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Konzeptualisieren und Verbalisieren von Raum – kognitive und sprachliche Bewältigung von Raum in Schülertexten

von Prof. Diana Timova

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Statistik und Sichtungsnachweis dieser Seite findet sich am Artikelende

[1.] Dt/Fragment 036 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2019-10-19 06:56:48 Klgn
Dt, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung, Weiß 2005

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Klgn
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 36, Zeilen: 1 ff. (ganze Seite)
Quelle: Weiß 2005
Seite(n): 12, 14, 15, 133, Zeilen: 12: 15 ff.; 14: 19 ff., letzter Absatz; 15: 1 ff.; 133: 1 ff.
[Häufig ist das Sprechen] in einen größeren Handlungszusammenhang eingebettet und ergänzt andere Handlungen oder Verhaltensweisen. Somit lässt sich das Sprachproduktionsmodell von Herrmann und Grabowski (1994) auch als ein allgemeines Modell menschlichen Verhaltens betrachten, das jedoch für sprachliches Verhalten expliziert wurde. Sprachproduktion und -rezeption sind somit auch Themen der (Sprach-)Psychologie (zu der Unterscheidung zwischen Sprachpsychologie und Psycholinguistik sieh [sic] auch Harrmann [sic] 2000; Herrmann/Grabowski 2003; Kornadt/Mangold-Allwinn/Grabowski 1994; Kessler 2000a: 95ff.). Somit ist das sprachliche Lokalisieren eine Teil-Klasse menschlichen Verhaltens (Grabowski 1999a: 25ff.). Sprechen ist in der Regel eine von mehreren Möglichkeiten zur zielführenden Verhaltensregulation, wobei mit Regulation die Angleichung von Ist- an Soll-Zustände im kognitiven System des Menschen gemeint ist (vgl. Herrmann/Grabowski 1994; Herrmann 1985). Bei Soll-Werten, die zur Produktion raumbezogener Äußerungen führen, handelt es sich vor allem um partnerbezogene Ziele. Nach Herrmann/Schweizer (1998) und Herrmann/Grabowski (1994) will der Sprecher entweder bei einem Partner die Vorstellung einer Raumkonstellation aufbauen oder er will die Aufmerksamkeit des Partners auf bestimmte Orte, Wege oder Regionen innerhalb einer bereits bekannten bzw. repräsentierten Raumkonstellation lenken. Das Ziel des Sprechers besteht darin, gegenüber dem Hörer einen bestimmten Ort im Raum hervorzuheben, an dem sich ein Objekt befindet. Das Verhalten der Menschen, wenn sie diese Ziele verfolgen, bezeichnet man als Lokalisieren – erfolgt das Lokalisieren mit sprachlichen Mitteln und nicht durch gestisches Zeigen, werden Lokalisationsäußerungen produziert, d.h. es handelt sich um sprachliches Lokalisieren:
„Beim sprachlichen Lokalisieren werden Objekte, Orte, Wege o. dgl. unter Verwendung von Lokativen (wie „rechts von“, „in“, „zwischen“, „darüber“, „ganz rechts“, „auf der Rückseite von“, „nördlich von“ usf.) oder anderer verbaler Mittel an andere Objekte, Orte, Wege o. dgl. „sprachlich angebunden1“. (Herrmann/Schweizer 1998: 39, s. auch Schweizer 2003)

Es geht demnach um den sprachlichen Ausdruck räumlicher Relationen zwischen Objekten oder Ähnlichem. Linguistische Analysen legen nahe, dass es sich bei Lokalisationsäußerungen um den sprachlichen Ausdruck von Relationen zwischen Orten (und nicht zwischen Objekten) handelt (Wenz 1997: 15; vgl. auch Habel 1989; Klein 1991, 1994; Grabowski 1999a). In diesem Zusammenhang wird im Weiteren die Frage diskutiert, inwiefern die auf sprachlicher Ebene gebildeten räumlichen Kategorien, die sich in der Bedeutung von Lokalisierungsausdrücken und in den Verwendungsmöglichkeiten [der Raumpräpositionen widerspiegeln, mit den nichtsprachlichen Kategorien in der menschlichen Kognition (v.a. Wahrnehmung) korrespondieren.]


1 Hervorhebungen im Original


Grabowski, Joachim (1999): Raumrelationen. Kognitive Auffassung und sprachlicher Ausdruck. Opladen u. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag.

Grabowski, Joachim (1999): Verbale Wissensdiagnose: High-Level-Prozesse der Sprachproduktion. In: Wachsmuth, Ipke; Jung, Bernhard (Hrsg.): KogWis99. Proceedings der 4. Fachtagung der Gesellschaft für Kognitionswissenschaft. St. Augustin: Infix, 37-42.

Habel, Christopher (1989): Zwischen-Bericht. In: Christoph [sic] Habel, Michael Herweg und Klaus Rehkämper (Hrsg.): Raumkonzepte in Verstehensprozessen. Tübingen: Niemeyer, 37-69.

Herrmann, Theo (1985): Allgemeine Sprachpsychologie. Grundlagen und Probleme. München: Urban & Schwarzenberg.

Herrmann, Theo (2000): Sprachpsychologie: Aspekte und Paradigmen. Zeitschrift für Psychologie, 110-128.

Herrmann, Theo; Grabowski, Joachim (1994): Sprechen – Psychologie der Sprachproduktion. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag.

Herrmann, Theo;Grabowski, Joachim (Hrsg.) (2003): Sprachproduktion. Enzyklopädie der Psychologie, Thermenbereich C: Theorie und Forschung, Serie III: Sprache, Band 1. Göttingen: Hogrefe.

Herrmann, Theo; Schweizer, Karin (1998): Sprechen über Raum: sprachliches Lokalisieren und seine kognitiven Grundlagen. 1. Aufl., Bern u.a.: Huber.

Kessler, Klaus (2000): Der Nutzen von Prozeßmodellen und Simulationen am Beispiel der Interpretation von Richtungspräpositionen. In: Habel, Christopher; Stutterheim, Christiane von (Hrsg.): Räumliche Konzepte und sprachliche Strukturen. Tübingen: Niemeyer, (= Linguistische Arbeiten 417), 151-179.

Kessler, Klaus (2000): Raumkognition und Lokalisationsäußerungen: Ein konnektionistisches Modell des Verstehens von Richtungspräpositionen. Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag. (zugl. Diss. Universität Mannheim, 1998).

Klein, Wolfgang (1991): Raumausdrücke. In: Linguistische Berichte 132, 77-114.

Klein, Wolfgang (1994): Keine Känguruhs zur Linken – über die Variabilität von Raumvorstellungen und ihren Ausdruck in der Sprache. In: Kornadt, Hans J.; Grabowski, Joachim; Mangold-Allwin, Roland (Hrsg.): Sprache und Kognition. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag, 163-182.

Kornadt, Hans-Joachim; Grabowski, Joachim; Mangold-Allwinn, Roland (Hrsg.) (1994): Sprache und Kognition – Perspektiven moderner Sprachpsychologie. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag.

Wenz, Karin (1997): Raum, Raumsprache und Sprachräume: zur Textsemiotik der Raumbeschreibung. Tübingen: Narr.

[Seite 12:]

Denn nicht in jedem Fall muss zur Erreichung eines bestimmten Zieles gesprochen werden, und häufig ist das Sprechen in einen größeren Handlungszusammenhang eingebettet und ergänzt andere Handlungen bzw. Verhaltensweisen. Somit lässt sich beispielsweise das Sprachproduktionsmodell von Herrmann und Grabowski (1994; siehe Abschnitt 2.2.2) auch als ein allgemeines Modell menschlichen Verhaltens betrachten, das jedoch in erster Linie für sprachliches Verhalten expliziert wurde (siehe auch die Unterscheidung zwischen Sprachpsychologie und Psycholinguistik; Herrmann, 2000; Herrmann & Grabowski, 2003; Kornadt, Mangold-Allwinn & Grabowski, 1994; vgl. auch Kessler, 2000a, S. 95f.).

Sprachproduktion und -rezeption sind somit auch Themen der (Sprach-)Psychologie.

[Seite 14:]

Somit ist das sprachliche Lokalisieren auch eine (Teil-)Klasse menschlichen Verhaltens (Grabowski, 1999a, S. 25ff.). Sprechen ist in der Regel eine von mehreren Möglichkeiten zur zielführenden Verhaltensregulation (vgl. Herrmann & Grabowski, 1994; siehe auch Herrmann, 1985), wobei mit Regulation hier die Angleichung von Ist- an Soll-Zustände im kognitiven System des Menschen gemeint ist.

[...]

Bei Soll-Werten, die zur Produktion raumbezogener Äußerungen führen, handelt es sich überwiegend um partnerbezogene Ziele. Nach Herrmann und Schweizer (1998, vgl. Herrmann & Grabowski, 1994) will der Sprecher entweder bei einem Partner die Vorstellung einer Raumkonstellation aufbauen oder entstehen lassen,

[Seite 15:]

oder er will die Aufmerksamkeit des Partners auf bestimmte Orte, Wege oder Bereiche innerhalb einer bereits repräsentierten Raumkonstellation lenken. Im Zentrum der vorliegenden Betrachtung stehen Äußerungen, bei denen das Ziel des Sprechers darin besteht, gegenüber dem Hörer einen bestimmten Ort im Raum hervorzuheben, an dem sich ein Objekt befindet, befunden hat, befinden soll - oder auch noch nie befunden hat; etc. [...] Das Verhalten, das Menschen zeigen, wenn sie entsprechende Ziele verfolgen, bezeichnet man jedoch üblicherweise als Lokalisieren. Erfolgt das Lokalisieren mit sprachlichen Mitteln (und z.B. nicht durch gestisches Zeigen), werden Lokalisationsäußerungen produziert. Es handelt sich dann um sprachliches Lokalisieren:

„Beim sprachlichen Lokalisieren werden Objekte, Örter, Wege o. dgl. unter Verwendung von Lokativen (wie ‚rechts von‘, ‚in‘, ‚zwischen‘, ‚darüber‘, ‚ganz rechts‘, ‚auf der Rückseite von‘, ‚nördlich von‘ usf.) oder anderer verbaler Mittel an andere Objekte, Örter, Wege o. dgl. ‚sprachlich angebunden‘.“ (Herrmann & Schweizer, 1998, S. 39; siehe auch Schweizer, 2003) [Hervorhebungen im Original]

Es geht demnach um den sprachlichen Ausdruck räumlicher Relationen zwischen Objekten oder Ähnlichem. Linguistische Analysen legen nahe, dass es sich bei Lokalisationsäußerungen um den sprachlichen Ausdruck von Relationen zwischen Örtern (und nicht zwischen Objekten) handelt (vgl. Habel, 1989; Klein, 1991, 1994; siehe auch Grabowski, 1999a).

[Seite 133:]

In diesem Zusammenhang wird die Frage diskutiert, inwiefern die auf sprachlicher Ebene gebildeten räumlichen Kategorien, die sich in der Bedeutung bzw. den Verwendungsmöglichkeiten von Raumpräpositionen widerspiegeln, mit den nichtsprachlichen Kategorien in der menschlichen Kognition (v.a. Wahrnehmung und Gedächtnis) korrespondieren.


Grabowski, J. (1999a). Raumrelationen: Kognitive Auffassung und sprachlicher Ausdruck. Opladen: Westdeutscher Verlag.

Habel, C. (1989). "zwischen"-Bericht. In C. Habel, M. Herweg & K. Rehkämper (Hrsg.), Raumkonzepte in Verstehensprozessen: Interdisziplinäre Beiträge zu Sprache und Raum (S. 37-69). Tübingen: Niemeyer.

Herrmann, T. (1985). Allgemeine Sprachpsychologie: Grundlagen und Probleme. München: Urban & Schwarzenberg.

Herrmann, T. (2000). Sprachpsychologie: Aspekte und Paradigmen. Zeitschrift für Psychologie, 208, 110-128.

Herrmann, T. & Grabowski, J. (1994). Sprechen: Psychologie der Sprachproduktion. Heidelberg: Spektrum, Akademischer Verlag.

Herrmann, T. & Grabowski, J. (2003). Einleitung. In T. Herrmann & J. Grabowski (Hrsg.), Enzyklopädie der Psychologie: Themenbereich C Theorie und Forschung, Serie III Sprache, Bd. 1 Sprachproduktion (S. XI-XVII). Göttingen: Hogrefe.

Herrmann, T. & Schweizer, K. (1998). Sprechen über Raum: Sprachliches Lokalisieren und seine kognitiven Grundlagen. Bern: Huber.

Kessler, K. (2000a). Raumkognition und Lokalisationsäußerungen: Ein konnektionistisches Modell des Verstehens von Richtungspräpositionen. Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag.

Klein, W. (1991). Raumausdrücke. Linguistische Berichte, 132, 77-114.

Klein, W. (1994). Keine Känguruhs zur Linken - über die Variabilität von Raumvorstellungen und ihren Ausdruck in der Sprache. In H.-J. Kornadt, J. Grabowski & R. Mangold-Allwinn (Hrsg.), Sprache und Kognition: Perspektiven moderner Sprachpsychologie (S. 163-182). Heidelberg: Spektrum, Akademischer Verlag.

Kornadt, H.-J., Mangold-Allwinn, R. & Grabowski, J. (1994). Sprache und Kognition: Aspekte des Forschungsfeldes. In H.-J. Kornadt, J. Grabowski & R. Mangold-Allwinn (Hrsg.). Sprache und Kognition: Perspektiven moderner Sprachpsychologie (S. 1-12). Heidelberg: Spektrum, Akademischer Verlag.

Schweizer, K. (2003). Das sprachliche Lokalisieren. In T. Herrmann & J. Grabowski (Hrsg.), Enzyklopädie der Psychologie: Themenbereich C Theorie und Forschung, Serie III Sprache, Bd. 1 Sprachproduktion (S. 623-657). Göttingen: Hogrefe.

Anmerkungen

Eine Seite mit zahlreichen Referenzen - aber die eigentliche Quelle wird nicht genannt.

Klassische Kopierfehler: "Kessler 2000a" und "Grabowski 1999a" (zwei Mal) gibt es im Literaturverzeichnis von Dt nicht.

"Harrmann 2000" gibt es im Literaturverzeichnis von Dt nicht, gemeint ist wahrscheinlich "Herrmann 2000".

"Schweizer 2003" gibt es im Literaturverzeichnis von Dt nicht.

Parallelen gibt es zwar auch mit der auch - allerdings uneindeutig - referenzierten Publikation von Grabowski 1999, doch betreffen sie nur einen Teil des Seiteninhalts und fallen selbst dort mit Weiß 2005 deutlich stärker aus, weshalb diese Publikation als Übernahmequelle angesehen wird.

Sichter
(Klgn) Schumann



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