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Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Schumann
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 14, Zeilen: 9-16, 19-33
Quelle: Herrmann Schweizer 1998
Seite(n): 22, 43, 44, 45, 46, Zeilen: 22: 21 ff.; 43: 2 ff.; 44: 26 ff.; 45: 1 ff., letzte Zeile; 46: 1, 10 ff.
Bezüglich des Lokalisierens eines Objekts zu einem anderen stellt sich zunächst die Frage nach der Selektion der Objekte: Warum sagt man „Rostock liegt an der Ostsee“ und nicht „die Ostsee liegt an Rostock“. Das Objekt, um dessen räumliche Relation zu einem anderen Objekt es sich handelt, wird als das zu lokalisierende Objekt (LO) und das Objekt, auf das das LO räumlich bezogen werden soll, als Bezugsobjekt (BO) bezeichnet. Wovon hängt es ab, dass eines von mehreren Objekten zum LO wird und wovon, dass ein anderes zum BO wird? [...]

Es ist ersichtlich, dass der Rezipient das BO und dessen Ort schon kennen sollte, bevor das LO durch entsprechende sprachliche Mittel an das BO angebunden wird - wenn der Rezipient nicht weiß, wo die Ostsee liegt, ist es natürlich sinnlos zu sagen, dass Rostock an der Ostsee liegt. In der Regel muss das BO identifiziert worden sein, bevor man das LO dazu plaziert. Man kann die LO- und BO-Wahl damit begründen, dass der Sprachproduzent sich bemüht so zu formulieren, dass „die Inhalte des Partnerbewusstseins zielführend und informativ modifiziert werden“ (Herrmann/Schweizer 1998: 44), um dem Partner das Verständnis zu ermöglichen bzw. zu erleichtern und er während der Rezeption leicht eine interne Repräsentation aufbauen kann. Natürlich hängt die Wahl von LO und BO auch damit zusammen, wie der Produzent der Äußerung selbst die jeweilige Raumkonstellation kogniziert - wenn jemand eine Raumkonstellation betrachtet, sich daran erinnert oder sich eine solche ausdenkt, so muss er vor jeder Sprachproduktion das zu Verbalisierende intern repräsentieren (vgl. Baddeley 1990: 97ff).


Baddeley, Alan D. (1990): Human memory. Theory and practice. Bostan u.a.: Allyn and Bacon.

Herrmann, Theo; Schweizer, Karin (1998): Sprechen über Raum: sprachliches Lokalisieren und seine kognitiven Grundlagen. 1. Aufl., Bern u.a.: Huber.

[Seite 43:]

Was das „Anbinden“ eines intendierten Objekts an ein anderes Objekt, das Relatum, betrifft, so stellt sich zunächst die Frage nach der Selektion von O1 und R: Wovon hängt es ab, daß eines von mehreren Objekten zum intendierten Objekt O1 wird, und wovon, daß ein anderes zum Relatum R wird”? Warum sagt der Sprecher in einem der obigen Beispiele: „Neckarhausen (= O1) zieht sich am Neckar (= R) entlang.“ und nicht: „Der Neckar (= O1) zieht sich an Neckarhausen (= R) entlang.“?

[Seite 22:]

Das Objekt, um dessen räumliche Relation zu einem anderen Objekt (oder zu mehreren anderen Objekten) es sich handelt (z.B. Zange), soll in diesem Buch als intendiertes Objekt Oi, das Objekt, auf das Oi räumlich bezogen werden soll (z.B. Auto), als Relatumobjekt (kurz: Relatum) R bezeichnet werden.

[Seite 44:]

Es ist einleuchtend, daß der Partner das Relatum und dessen Ort schon kennen sollte, bevor das intendierte Objekt durch entsprechende sprachliche Mittel an das Relatum angebunden wird. Wenn der Partner nicht weiß, welcher Schrank gemeint ist bzw. wo der Schrank steht, ist es offensichtlich sinnlos zu sagen: „Der Schlüssel liegt links vom Schrank.“ Insofern ist der hier interessierende Gesichtspunkt eng mit dem schon kurz erläuterten Linearisierungsproblem (s. oben Abschnitt 2.2) verknüpft: Vom Relatum ist oft - wenn auch nicht immer- früher die Rede als vom intendierten Objekt, denn im allgemeinen muß das Relatum identifiziert sein, bevor man das intendierte Objekt identifizieren kann.

Welches von zwei Objekten zu Oi wird und welches zu R, kann auf zweierlei Weise begründet werden. Wir unterscheiden verständniserleichternde Oi-Wahlen und solche, die auf die sprecherseitige Situationsauffassung zurückzuführen sind:

l. Man kann die Oi- und R-Wahl damit begründen, daß der Sprecher möglichst so formuliert, daß damit die Inhalte des Partnerbewußtseins zielführend und informativ modifiziert werden. Man

[Seite 45:]

kann auch sagen: Man wählt Oi und R, um dem Partner das Verständnis zu ermöglichen beziehungsweise zu erleichtern.

[...]

Und doch erscheint die Äußerung kohärent, der Hörer kann während der Re-

[Seite 46:]

zeption des Gesprochenen leicht eine interne Repräsentation aufbauen. [...]

Auffassungsbedingte Oi-Wahlen: Die sprecherseitige Oi-Wahl und die korrespondierende R-Wahl hängen auch damit zusammen, wie der Sprecher selbst die jeweilige Raumkonstellation kogniziert. Wenn jemand eine Raumkonstellation betrachtet, wenn er sich an eine Raumkonstellation erinnert oder wenn er sich eine solche ausdenkt, so muß er, wie wir im vorstehenden Kapitel ausgeführt haben, vor jeder Sprachproduktion das zu Verbalisierende intern repräsentieren (vgl. auch Baddeley, 1990, S. 97 ff.).


Baddeley, A. D. (1990). Human memory. Theory and practice. Boston: Allyn and Bacon.

Anmerkungen

Die Quelle ist lediglich für ein kurzes wörtliches Zitat (Sequenz von 9 Wörtern) angegeben - dass auch der weitere Inhalt der beiden Absätze daraus übernommen wurde (nur die Beispiele werden ausgetauscht), bleibt Rezipienten mangels Kennzeichnung verborgen.

Sichter
(Schumann), SleepyHollow02