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Konzeptualisieren und Verbalisieren von Raum – kognitive und sprachliche Bewältigung von Raum in Schülertexten

von Prof. Diana Timova

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[1.] Dt/Fragment 050 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2020-02-06 18:52:45 Schumann
BauernOpfer, Dt, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Weiß 2005

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Klgn
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 50, Zeilen: 1 ff. (bis Seitenende)
Quelle: Weiß 2005
Seite(n): 112, 113, 114, 116, 118, Zeilen: 112: 5 ff.; 113: vorletzter Absatz; 114: 4 ff.; 116: 1 ff.; 118: 15 ff.
[Der Ort, der [sic] ein Objekt einnimmt, kann auch als Eigen-Ort des Objekts bezeichnet werden (vgl.] Klein 1991, 1994). Bei der Relation zwischen einem Objekt und dem Ort, den es einnimmt, handelt es sich um ein kompliziertes psychologisches Problem, das sich nicht nur aus der physikalischen Körperstruktur der Objekte ableiten lässt. Z.B. würde der Eigenort eines Weinglases die umhüllende Kontur bzw. die Gestalt dieses Objekts betreffen und nicht nur den Platz, der tatsächlich durch das Glas materiell eingenommen wird (Weiß 2005: 112). Nach dieser Sichtweise umfassen die Orte von Behälterobjekten auch ihren leeren Innenraum (vgl. Casati/Varzi 1994, 1997, 1999). Darüber hinaus ist der Ort, den ein Objekt in der Auffassung des Menschen einnimmt, nicht unanhängig [sic] vom aktuellen Handlungs- und Situationszusammenhang. Vielleicht nimmt das Weinglas einen anderen Ort ein, je nachdem ob man Wein daraus trinkt oder es in der Spülmaschine plaziert [sic] (Weiß 2005: 112). Dass [sic] heißt, dass hier situationsspezifische Aspekte der Raumauffassung eine Rolle spielen.

Ein wichtiger Punkt bei der Definition von Regionen von Miller/Johnson-Laird (1976) ist, dass Regionen an Objekten bzw. ihren Eigenschaften festgemacht werden. Objektregionen lassen sich nicht direkt wahrnehmen, sondern sind nach Miller/Johnson-Laird (1976: 59) etwas Konzeptuelles - die Regionenzuschreibung an Objekte ist eher eine Frage der kognitiven Attribution bzw. Objektauffassung als der direkten Wahrnehmung (vgl. auch Klein 1990). Weiter hängt die Beschaffenheit von Objekt-Regionen mit dem Wissen über die Funktion eines Objekts sowie über die Art des Umgangs mit dem Objekt zusammen und nach Miller/Johnson-Laird (1976) kann man die Region eines Objekts als Bereich der typischen Interaktionen mit den betreffenden Objekten kennzeichnen. Ein Beispiel – es kann angenommen werden, dass die typische Interaktions-Region eines Stuhls (Miller/Johnson-Laird 1976: 59, vgl. auch Wunderlich 1982: 6) der Bereich ist, auf dem man üblicherweise sitzt. Dieser Bereich ist gegenüber den anderen Seiten hervorgehoben, wird als Vorderseite aufgefasst und weist gegenüber den anderen Seiten eine größere Ausdehnung auf als die anderen Teil-Bereiche des Stuhls. Die Zuschreibung der Vorderseite bezüglich dieses Bereiches beruht auf der üblichen Funktion eines Stuhls als Sitzmöbel zu dienen. Die Funktion bedingt die Gestalt des Stuhls und die Auffassung darüber – seine Seiten und regionale Bereiche. Erst dann kann ein LO in dem VOR-Bereich als vor dem Stuhl lokalisiert werden. Wie dann konkret dieser VOR-Bereich beschaffen ist – wie weit seine Erstreckung reicht, hängt ebenfalls an den Eigenschaften des betreffenden Stuhls, an seiner Größe, aber auch an der konkreten Situation, in der die Auffassung der räumlichen Beziehung zwischen den betreffenden Objekten erfolgt. In die Bestimmung der Regionen gehen im einzelnen Fall „viele kognitive und emotionale Faktoren ein“ (Klein 1990: 35). Diese Relation kann dann eventuell sprachlich umgesetzt werden.


Casati, Roberto; Varzi, Achille C. (1994): Holes and Other Superficialties. Massachusetts, Cambridge: MIT Press.

Casati, Roberto; Varzi, Achille C. (1997): 50 Years of Events: An Annotated Bibliography, 1947 to 1997. Bowling Green, Ohio: Philosophy Documentation Center, Bowling Green State University.

Casati, Roberto; Varzi, Achille C. (1999): Parts and places: the structures of spatial representations. Massachusetts, Cambridge: MIT Press.

Klein, Wolfgang (1990): Überall und nirgendwo. Subjektive und objektive Momente in der Raumreferenz. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 78, 9-42.

Klein, Wolfgang (1991): Raumausdrücke. In: Linguistische Berichte 132, 77-114.

Klein, Wolfgang (1994): Keine Känguruhs zur Linken – über die Variabilität von Raumvorstellungen und ihren Ausdruck in der Sprache. In: Kornadt, Hans J.; Grabowski, Joachim; Mangold-Allwin, Roland (Hrsg.): Sprache und Kognition. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag, 163-182.

Miller, George A.; Johnson-Laird, Philip N. (1976): Language and perception. Cambridge, Mass.: Belknap Press of Harvard Univ. Press.

Weiß, Petra (2005): Raumrelationen und Objekt-Regionen: psycholinguistische Überlegungen zur Bildung lokalisationsspezifischer Teilräume. Wiesbaden: DUV/GWV Fachverlage.

Wunderlich, Dieter (1982a): Sprache und Raum I. In: Studium Linguistik 12, 1-19.

Wunderlich, Dieter (1982b): Sprache und Raum II. In: Studium Linguistik 13, 37-59.

[Seite 112:]

Der Ort, den ein Objekt einnimmt, kann auch - um ihn z.B. von der ein Objekt und seinen Ort umgebenden Region (siehe unten) zu unterscheiden - als Eigen-Ort des Objektes bezeichnet werden (vgl. Klein, 1991, 1994).

Bei der Relation zwischen einem Objekt und dem Ort, den es einnimmt, handelt es sich - selbst bei materiellen Objekten - um ein kompliziertes psychologisches Problem, das sich nicht allein aus der physikalischen Körperstruktur der Objekte ableiten lässt. [...] Somit würde der Eigen-Ort eines Weinglases in etwa die umhüllende Kontur dieses Objektes betreffen und nicht nur das, was tatsächlich durch das Glas materialiter an Platz eingenommen wird. Nach dieser Sichtweise umfassen die Örter von Behälterobjekten auch ihren leeren Innenraum (vgl. Casati & Varzi, 1994, 1997, 1999). Darüber hinaus ist der Ort, den ein Objekt in der Auffassung des Menschen einnimmt, auch nicht unabhängig vom aktuellen Handlungs- und Situationszusammenhang. Vielleicht nimmt das Weinglas einen anderen Ort ein, je nachdem, ob man seinen Rotwein daraus trinkt oder ob es darum geht, das Glas in der Spülmaschine zu platzieren. Das heißt, dass auch hier situationsspezifische Aspekte der Raumauffassung eine Rolle spielen (vgl. Abschnitt 2.4).

[Seite 113:]

Der zentrale Punkt bei der von Miller und Johnson-Laird (1976) eingebrachten Definition von Regionen ist, dass Regionen an Objekten bzw. ihren Eigenschaften festgemacht werden.

[Seite 114:]

Objekt-Regionen lassen sich somit auch nicht direkt wahrnehmen, sondern sind nach Miller und Johnson-Laird (1976, S. 59) etwas Konzeptuelles:

[...]

Somit ist die Frage der Regionenzuschreibung an Objekte eher eine Frage der kog­nitiven Attribution bzw. Objektauffassung als der direkten Wahrnehmung (vgl. z.B. auch Klein, 1990).

Nach Miller und Johnson-Laird (1976) kann man die Region eines Objektes als Bereich der typischen Interaktionen mit den betreffenden Objekten kennzeichnen. Somit hängt die Beschaffenheit von Objekt-Regionen mit dem Wissen über die Funktion eines Objektes sowie über die Art des menschlichen Umgangs mit einem Objekt zusammen.

Zum Beispiel ist anzunehmen, dass die charakteristische Interaktions-Region (region of interaction; Miller & Johnson-Laird, 1976, S. 59; vgl. Wunderlich, 1982, S. 6) eines Stuhles - zumindest für einen erwachsenen Benutzer - der Bereich ist, in dem man sich üblicherweise aufhält, wenn man ihn als Sitzgelegenheit verwendet. Dieser Bereich ist vermutlich auf der Seite, die in der Regel als Vorderseite aufgefasst wird, gegenüber den anderen Seiten hervorgehoben und weist entsprechend eine größere Ausdehnung auf als die anderen Teil-Bereiche um den Stuhl. Diese Zuschreibung der Vorderseite und des VOR-Raumes beruht nun aber nicht auf der Verwendung der Präposition „vor“ für räumliche Relationen bezüglich dieser Seite bzw. dieses Bereiches des Stuhls, sondern auf der üblichen Funktion und damit einher gehenden Ausgestaltung eines Stuhles als Sitzmöbel. Die Funktion bedingt die Gestaltung des Stuhles, diese die Auffassung seiner Seiten und regionalen Bereiche; und dann kann ein anderes Objekt (oder ein Mensch) in dem betreffenden (VOR-)Bereich als vor dem Stuhl lokalisiert werden (vgl. auch Abschnitt 3.1.3.3).

[...] Wie dann konkret dieser VOR-Bereich beschaffen ist, d.h. z.B. wie weit seine Extension reicht, hängt zum einen ebenfalls an Eigenschaften des betreffenden Stuhles, z.B. an seiner Größe, aber auch an der konkreten Situation, in der die Auffassung der räumlichen Beziehung zwischen den betreffenden Objekten erfolgt.

[Seite 116:]

Aufgrund der situativ gegebenen Überlappung der Regionen der beiden Objekte werden sie in einer räumlichen Beziehung zueinander aufgefasst; diese Relation kann dann evtl. sprachlich umgesetzt werden z.B. als „ZO ist (nahe) bei R“.

[Seite 118:]

„Was man als diese Regio im einzelnen Fall ansieht, ist schwer in allgemeiner Form zu sagen. Maßgeblich ist sicher nicht eine metrische Entfernung, sondern in seine Bestimmung gehen viele kognitive und emotionale Faktoren ein.“ (Klein, 1990, S. 35).


Casati, R. & Varzi, A. C. (1994). Holes and other superficialities. Cambridge, MA: MIT Press.

Casati, R. & Varzi, A. C. (1997). Spatial entities. In O. Stock (Hrsg.), Spatial and temporal reasoning (S. 73-96). Dordrecht: Kluwer.

Casati, R. & Varzi, A. C. (1999). Parts and places: The structures of spatial representation. Cambridge, MA: MIT Press.

Klein, W. (1990). Überall und nirgendwo. Subjektive und objektive Momente in der Raumreferenz. Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik, 78, 9-42.

Klein, W. (1991). Raumausdrücke. Linguistische Berichte, 132, 77-114.

Klein, W. (1994). Keine Känguruhs zur Linken - über die Variabilität von Raumvorstellungen und ihren Ausdruck in der Sprache. In H.-J. Kornadt, J. Grabowski & R. Mangold-Allwinn (Hrsg.), Sprache und Kognition: Perspektiven moderner Sprachpsychologie (S. 163-182). Heidelberg: Spektrum, Akademischer Verlag.

Miller, G. A. & Johnson-Laird, P. N. (1976). Language and perception. Cambridge: Cambridge University Press.

Wunderlich, D. (1982). Sprache und Raum. Studium Linguistik, 12/13, 1-19/37-59.

Anmerkungen

Die eigentliche Quelle ist zwar zweimal genannt, doch bleibt Rezipienten mangels Kennzeichnung verborgen, dass die Übernahme

a) an mehreren Stellen sehr wortlautnah bis -identisch ausfällt,

b) sie sich auch danach noch lange fortsetzt,

c) sie nicht nur aus der in den beiden Referenzen angebenen Seite 112, sondern von vier weiteren Seiten daraus erfolgt, und dass

d) die zahlreichen weiteren zu findenden Referenzen kein Resultat einer eigenständigen Rezeptionsleistung sind, sondern sie ebenfalls von Weiß 2005 übernommen wurden.

Wiederholung: "Dass [sic] heißt, dass hier [...]", siehe Fragment 072 20.

Klassischer Kopierfehler: "Wunderlich 1982" gibt es im Literaturverzeichnis von Dt nicht.

Sichter
(Klgn) Schumann



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