenntnis gebracht. In Großbritannien dagegen beschließt der geldpolitische Rat der Bank of England die offizielle Inflationsprognose der Bank. Muss der Rat hierbei feststellen, dass das Inflationsziel in der Prognoseperiode überschritten wird, sind fast zwangsläufig Zinserhöhungen zu erwarten. Im Gegensatz hierzu kann sich der EZB-Rat durchaus über die Ergebnisse der Inflationsprojektionen seiner Volkswirtschaftlichen Abteilung hinwegsetzen, wenn er die makroökonomischen Einflussfaktoren anders gewichtet.

Anmerkungen

Die Quelle ist in Fn. 329, 330 und 332 genannt, Umfang der Übernahme wird nicht klar.

Sichter
(SleepyHollow02), WiseWoman



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