VroniPlag Wiki

This Wiki is best viewed in Firefox with Adblock plus extension.

MEHR ERFAHREN

VroniPlag Wiki
Registrieren


Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Schumann
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 22, Zeilen: 2-33, 34-40
Quelle: Herrmann Schweizer 1998
Seite(n): 18, 19, 20, Zeilen: 18: 40 ff.; 19: 1 ff., 20: 7 ff., 21 ff.
Unser Gedächtnis ist so veranlagt, dass sich in ihm Raumerfahrungen speichern und aus ihm abrufen lassen (Downs/Stea 1977, Engelkamp 1990). Die Leistungen des Speicherns und des Abrufens räumlicher Gegebenheiten sind variabel und hängen von den Bedingungen ab. So muss der Mensch bei jeder Eigenbewegung die interne Repräsentation (innere Abbildung) der wahrgenommenen oder vorgestellten räumlichen Gegebenheiten - Entfernungen, Richtungen von Objekten usw. ändern, also diese interne Repräsentation aktualisieren. Das gelingt besser, wenn der Mensch bei der Eigenbewegung die Körperrichtung beibehält (Translation), als wenn er seine Körperachse dreht (Rotation) (vgl. dazu Herrmann/Schweizer 1998: 19ff.).

Die Erfahrungen, die der Mensch mit ein und demselben Raum macht, sind diskrepant oder doch sehr heterogen. Wenn eine bestimmte konstante Eingangsinformation bzw. ein bestimmter Reiz-Input aus der räumlichen Umgebung vorliegt, die von mehreren Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt oder von einem Menschen in verschiedenen Zeitpunkten aufgenommen wird, kann die variable kognitive Verarbeitung zu höchst unterschiedlichen inneren Abbildungen (internen Repräsentationen) der Information führen. Herrmann/Schweizer (1998: 20 ff.) demonstrieren es anhand drei [sic] Beispiele:

Im ersten Beispiel geht es um die Unterschiedlichkeit der Raumkognition von drei Menschen, die gemeinsam durch eine Stadt gehen. Die räumliche objektiv-physikalische Umgebung sei also für alle drei gleich. Dem Ersten ist die Stadt noch völlig unbekannt und bei diesem ersten Gang prägen sich in sein Gedächtnis nur wenige, auffällige, am Wege befindliche Objekte (Geschäfte, Häuser, Mauern, Bäume u.a.) oder feste Objekte im Raum mit hervorstechender Gestalt, Größe oder Funktion (Kirche, Rathaus, Markt, Schule usw.), sog. Wegmarken, ein. Darüber hinaus noch einige weit sichtbare Orientierungspunkte (z.B. ein Fernsehturm oder ein Burgberg), bzw. Landmarken.

Am Ende der Route hat er ein Wissen erworben, das man als Wegmarkenwissen bezeichnen kann (Siegel/White 1975, Sutton/Barto 1981). Er könnte über einige Details seines Weges berichten, doch könnte er dieselbe Route nicht noch einmal allein gehen und er könnte erst recht nicht auf derselben Route den Rückweg finden. [...] Der Zweite ist dieselbe Route schon mehrmals gegangen, aber immer nur diese Route. Den Rest der Stadt kennt er nicht. Er gewinnt beim Gang durch die Stadt ein detailliertes und stabilisiertes Wissen über diese Route. Dank dieses Routenwissens kann er den Weg noch einmal allein gehen und auch auf demselben Weg zurück an den Ausgangspunkt gelangen (Gillner/Mallot 1997, Herrmann/Schweizer/Janzen/Katz 1998). Der Dritte ist mehrmalig auf dieser und auf noch einigen anderen Routen durch die Stadt [gegangen.]


Downs, Roger M.; Donald Stea (1977): Maps in Minds: Reflections on Cognitive Mapping. NY: Harper & Row.

Engelkamp, Johannes (1990): Das menschliche Gedächtnis. Das Erinnern von Sprache, Bildern und Handlungen. Göttingen: Verlag für Psychologie.

Gillner, Sabine ;Mallot, Hanspeter A. (1997): Navigation and acquisition of spatial knowledge in a virtual maze. In: Journal of Cognitive Neuroscience 10: 445-463.

Herrmann, Theo; Schweizer, Karin (1998): Sprechen über Raum: sprachliches Lokalisieren und seine kognitiven Grundlagen. 1. Aufl., Bern u.a.: Huber.

Herrmann, Theo; Karin Schweizer; Gabriele Janzen und Steffi Katz (1998): Routen- und Überblickswissen - konzeptuelle Überlegungen. Zeitschrift Kognitionswissenschaft, Springer Berlin,Heidelberg, 145-159.

Siegel, Alexander W.; White, Sheldon H. (1975): The development of spatial representations of large-scale environments. In: Reese, Hayne Waring (Hrsg.): Advances in child development and behavior. Vol. 10. New York: Academic Press, 9-55.

Sutton, Richard S.; Barto, Andrew G. (1981): Neural problem solving. Amherst, Mass.:Department of Computer and Information Science, University of Massachusetts.

[Seite 18:]

Unser Gedächtnis ist so angelegt, daß sich in ihm Raumerfahrungen in effektiver Weise speichern und aus ihm zielführend abrufen lassen (Downs & Stea, 1977, Engelkamp, 1990). Gleichwohl kennt die Psychologie inzwischen eine Reihe gut untersuchter Bedingungen, von denen die variablen Leistungen des Speicherns und des Abrufs räumlicher Gegebenheiten abhängt. Ein Beispiel: Der Mensch ist bei jeder Eigen-

[Seite 19:]

bewegung gezwungen, die interne Repräsentation der von ihm wahrgenommenen oder auch vorgestellten räumlichen Gegebenheiten, also Entfernungen, Richtungen von Objekten usf. je nach erfolgter Eigenbewegung zu ändern, diese internen Repräsentationen also zu aktualisieren. Dies gelingt besser, wenn der Mensch bei den Eigenbewegungen die Körperrichtung beibehält (= Translationen), als wenn er seine Körperachse dreht (= Rotationen).

[Seite 20:]

Zu den diskrepanten oder doch sehr heterogenen Erfahrungen einer einzigen Realität, von denen Traxel spricht, gehören auch die Erfahrungen, die der Mensch mit dem Raum macht, welcher ihn umgibt und in dem er handelt. Nehmen wir den Fall, daß - physikalisch betrachtet - ein bestimmter räumlicher „Reiz-Input“, also eine bestimmte Eingangsinformation, vorliegt, die von mehreren Menschen zu einem bestimmten Augenblick oder die von einem Menschen zu verschiedenen Zeitpunkten aus der räumlichen Umgebung aufgenommen wird: Die variable kognitive Verarbeitung dieser immer gleichen Information kann zu höchst unterschiedlichen inneren Abbildungen (internen Repräsentationen) der Information führen. [...]

[...]

Drei Menschen gehen gemeinsam auf einer bestimmten Route durch eine Stadt. Die räumliche Umgebung sei also für alle drei, objektiv-physikalisch betrachtet, in Annäherung gleich. Dem einen aber ist die Stadt, durch die er geht, noch völlig unbekannt. Ihm prägen sich bei diesem ersten Gang nur wenige, auffällige, am Wege befindliche Objekte (Häuser, Mauern, Bäume usf.), sog. Wegmarken, und darüber hinaus noch einige weit sichtbare Orientierungspunkte bzw. Landmarken (z.B. ein Fernsehturm oder ein Burgberg) ein. Am Ende der Route hat er ein Wissen erworben, das man als Wegmarkenwissen bezeichnen kann (Siegel & White, 1975; Sutton & Barto, 1981). Im Besitz dieses Wissens könnte er jetzt über einige Details seines Weges berichten, doch könnte er dieselbe Route nicht noch einmal allein gehen, und er könnte erst recht nicht auf derselben Route den Rückweg finden. - Der zweite ist dieselbe Route schon mehrmals gegangen, aber eben nur diese Route. Einen Überblick über die Stadt besitzt er nicht. Er gewinnt beim Gang durch die Stadt ein verfeinertes und stabilisiertes Wissen über eben diese Route. Dieses Routenwissen versetzt ihn in die Lage, den Weg noch einmal allein zu gehen und auch auf demselben Weg zurück an den Ausgangspunkt zu gelangen (Gillner & Mallot, 1997; Herrmann, Schweizer, Janzen & Katz, i. Dr.). - Der dritte ist nicht nur wiederholt auf dieser Route, sondern noch auf einigen anderen Routen durch die Stadt gegangen.

Downs, R.M. & Stea, D. (1977). Maps in minds: reflections on cognitive mapping. New York: Harper & Row.

Engelkamp, J. (1990). Das menschliche Gedächtnis: das Erinnern von Sprache, Bildern und Handlungen. Göttingen: Hogrefe.

Gillner, S. & Mallot, H. A. (1997). Navigation and acquisition ofspatial knowledge in a virtual maze (Technical Report No. 45). Tübingen: Max-Planck-Institut.

Herrmann, Th., Schweizer, Karin, Janzen, G & Katz, S. (i. Dr.). Routen- und Überblickswissenkonzeptuelle Überlegungen. Kognitionswissenschaft

Siegel, A. & White S. (1975). The development ofspatial representations of large-scale environments. In H. W. Reese (Ed.), Advances in child development and behavior (Vol. 10) (pp. 10-55). New York: Academic Press.

Sutton, R. S. & Barto, A. G. (1981). Towards a modern theory of adaptive networks: expectation and prediction. Psychological Review, 88, 135-170.

Traxel, W. (1974). Grundlagen und Methoden der Psychologie. Bern: Huber.

Anmerkungen

Die Quelle ist zwar zweimal genannt (beim ersten Mal nur zum Vergleich und auf den letzten Satz des ersten Absatzes bezogen), doch wird nicht klar, dass der Inhalt nahezu der ganzen Seite daraus abgeschrieben wurde.

Bei der Übernahme werden sechs Referenzen mitübernommen und wird damit eine Eigenständigkeit der Rezeption suggeriert, die tatsächlich von Herrmann/Schweizer geleistet worden war.

Die kurze Passage "feste Objekte im Raum mit hervorstechender Gestalt, Größe oder Funktion (Kirche, Rathaus, Markt, Schule" im vorletzten Absatz sowie ein - im Fragment ausgesparter - Satz ist aus Wunderlich 1982 übernommen, siehe Fragment 022 25.

Gillner/Mallot (1997), Herrmann/Schweizer/Janzen/Katz (1998) und Sutton/Barto (1981) werden in dieser Arbeit außer im Literaturverzeichnis nur hier genannt.

Sichter
(Schumann), SleepyHollow02