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Konzeptualisieren und Verbalisieren von Raum – kognitive und sprachliche Bewältigung von Raum in Schülertexten

von Prof. Diana Timova

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Statistik und Sichtungsnachweis dieser Seite findet sich am Artikelende

[1.] Dt/Fragment 013 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2019-10-18 06:57:08 Klgn
Dt, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung, Wunderlich 1982

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Klgn
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 13, Zeilen: 1-7, 11-35, 39
Quelle: Wunderlich 1982
Seite(n): 4, 5, Zeilen: 4: vorletzter Absatz; 5: 1 f., 7 ff., 20 ff., vorletzter Absatz
[b. Bewegung induziert Relativität: wir sitzen im Zug und warten auf die Abfahrt, auf dem Nachbargleis steht ein zweiter Zug und beginnt sich fortzu]bewegen - wir glauben zu fahren. Als der andere Zug fort ist, sehen wir dahinter wieder das Bahnhofsgebäude; wir entdecken, dass wir immer noch auf dem Bahnhof stehen (Wunderlich 1986).

c. Jeder Weg ist eine Sequenz von Ort-Zeit-Paaren - wir beginnen an einem Ort zu einer Zeit und enden an einem meist anderen Ort zu einer späteren Zeit.

2.1.3 Raumkonzepte

[...] Traditionell lassen sich zwei verschiedene Raumauffassungen unterscheiden:

1) Raum ist bestimmt als „Behälter“ für Objekte.

2) Raum ist bestimmt durch die Lagerung von Objekten.

In der ersten Raumauffassung ist der Raum etwas, in dem Objekte untergebracht werden können. Ein Raum kann aber auch leer sein. Vorbild für diese Auffassung ist die (besonders wichtige) Klasse von Behälterobjekten: in einem Zimmer können wir Möbelstücke oder Menschen ansammeln. Der durch das Behälterobjekt (und seine materiellen Ränder) definierte innere Raum ändert sich nicht dadurch, dass wir Gegenstände hinzutun oder wegnehmen.

Die zweite Raumauffassung besagt, dass Raum etwas ist, das von Objekten ausgefüllt wird. Jedes Objekt a nimmt zu einer Zeit t einen gewissen Ort 1 (a, t) ein. Keine zwei verschiedenen Objekte nehmen zur selben Zeit denselben Ort ein. Teile eines Objekts nehmen Teile des entsprechenden Raumes ein. Ein Zusammenhang im Objekt ist auch ein Zusammenhang des Raumes. Kurz: die Ortfunktion ist eine isomorphe Abbildung aus der Menge der Objekte in die Menge der Orte, die Gestalteigenschaften eines Objekts bleiben dabei invariabel. Zwischen zwei Objekten a und b kann eine räumliche Relation p (a, b) bestehen: nach einem gemäß p zu spezifizierenden Verfahren kann man von a nach b gelangen. Die Lageeigenschaften eines Objekts ergeben sich als Menge von räumlichen Relationen zu allen anderen Objekten. Raum besteht aus den jeweiligen Manifestationen von Objekten und den Relationen zwischen ihnen, Raum ist nichts anderes als eine Art Ordnung materieller Objekte. Diese zweite Raumauffassung ist relativ konkret, einen leeren Raum gibt es nicht. [...]

Beide Raumauffassungen bestehen in unserer Alltagsvorstellung nebenein-[ander und sind gleich relevant - einerseits nehmen Objekte jeweils einen Ort ein, andererseits kann ein Behälter mehr oder weniger gefüllt werden.]


Wunderlich, Dieter (1986): Raum und die Struktur des Lexikons. In: Bosshardt, Hans-Georg (Hrsg.): Perspektiven auf Sprache. Interdisziplinäre Beiträge zum Gedenken an Hans Hörmann. Berlin, New York: de Gruyter, 212-231.

[Seite 4:]

b. Bewegung induziert Relativität. Wir sitzen im Zug und warten auf die Abfahrt; auf dem Nachbargleis steht ein zweiter Zug und beginnt sich fortzubewegen; wir glauben zu fahren; als der andere Zug fort ist, sehen wir dahinter wieder die Bahnhofsgebäude; wir entdecken, daß wir immer noch auf dem Bahnhof stehen.

c. [...]

[Seite 5:]

Jeder Weg ist eine Sequenz von Ort-Zeit-Paaren; wir beginnen an einem Ort zu einer Zeit und enden an einem (meistens anderen) Ort zu einer späteren Zeit. [...]

3. Raumkonzepte

Traditionell lassen sich zwei verschiedene Raumauffassungen unterscheiden (vgl. dazu Einstein 1953):

1. Raum ist bestimmt durch die Lagerung von Objekten.

2. Raum ist bestimmt als ,Behälter‘ für Objekte.

Beide Raumauffassungen bestehen in unserer Alltagsvorstellung nebeneinander, obwohl sie in der Entwicklung der physikalischen Theorien zeitweilig in Konkurrenz standen. [...]

Die erste Raumauffassung besagt, daß Raum etwas ist, das von Objekten ausgefüllt wird. Jedes Objekt a nimmt zu einer Zeit t einen gewissen Ort 1 (a, t) ein; keine zwei verschiedenen Objekte nehmen zur selben Zeit denselben Ort ein. Teile eines Objektes nehmen Teile des entsprechenden Raumes ein; ein Zusammenhang im Objekt ist auch ein Zusammenhang des Raumes. Kurz: die Ortsfunktion ist eine isomorphe Abbildung aus der Menge der Objekte in die Menge der Orte; Gestalteigenschaften eines Objektes bleiben dabei invariabel. Zwischen zwei Objekten a und b kann eine räumliche Relation ρ (a, b) bestehen: nach einem gemäß ρ zu spezifizierenden Verfahren kann man von a nach b gelangen. Die Lageeigenschaften eines Objektes ergeben sich als Menge von räumlichen Relationen zu allen anderen (als relevant und stationär betrachteten) Objekten. Raum besteht aus den jeweiligen Manifestationen von Objekten und den Relationen zwischen ihnen; Raum ist nichts anderes als eine Art Ordnung materieller Objekte. Diese erste Raumauffassung ist relativ konkret; einen leeren Raum gibt es nicht.

Anders in der zweiten, mehr abstrakten Raumauffassung: Raum ist etwas, in dem Objekte untergebracht werden können, ein Raum kann aber auch leer sein. Vorbild für diese Auffassung ist die (besonders wichtige) Klasse von Behälterobjekten: in einer Kiste können wir Flaschen, in einem Sack können wir Kartoffeln, in einem Zimmer Möbelstücke oder Menschen ansammeln; der durch das Behälterobjekt (seine materiellen Ränder) definierte innere Raum ändert sich nicht dadurch, daß wir Gegenstände hinzutun oder wegnehmen. [...]

Es ist erkennbar, daß beide Auffassungen für unsere Alltagsvorstellung relevant sind: einerseits nehmen Objekte jeweils einen Ort ein, andererseits kann ein Behälter mehr oder weniger gefüllt werden.


EINSTEIN, ALBERT (1953): Vorwort zu Jammer 1954/1960.

JAMMER, MAX (1960): Das Problem des Raumes, dt. Übers, von Concept of Space (1954). Darm stadt: Wiss. Buchges.

Anmerkungen

Kein Hinweis auf die eigentliche Quelle.

Sichter
(Klgn) Schumann


[2.] Dt/Fragment 013 36 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2020-03-09 06:49:55 SleepyHollow02
BauernOpfer, Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Schumann
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 13, Zeilen: 36-38
Quelle: Herrmann Schweizer 1998
Seite(n): 19, Zeilen: letzte zwei Sätze
[Raum bedeutet „die Zueinanderstruktur der Körperwelt“, in der wir uns bewegen (Herrmann/Schweizer 1998: 19).] Die moderne Physik (man denke an die Relativitätstheorie Einsteins) konstituiert den Raum vor allem über das Zueinander der Körper.

Herrmann, Theo; Schweizer, Karin (1998): Sprechen über Raum: sprachliches Lokalisieren und seine kognitiven Grundlagen. 1. Aufl., Bern u.a.: Huber.

Die moderne Physik (man denke an Einsteins Relativitätstheorie) konstituiert den Raum im wesentlichen über das Zueinander der Körper; der Raum ist nicht mehr etwas Absolutes, in dem sich Körper befinden (Jammer, 1960; Ströker, 1977; Vater, 1996). Auch im Alltag dürfte der Raum nur selten als der große Behälter für die Dinge aufgefaßt werden, er bedeutet vielmehr wohl ganz überwiegend die „Zueinanderstruktur“ der Körperwelt, in der wir uns bewegen.

Jammer, M. (1960). Das Problem des Raumes. Die Entwicklung der Raumtheorien. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

Ströker, E. (1977). Philosophische Untersuchungen zum Raum. Frankfurt/M.: Klostermann.

Vater, H. (1996). Textuelle Funktionen von Tempora. In G. Harras & M. Bierwisch (Hrsg.), Wenn die Semantik arbeitet (Klaus Baumgärtner zum 65. Geburtstag) (S. 237-255). Tübingen: Niemeyer.

Anmerkungen

Ein kleines Bauernopfer: Die Quelle wird für eine kurze - nicht ganz korrekt übertragene - wörtliche Übernahme genannt, doch stammt auch der Inhalt des nachfolgenden Satzes ebenfalls daraus.

Sichter
(Schumann), SleepyHollow02



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