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Konzeptualisieren und Verbalisieren von Raum – kognitive und sprachliche Bewältigung von Raum in Schülertexten

von Prof. Diana Timova

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Statistik und Sichtungsnachweis dieser Seite findet sich am Artikelende

[1.] Dt/Fragment 008 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2020-03-06 11:05:10 Schumann
Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Schumann
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 8, Zeilen: 1-15, 25-35, 101-102
Quelle: Herrmann Schweizer 1998
Seite(n): 13, 14, 16, 17, Zeilen: 13: letzte Zeile; 14: 1 ff., 35 f.; 16: letzter Absatz; 17: 2 ff., 36 ff.
- er muss die Bedeutung des räumlichen Beziehungskonzepts HINTER1 kennen und diese Objektrelation identifizieren;
- er muss wissen, dass das Auto ein Vorn und ein Hinten hat und dass die Zange bei der Rückseite des Autos liegt;
- er muss abschätzen, ob die sprachliche Übermittlung des Sachverhalts, dass die Zange hinter dem Auto liegt, für den Hörer ausreichend klar und eindeutig ist usw.

In diese komplexe kognitive Tätigkeit sind raumspezifische Erkennungs- und Denkleistungen, also Raumkognitionen, fest eingebunden. Das Ergebnis des kognitiven Planungsprozesses wird dann im Sprechersystem weitergeleitet und aus dem Resultat der Kognitionen wird (2) eine beispielsweise deutschsprachige Äußerung erzeugt (ebd.). Die Kognition der räumlichen Verhältnisse geht dem sprachlichen Formulierungsvorgang zeitlich und sachlogisch voraus – ohne dass der Sprecher weiß, dass die Zange hinter dem Auto ist, kann er die obengenannte Antwort nicht formulieren.

[2.1.1 Raumerfahrung - Erfahrung im und mit dem Raum]

[...]

Das Überleben und die Erhaltung der menschlichen Art sind eng mit Handlungen und Fähigkeiten verbunden, wie sich in der Umgebung zurechtzufinden und über Objektkonstellationen erfolgreich kommunizieren zu können – das betrifft das Finden von Wasser und Nahrung, die Erkundung der Lage des Feindes, das Finden und Erreichen eines Ziels. Der Mensch konzeptualisiert seine Umgebung weitgehend nach raumbezogenen Kategorien von der Art der Berührungen, Nachbarschaften, Entfernungen, Umgebungen und dergleichen (vgl. Vater 1996). Er lernt seine gegenständliche Umgebung visuell per Selbstbewegung (Gehen, Stehen) und im Umgang mit ihr (Suchen, Finden, Greifen, Rücken) kennen (Gregory 1966). Der Wahrnehmungsraum konstituiert sich im Wechselspiel des Betrachtens und Handelns (Neisser 1979).


1 Hier und im Folgenden werden Begriffe bzw. Konzepte in Großbuchstaben, Wörter in Anführungszeichen geschrieben.


Herrmann, Theo; Grabowski, Joachim (1994): Sprechen – Psychologie der Sprachproduktion. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag.

Levelt, Willem J.M. (1989): Speaking: From Intention to Articulation. Cambridge, London: A Bradford Book: MIT Press.

Vater, Heinz (1996): Einführung in die Sprachwissenschaft. München: Fink.

[Seite 13:]

[...] er muß die Bedeutung

[Seite 14:]

des räumlichen Beziehungskonzepts HINTER kennen und diese Relation identifizieren; er muß gegebenenfalls erkennen, daß das Auto ein Vorn und ein Hinten hat und daß sich die Zange bei der Rückseite des Autos befindet: er muß abschätzen, ob die sprachliche Übermittlung der Sachlage, daß die Zange hinter dem Auto liegt, für den Hörer hinreichend klar und eindeutig ist, usf. In dieses komplexe kognitive Geschehen sind raumspezifische Erkennungs- und Denkleistungen (Raumkognitionen) fest eingebunden. Das Ergebnis des komplexen kognitiven Planungsprozesses wird dann (2) im Sprechersystem an die Instanzen weitergegeben, die aus dem Resultat der Kognitionen - dem sogenannten Protoinput - beispielsweise eine deutsch- oder eine englischsprachige Äußerung erzeugen (Herrmann & Grabowski, 1994, S. 361 ff.).

Der soeben skizzierte Vorgang der Sprachproduktion trifft erfahrungsgemäß auf den folgenden Vorbehalt: Wir haben die Sachlage so geschildert, daß die Kognition der räumlichen Verhältnisse dem sprachlichen Formulierungsvorgang zeitlich und wohl auch „sachlogisch“ vorausgeht: Ohne daß der Sprecher weiß, daß die Zange hinter dem Auto ist, kann er nicht (deutsch) formulieren: „Die Zange ist hinter dem Auto.“ [...]

[...] (Hier und im folgenden schreiben wir Wörter in Anführungszeichen, Begriffe bzw. Konzepte in Großbuchstaben.)

[Seite 16:]

Der Erfolg menschlicher Handlungen und damit das Überleben der menschlichen Individuen und so auch die Erhaltung der menschlichen Art sind eng an die elementare Fähigkeit geknüpft, sich in der räumlichen Umgebung zurechtzufinden und über Raumsituationen erfolgreich kommunizieren zu können: Wie komme ich zum Wasser? Wo steckt der Feind? Wie finde ich heim? Wie kann ich den Weg abkürzen? [...] Der Mensch konzeptualisiert seine Umgebung weitgehend nach raumbezogenen Kategorien von der Art der Berührungen, Nachbarschaften, Entfernungen, Umgehungen und dergleichen (vgl. dazu auch Vater, 1996).

[Seite 17:]

Die ausgereifte und erfolgreiche visuelle Wahrnehmung (auch) des Menschen ist darauf angewiesen, daß er seine gegenständliche Umgebung per Selbstbewegung, also im Umgang mit ihr kennenlernt. [...]

[...] So konstituiert sich der Wahrnehmungsraum im Wechselspiel des Betrachtens und Handelns (vgl. auch Neisser, 1979).


Herrmann, Th. & Grabowski, J. (1994). Sprechen - Psychologie der Sprachproduktion. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag.

Neisser, U. (1979). Kognition und Wirklichkeit. Stuttgart: Klett-Cotta.

Vater, H. (1996). Textuelle Funktionen von Tempora. In G. Harras & M. Bierwisch (Hrsg.), Wenn die Semantik arbeitet (Klaus Baumgärtner zum 65. Geburtstag) (S. 237-255). Tübingen: Niemeyer.

Anmerkungen

Kein Hinweis auf die eigentliche Quelle.

Zu den im Haupttext ausschließlich hier genannten Kurzreferenzen "Gregory 1966" und "Neisser 1979" finden sich im Literaturverzeichnis keine Einträge.

Sichter
(Schumann), SleepyHollow02



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