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Konzeptualisieren und Verbalisieren von Raum – kognitive und sprachliche Bewältigung von Raum in Schülertexten

von Prof. Diana Timova

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[1.] Dt/Fragment 027 09 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2020-07-14 07:47:17 Klgn
BauernOpfer, Dt, Fragment, Gesichtet, Herrmann Schweizer 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Schumann
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 27, Zeilen: 9 ff. (bis Seitenende)
Quelle: Herrmann Schweizer 1998
Seite(n): 30, 33, 48, 49, Zeilen: 30: 7 ff.,1 ff.; 33: 21 ff.; 48: 15 ff.; 49: 1 ff.
Das kognitive System des Menschen ist aber auch in der Lage, den Blickpunkt, d.h. die Origo des retinomorphen Bezugssystems, nicht nur egozentrisch, sondern auch allozentrisch zu belegen. Bei allozentrischer Belegung der Origo kann zum Beispiel der Kommunikationspartner die Origo belegen, wie das im Satz „von dir aus ist die Zange rechts vom Auto” der Fall ist. Es geht hierbei um Origowechsel. Bei der Raumwahrnehmung ist der Blickpunkt immer egozentrisch, bei der Raumvorstellung ist der Blickpunkt im allgemeinen egozentrisch, die Origo kann aber auch auf eine andere Entität übertragen werden (Origowechsel) (Herrmann/Schweizer 1998: 33).

2.1.5.3 Lokalisationsvarianten

Zur Systematisierung der Lokalisationsvarianten wird am häufigsten die Unterscheidung des deiktischen und intrinsischen Lokalisierens verwendet (vgl. Miller & Johnson-Laird 1976:394 ff., Cassirer 1964, Stern, 1930).

Für die deutsche Sprache stammt die wohl beste Darstellung von Veronika Ehrich, die die Deiktisch-Intrinsische-Dichotomie (DI-Dichotomie) wie folgt expliziert (Ehrich 1985: 132):

„in [sic] der deiktischen Perspektive macht der Sprecher oder Betrachter sich selbst bzw. seine visuelle Orientierung zum Referenzpunkt für die Beschreibung, in der intrinsischen Perspektive sind die inhärenten Raumeigenschaften des lokalisierenden Objekts (seine Vorder- und Rückseite) der einzige Bezugspunkt“.

Danach kann man den unterschiedlichen Gebrauch von Richtungspräpositionen wie folgt klassifizieren: bei der deiktischen Perspektive des Lokalisierens ändern sich die verwendeten Präpositionen in Abhängigkeit von der Raumposition und der räumlichen Ausrichtung des Sprechers oder Betrachters – die Zange kann vor, hinter, links vom oder rechts vom Auto (vgl. Abb. 2.5) lokalisiert werden. Bei der intrinsischen Perspektive des Lokalisierens sind die Position und räumliche Ausrichtung des Sprechers oder Betrachters irrelevant - auch bei Orts- und Richtungsänderungen des Sprechers/Betrachters bleibt die [Zange hinter dem Auto, eben weil das Auto eine Rückseite und eine Frontseite hat und weil das LO an der Rückseite des Autos plaziert [sic] ist.]


Cassirer, Ernst (1964): Philosophie der symbolischen Formen I (Die Sprache), II (Das mythische Denken), III (Phänomenologie der Erkenntnis). 4. Aufl. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

Ehrich, Veronika (1985): Zur Linguistik und Psycholinguistik der sekundären Raumdeixis. In: Schweizer, Harro (Hrsg.): Sprache und Raum. Stuttgart: Metzler, 130-161.

Herrmann, Theo; Schweizer, Karin (1998): Sprechen über Raum: sprachliches Lokalisieren und seine kognitiven Grundlagen. 1. Aufl., Bern u.a.: Huber.

Miller, George A.; Johnson-Laird, Philip N. (1976): Language and perception. Cambridge, Mass.: Belknap Press of Harvard Univ. Press.

Stern, William (1930): Studien zur Personwissenschaft. Erster Teil: Personalistik als Wissenschaft. Leipzig: Barth.

[Seite 30:]

Bei allozentrischer Belegung der Origo des retinomorphen Systems kann zum Beispiel der Kommunikationspartner die Origo belegen: „Von dir aus betrachtet liegt der Schlüssel rechts von der blauen Blumenvase.“ [...] Das kognitive System des Menschen ist also in der Lage, den Blickpunkt, d.h. die Origo des retinomorphen Systems, nicht nur egozentrisch, sondern auch allozentrisch zu belegen. Wir sprechen hierbei vom Origowechsel.

[Seite 33:]

Bei der Raumwahrnehmung ist der Blickpunkt immer egozentrisch; bei der Raumvorstellung ist der Blickpunkt im allgemeinen egozentrisch; die Origo kann aber auch auf eine andere Entität übertragen werden (= Origowechsel).

[Seite 48:]

Bis heute wird zur Systematisierung von Lokalisationsvarianten die Unterscheidung des deiktischen und intrinsischen Lokalisierens am häufigsten verwendet. Diese Unterscheidung geht auf Gedanken zurück, die weit mehr als ein halbes Jahrhundert alt sind (vgl. u.a. Cassirer, 1964; Stern, 1930). Bekannt wurde sie durch eine kurze Erörterung in „Language and Perception“ von Miller und Johnson-Laird (1976, S. 394 ff.). Die wohl beste Darstellung für den Bereich der deutschen Sprache stammt von Veronika Ehrich (1985). Sie expliziert die Deiktisch-Intrinsisch-Dichotomie (= DI-Dichotomie) wie folgt (Ehrich, 1985):

In der deiktischen Perspektive macht der Sprecher oder Betrachter sich selbst bzw. seine visuelle Orientierung zum Referenzpunkt für die Beschreibung, in der intrinsischen Perspektive sind die inhärenten Raumeigenschaften des lokalisierenden Objekts (seine Vorder- und Rückseite) der einzige Bezugspunkt. (S. 132)

Danach kann man den unterschiedlichen Gebrauch von Richtungspräpositionen wie folgt klassifizieren: Bei der erstgenannten Art des Lokalisierens ändern sich die verwendeten Präpositionen in Abhängigkeit von der Raumposition und der räumlichen Ausrichtung des Sprechers oder Betrachters relativ zu Oi (= deiktische Perspektive): Was in der obigen Abbildung 2.1 jetzt „links vom Auto“ist, ist im nächsten Augenblick „vor dem Auto“, falls man um das Objektensemble im Uhrzeigersinn herumgeht. - Bei der zweiten Art des Lokalisierens sind die variable Position und räumliche Ausrichtung des Sprechers oder Betrachtersirrelevant: Was sich „hinter dem Auto“ befindet, bleibt auch bei Orts- und Richtungsänderungen des Sprechers/Betrachters

[Seite 49:]

„hinter dem Auto“, eben weil das Auto eine Rückseite und eine Frontseite hat und weil das zu identifizierende Objekt an der Rückseite des Autos plaziert ist (= intrinsische Perspektive).


Cassirer, E. (1964). Philosophie der symbolischen Formen: die Sprache. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

Ehrich, V. (1985). Zur Linguistik und Psycholinguistik der sekundären Raumdeixis. In H. Schweizer (Hrsg.), Sprache und Raum. Psychologische und linguistische Aspekte der Aneignung und Verarbeitung von Räumlichkeit. Ein Arbeitsbuch für das Lehren von Forschung (S. 130-161). Stuttgart: Metzler.

Miller, G. A. & Johnson-Laird, P. N. (1976). Language and perception. Cambridge: Cambridge University Press.

Stern, W. (1930). Studien zur Personwissenschaft. Erster Teil: Personalistik als Wissenschaft. Leipzig: Barth.

Anmerkungen

Ein Hinweis auf die eigentliche Quelle findet sich am Ende von Kap. 2.1.5.2 (im nachfolgenden Unterkapitel gar nicht), doch wird nicht klar, dass der ganze Inhalt inkl. mehrerer Referenzen - teils wörtlich (längste Sequenz: 29 Wörter) - daraus übernommen wurde.

Das eingerückte wörtliche Zitat findet sich in identischem Umfang auch in der Quelle und wird bei der Zeilenzählung mitberücksichtigt, da auch der weitere Text inhaltlich wie strukturell der Quelle folgt.

Unterschiedlich sind lediglich die verwendeten Beispiele: Zange/Auto statt Schlüssel/Blumenvase.

Für den unteren Teil der Seite (Beginn Kap. 2.1.5.3) gibt es zwar auch Parallelen mit Weiß 2005, doch fallen sie mit Herrmann Schweizer 1998 deutlich stärker aus.

Sichter
(Schumann), SleepyHollow02



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