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Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Schumann
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 11, Zeilen: 1-21, 24-29
Quelle: Herrmann Schweizer 1998
Seite(n): 17, 18, Zeilen: 17: letzter Absatz; 18: 1 ff.
[Die Wahrnehmung unserer räumlichen Umgebung ist generell dreidimensional und diese Tatsache ist bei allen unseren raumbezogenen Handlungen be-]reits vorausgesetzt (vgl. Allesch 1931, Stern 1930, Franklin/Tversky 1990, Talmy 1983). Aus der zweidimensionalen Abbildung der Umgebung auf der Netzhaut beim visuellen Wahrnehmen die Dreidimensionalität des Raums zu (re)konstruieren, gehört zu den größten kognitiven Leistungen des Hirns (Bruce/Green 1985, Eimer 1993). Die drei Erstreckungen des vom Menschen kognizierten Raums sind die Vertikale, die Sagittale und die zweite Horizontale. Unser Gleichgewichts- oder Gravitationssinn, dessen anatomischer Ort sich im Vorhof und in den Bogengängen unseres Innenohrs befindet, liefert wesentliche Informationen für die Unterscheidung von oben und unten. Die Gravitationsinformation ist für die Kognition der räumlichen Vertikale sehr wichtig. Die Sagittale (lat. sagitta: der Pfeil) verfolgt die horizontale räumliche Erstreckung und wird auch als erste Horizontale bezeichnet. Die Anordnung unserer Sinnesorgane vorn, unsere Hauptbewegungsrichtung nach vorn und die Vorn-Hinten-Asymmetrie unseres Körpers ergeben das Muster für die Erstreckung des phänomenalen Raums nach vorn und hinten (Tversky 1991, Vater 1996). Bezogen auf unseren Körper können wir unsere räumliche Umgebung leicht in einen Vorbereich und einen Hinterbereich einteilen. Die zweite Horizontale (Transversale), diese Rechts-Links-Achse, ist nicht so wie die beiden anderen Dimensionen mit der asymmetrischen Beschaffenheit unseres Körpers verbunden. Die Folge davon ist unsere notorische Unsicherheit mit links und rechts kognitiv umzugehen (Levelt 1982b, Olson/Laxar 1973).

[...]

Unser Gravitationssinn und unsere körperliche Vorn-Hinten-Asymmetrie bilden fundamentale anthropologische Grundlagen für die kognitive Strukturierung der räumlichen Umgebung (Franklin/Tversky 1990, Grabowski 1996). Das Hin- und Zurückfinden, das Heimfinden und das Abschätzen von Entfernungen müssen wir schon in der frühen Kindheit lernen, genauso aber auch uns in komplexen räumlichen Umgebungen zu orientieren (Olson 1975, Pia-[get/Inhelder 1975) - das gehört zu den erforderlichen Voraussetzungen für die Lebensbewältigung (Poucet 1993).]


Grabowski, Joachim (1996): Determinanten der Interpretation dimensionaler Lokalisationsäußerungen: Experimente in fünf Sprachen. In: Sprache und Kognition 15;4: 234-250.

Levelt, Willem J.M. (1982): Cognitive styles in the use of spatial direction terms. In: Jarvella, Robert J.; Klein, Wolfgang (Eds.): Speech, place and action: studies in deixis and related topics. Chichester: John Wiley, 251-266.

Levelt, Willem J.M. (1982): Linearization in Describing Spatial Networks. In: Peters, Stanley; Saarinen, Esa (Hrsg.): Processes, Beliefs, and Questions. Essays on Formal Semantics of Natural Language and Natural Language Processing. Dordrecht: Reidel, 199-220.

Piaget, Jean; Inhelder, Bärbel (1975): Die Entwicklung des räumlichen Denkens beim Kinde. Gesammelte Werke Bd. 6 (Studienausgabe). Stuttgart: Klett Verlag.

Poucet, Bruno (1993): Spatial cognitive maps in animals: new hypotheses on their structure and neural mechanisms. In: Psychological Review 100, 163-182.

Stern, William (1930): Studien zur Personwissenschaft. Erster Teil: Personalistik als Wissenschaft. Leipzig: Barth.

Talmy, Leonard (1983): How language structures space. In: Pick, H. & Acredo, L. (eds.) Spatial orientation: Theory, research, and application. New York: Plenum, 225-283.

Vater, Heinz (1996): Einführung in die Sprachwissenschaft. München: Fink.

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Wir nehmen unsere räumliche Umgebung generell dreidimensional wahr, und die Dreidimensionalität des Raums ist bei allen unseren raumbezogenen Handlungen bereits vorausgesetzt. (Vgl. dazu v. Allesch, 1931; Stern, 1930; sowie Franklin & Tversky, 1990; Talmy, 1983.) Es gehört zu den größten

[Seite 18:]

kognitiven Leistungen des Hirns, beim visuellen Wahrnehmen aus der zweidimensionalen Abbildung der Umgebung auf der Netzhaut die Dreidimensionalität des Raums zu (re-) konstruieren (vgl. auch Bruce & Green, 1985; Eimer, 1993). Wir nennen die drei Erstreckungen des vom Menschen kognizierten Raums die Vertikale, die Sagittale und die Zweite Horizontale:

1. Die Vertikale: Der Vorhof und die Bogengänge unseres Innenohrs sind der anatomische Ort des Gleichgewichts- oder Gravitationssinnes (z.B. Birbaumer & Schmidt, 1991, S. 405 ff.; Klinke, 1985), der mit dem Gesichtssinn eng gekoppelt ist. Er liefert wesentliche Informationen für die fundamentale Unterscheidung von oben und unten. [...]

2. Die Sagittale: Die Vorn-hinten-Asymmetrie unseres Körpers, die Anordnung unserer Sinnesorgane (vorn) und unsere gut definierte Hauptbewegungsrichtung (nach vorn) ergeben das Muster für die Erstreckung des phänomenalen Raumes nach vorn und hinten (vgl. Tversky, 1991; s. auch Vater, 1996). Wir können unsere räumliche Umgebung, auf unseren Leib bezogen, leicht in einen Vorbereich und einen Hinterbereich einteilen. Diese horizontale räumliche Erstreckung folgt der sagittalen Raumachse bzw. der Sagittalen (von [lat.] sagitta = der Pfeil), die man auch als Erste Horizontale bezeichnet.

3. Die Zweite Horizontale: Die Rechts-links-Achse, die man auch die Zweite Horizontale nennt, ist, wenn man von der Dominanz einer unserer Hände (der „Händigkeit“) und ähnlichen nicht sehr markanten Asymmetriephänomenen absieht, nicht so wie die beiden anderen Dimensionen in der asymmetrischen Beschaffenheit unseres Leibes verankert. Die Folge davon ist unsere notorische Unsicherheit, mit links und rechts kognitiv umzugehen (z.B. Levelt, 1982b; Olson & Laxar, 1973).

Unser Gravitationssinn und unsere körperliche Vorn-hinten-Asymmetrie bilden fundamentale anthropologische Grundlagen für die kognitive Strukturierung unserer räumlichen Umgebung (Franklin & Tversky, 1990; Grabowski, 1996; Paillard, 1991; Stern, 1930).

Wir können und müssen schon in der frühen Kindheit lernen, uns auch in komplexen räumlichen Umgebungen zu orientieren (Olson, 1975; Piaget & Inhelder, 1975; Pufall, 1975), denn das „Hinfinden“, das „Zurückfinden“, das „Heimfinden“, aber auch das Abschätzen von Entfernungen beim Springen u. dgl. gehören zu den unentbehrlichen Voraussetzungen für die Lebensbewältigung (Poucet, 1993).


Allesch, J. v. (1931). Zur nichteuklidischen Struktur des phänomenalen Raumes. Jena: Fischer.

Birbaumer, N. & Schmidt, R. F. (1991). Biologische Psychologie (2. Aufl.). Berlin: Springer.

Bruce, V. & Green, P. R. (1985). Visual perception, physiology, psychology and ecology. London: Erlbaum.

Eimer, M. (1993). Stereoskopische Tiefenwahrnehmung. In W. Prinz & B. Bridgeman (Hrsg.), Enzyklopädie der Psychologie(C, Serie II, Bd. 1) (S. 93-135). Göttingen: Hogrefe.

Franklin, N. & Tversky, B. (1990). Searching imagined environments. Journal of Experimental Psychology: General, 1, 63-76.

Grabowski, J. (1996). Die Raumauffassung des Menschen und ihr Ausdruck in der Sprache: Determinanten der Verwendung dimensionaler Präpositionen. Unveröffentl. Habilitationsschrift. Mannheim: Universität Mannheim.

Klinke, R. (1985). Physiologie des Gleichgewichtssinnes, des Hörens und des Sprechens. In R. F. Schmidt & G. Thews (Hrsg.), Physiologie des Menschen (22. Aufl.) (S. 300-327). Berlin: Springer.

Levelt, W. J. M. (1982b). Cognitive styles in the use of spatial direction terms. In R. J. Jarvella & W. Klein (Eds.), Speech, place, and action (pp. 251-266). New York: Wiley & Sons.

Olson, D. R. (1975). On the relations between spatial and linguistic processes. In J. Eliot & N. J. Salkind (Eds.), Children's spatial development (S. 67-110). Springfield: Thomas.

Olson, G.M. & Laxar, K. (1973). Asymmetries in processing the terms “right” and “left”. Journal of Experimental Psychology, 100, 284-290.

Paillard, J. (1991). Motor and representational framing of space. In J. Paillard (Ed.), Brain and Space (pp. 163-182). Oxford: Oxford University Press.

Piaget, J. & Inhelder, B. (1975). Die Entwicklung des räumlichen Denkens beim Kinde (Gesammelte Werke, Bd. 6). Stuttgart: Klett.

Poucet, B. (1993). Spatial cognitive maps in animals: new hypotheses on their structure and neural mechanisms. Psychological Review, 100, 163-182.

Pufall, P. B. (1975). Egocentrismin spatial thinking: it depends on your point of view. Developmental Psychology, 11, 297-303.

Stern, W. (1930). Studien zur Personwissenschaft. Erster Teil: Personalistik als Wissenschaft. Leipzig: Barth.

Talmy, L. (1983). How language structures space. In H. L. Pick & L. P. Acredolo (Eds.), Spatial orientation. Theory, research, and application (pp. 225-282). New York: Plenum Press.

Tversky, B. (1991). Spatial mental models. The psychology of learning and motivation, 27, 109-145.

Vater, H. (1996). Textuelle Funktionen von Tempora. In G. Harras & M. Bierwisch (Hrsg.), Wenn die Semantik arbeitet (Klaus Baumgärtner zum 65. Geburtstag) (S. 237-255). Tübingen: Niemeyer.

Anmerkungen

Kein Hinweis auf die eigentliche Quelle - aus der auch 15 Referenzen mitübernommen werden.

Für folgende Kurzreferenzen gibt es im Literaturverzeichnis keine Einträge:

  • Allesch 1931
  • Bruce/Green 1985
  • Eimer 1993
  • Franklin/Tversky 1990
  • Olson 1975
  • Olson/Laxar 1973
  • Tversky 1991.

Klassischer Kopierfehler: "Levelt 1982b" gibt es im Literaturverzeichnis von Dt nicht.

In der kleinen Auslassung befindet sich Fragment 011 22.

Sichter
(Schumann), SleepyHollow02