VroniPlag Wiki

This Wiki is best viewed in Firefox with Adblock plus extension.

MEHR ERFAHREN

VroniPlag Wiki
Registrieren
Konzeptualisieren und Verbalisieren von Raum – kognitive und sprachliche Bewältigung von Raum in Schülertexten

von Prof. Diana Timova

vorherige Seite | zur Übersichtsseite | folgende Seite

Statistik und Sichtungsnachweis dieser Seite findet sich am Artikelende

[1.] Dt/Fragment 024 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2020-03-09 13:05:24 Schumann
BauernOpfer, Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Schumann
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 24, Zeilen: 1-28
Quelle: Herrmann Schweizer 1998
Seite(n): 21, 22, Zeilen: 21: letzter Abatz; 22: 1 ff., letzte 8 Zeilen
Franklin/Tversky/Coon (1992) schildern in diesem Zusammenhang noch eine Perspektive, die aber durch den Bericht über eine Raumkonstellation von anderen Personen auftritt – wenn ein Erzähler uns eine Raumkonstellation aus seiner eigenen räumlichen Perspektive beschreibt, dann behalten wir die Raumkonstellation aus dieser Erzählerperspektive im Gedächtnis. Wenn aber in der Erzählung zwei Erzähler vorkommen, die die räumliche Umgebung aus ihrer je eigenen Perspektive beschreiben, dann könnte man das Rezipierte rekodieren und eine neue „neutrale” Perspektive konstruieren.

Das zweite Beispiel für die Unterschiedlichkeit von Raumkognitionen von Herrmann/Schweizer (1998: 22) betrifft eine Pflaumenschüssel: ein Mensch erinnert sich an eine Schüssel voll Pflaumen - er mag sie ganz unanschaulich, abstrakt erinnern, den Sachverhalt muss er sich nicht vorstellen, er kann das einfach wissen und auch darüber sprechen. Er kann sich aber auch die Pflaumenschüssel vorstellen, zum Beispiel von einer bestimmten Seite, von oben, von schräg unten o. dgl. Wenn jemand die Pflaumenschüssel aktuell wahrnimmt, kann er seine Aufmerksamkeit darauf richten, dass es sich um Pflaumen und nicht um Mirabellen handelt. Den Blickpunkt, unter dem er die Schüssel betrachtet, beachtet er dann überhaupt nicht. Oder aber er richtet - etwa als Maler - seine Aufmerksamkeit besonders auf die Perspektive, unter der er die Schüssel beobachtet. Der Gegenstand des Wahrnehmens und Erinnerns sei bei alledem immer genau dieselbe Pflaumenschüssel. Wie unterschiedlich aber ihre mentale Repräsentation ausfallen kann, wird schon aus den wenigen skizzierten Fällen deutlich. Insbesondere lassen sich blickpunktbezogene und blickpunktfreie Raumkognitionen unterscheiden (Herrmann 1996, Herrmann/Schweizer 1998: 22). Wenn sich die Pflaumen in der Schüssel befinden, so kann das völlig ohne irgendwelchen Blickpunktbezug konstatiert werden. Stellt man sich jedoch diese räumlichen Verhältnisse anschaulich vor, so ist dies aus einem und nur einem Blickpunkt möglich.


Franklin, Nancy; Tversky, Barbara; Coon, Vicky. (1992): Switching points of view in spatial mental models acquired from text. In: Memory and Cogniton, 20: 507-518.

Herrmann, Theo (1996): Blickpunkte und Blickpunktsequenzen. In: Sprache und Kognition, 15: 159-177.

Herrmann, Theo; Schweizer, Karin (1998): Sprechen über Raum: sprachliches Lokalisieren und seine kognitiven Grundlagen. 1. Aufl., Bern u.a.: Huber.

[Seite 21:]

Schildert uns ein Erzähler eine Raumkonstellation aus seiner eigenen räumlichen Perspektive, so behalten wir die per Erzählung rezipierte Raumkonstellation eben aus dieser Erzählerperspektive im Gedächtnis. [...] Was aber, wenn in der Erzählung zwei Erzähler vorkommen, die das räumliche Ambiente aus ihrer je eigenen Perspektive beschreiben? [...] Oder man könnte das Rezipierte rekodieren und eine neue „neutrale“ Perspektive konstruieren, unter der man die rezipierte Raumkonstellation intern repräsentiert. Franklin, Tversky und Coon (1992) sind dieser Frage nachgegangen und haben gefunden, daß die zweite Alternative („neutrale Perspektive“) zutrifft.

[Seite 22:]

Ein anderes Beispiel für die Unterschiedlichkeit von Raumkognitionen:

Ein Mensch erinnert sich an eine Schüssel voll Pflaumen. Er mag sie ohne jede imaginale Beimischung, ganz „unanschaulich“, „abstrakt“ erinnern. [...] Diesen Sachverhalt muß er sich nicht vorstellen, er kann das einfach wissen und auch darüber sprechen. Oder aber er kann sich die Pflaumenschüssel vorstellen, zum Beispiel von einer bestimmten Seite, von oben, von schräg unten o. dgl. [...] - Wenn jemand die Pflaumenschüssel aktuell wahrnimmt, kann er seine Aufmerksamkeit darauf richten, daß es sich um Pflaumen und nicht um Mirabellen handelt. Den Blickpunkt, unter dem er die Schüssel betrachtet, beachtet er dann überhaupt nicht. Oder aber er richtet - etwa als Maler - seine Aufmerksamkeit besonders auf die Perspektive, unter der er die Schüssel beobachtet. - Der Gegenstand des Wahrnehmens und Erinnerns sei bei alledem immer genau dieselbe Pflaumenschüssel. Wie außerordentlich unterschiedlich aber ihre mentale Repräsentation ausfallen kann, wird schon aus den wenigen skizzierten Fällen deutlich. Insbesondere lassen sich blickpunktbezogene und blickpunktfreie Raumkognitionen unterscheiden (Herrmann, 1996).

[...]

Wenn sich die Pflaumen aus dem obigen Beispiel in der Schüssel befinden bzw. wenn diese Schüssel die fraglichen Pflaumen einschließt oder umgibt, so kann das völlig ohne irgendwelchen Blickpunktbezug konstatiert werden. Stellt man sich gleichwohl auch diese räumlichen Verhältnisse anschaulich vor, so ist dies nur zu einem bestimmten Zeitpunkt aus einem und nur einem Blickpunkt möglich.


Franklin, N., Tversky, B. & Coon, V. (1992). Switching points of view in spatial mental models. Memory & Cognition, 20, 507-518.

Herrmann, Th. (1996). Blickpunkte und Blickpunktsequenzen. Sprache & Kognition, 4, 159-177.

Anmerkungen

Die eigentliche Quelle ist zwar genannt, doch bleibt die Wörtlichkeit der Übernahme (die zudem bereits im Absatz darüber einsetzt) ungekennzeichnet.

Sichter
(Schumann), SleepyHollow02



vorherige Seite | zur Übersichtsseite | folgende Seite
Letzte Bearbeitung dieser Seite: durch Benutzer:Schumann, Zeitstempel: 20200309130627