von Prof. Marina Hennig
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[1.] Mhe/Fragment 034 01 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2016-10-30 18:22:53 [[Benutzer:|]] | Fragment, Gesichtet, Mhe, Oesterreich 1996, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 34, Zeilen: 1-3, 15-21 |
Quelle: Oesterreich 1996 Seite(n): 31, 64, Zeilen: 31: 7 ff.; 64: 6 ff. |
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Er [Reich] geht davon aus, daß die bestehende Ordnung die psychischen Strukturen sämtlicher Gesellschaftsmitglieder formt und somit auch in den Menschen reproduziert wird, um sich so in ihnen affektiv zu verankern.
[...] „[...] Die charakterliche Struktur ist erstarrter soziologischer Prozeß einer bestimmten Epoche.“ (Reich 1971, S.18). [...] Die Sozialisation in der kleinbürgerlichen Familie, nach Reich das Spiegelbild gesellschaftlicher Autoritätsverhältnisse, unterdrückt die Bedürfnisse des Kindes und erzeugt somit ängstliche Menschen, die sich in Unterordnung und Anpassung flüchten. Im Zentrum des autoritären Verhaltens steht die Unterwerfungsbereitschaft. Sie ist als Produkt des Sozialisationsprozesses in jedem Individuum mehr oder weniger vorhanden, je nach Art der Sozialisation. Für Reich ist diese Unterwerfungsbereitschaft ein allgemein menschliches Bedürfnis. |
[Seite 64]
Er [Reich] geht davon aus, ".. daß bestimmten gesellschaftlichen Ordnungen bestimmte durchschnittliche Strukturen der Menschen zugeordnet sind, oder anders ausgedrückt, daß jede Gesellschaftsordnung sich diejenigen Charaktere schafft, die sie zu ihrem Bestände benötigt" (Reich 1933b, 12). Oder: "Indem aber diese Ordnung die psychischen Strukturen sämtlicher Gesellschaftsmitglieder zu formen beginnt, reproduziert sie sich in den Menschen. " (Reich 1933b, 13) Und schließlich: "Die charakterliche Struktur ist erstarrter soziologischer Prozeß einer bestimmten Epoche. " (Reich 1933b, 16) [Seite 31] Die Sozialisation in der kleinbürgerlichen Familie, die nach Reich ein Spiegelbild gesellschaftlicher Autoritätsverhältnisse ist, unterdrückt die Bedürfnisse des Kindes massiv und erzeugt dadurch ängstliche Menschen, die sich zur Abwehr dieser Angst in Anpassung und Unterordnung flüchten. Das Vorhandensein eines starken Führers erleichtert diesen Unterordnungsprozeß sicherlich, im Zentrum des autoritären Verhaltens steht jedoch die Unterwerfungsbereitschaft. Diese ist als Produkt des Sozialisationsprozesses in jedem Individuum vorhanden, allerdings je nach Art des Sozialisationsprozesses mehr oder minder stark ausgeprägt. Unterwerfungsbereitschaft entsteht von daher nicht nur in einer Massensituation, sondern sie ist ein allgemeines menschliches Bedürfnis. |
Kein Hinweis auf die eigentliche Quelle. Zu Beginn des Fragments wird auch eine Aussage vereinnahmt, die bei Oesterreich noch klar als wörtliches Zitat aus Reich (1933) ausgewiesen ist. Im darauf folgenden Absatz findet sich auch ein ausgewiesenes wörtliches Reich-Zitat (das hier bei der Zeilenzählung unberücksichtigt bleibt), das in der Quelle direkt an die obigen Ausführungen anschließt. Die Änderung von Jahr und Seitenzahl nährt die Hoffnung, dass hier kein Blindzitat vorliegt, sondern das Zitat in einer anderen Ausgabe (1971) noch einmal nachgeschlagen wurde. (Zu dieser Vermutung passt auch der – in der Arbeit sehr seltene – Umstand, dass der Inhalt wortlautkorrekt übernommen wurde.) |
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[2.] Mhe/Fragment 034 22 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2016-07-26 16:51:22 [[Benutzer:|]] | Fragment, Gesichtet, Mhe, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung, Weber-Kellermann 1996 |
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Untersuchte Arbeit: Seite: 34, Zeilen: 22-24 |
Quelle: Weber-Kellermann 1996 Seite(n): 186, Zeilen: 4 ff. |
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Max Horkheimer, Erich Fromm und Herbert Marcuse veröffentlichten 1936 ihr Studienmaterial über „Autorität und Familie“.
Auch Fromms Autoritätsstudie basiert auf dem Freudschen Persönlichkeitsmodell. „Er (Freud) nimmt im seelischen Apparat drei Instanzen an: Das >Es<, das >Ich< und das >Über-Ich<. Dies sind nicht Bezeichnungen für >Teile<. im statischen, sondern für Träger von Funktionen im dynamischen Sinne; nicht scharf abgegrenzt, sondern ineinander übergehend. Das >Es< ist die ursprüngliche und undifferenzierte Form des seelischen Apparates[...]. Das >Ich< ist der durch den direkten Einfluß der Außenwelt[...] veränderte Teil des >Es<. Es repräsentiert, was man Vernunft und Besonnenheit nennen kann, im Gegensatz zum >Es<, welches die Leidenschaften enthält. [...] Das >Über- Ich<, [...] ist die phylogenetisch letzte und heikelste Instanz des seelischen Apparates. Als seine Funktion bezeichnet Freud die Selbstbeobachtung, das moralische Gewissen, die Traumzensur und den Haupteinfluß bei der Verdrängung. [...] Die Entstehung des >Über-Ichs< bringt er in eine enge Beziehung zum Vater. Schon vor allen Objektbeziehungen identifiziert sich der kleine Knabe mit dem Vater, und hinter dem [Ichideal verbirgt sich die erste und bedeutsamste Identifizierung des Individuums, die mit dem Vater der persönlichen Vorzeit! “( (Fromm 1936, S. 81f.).] |
Max Horkheimer, Erich Fromm und Herbert Marcuse veröffentlichten aus der Emigration 1936 ihr Studienmaterial über »Autorität und Familie«10. Entscheidend für unseren Zusammenhang ist der »Sozialpsychologische Teil« von Erich Fromm (S. 77-135).
Fromm, geboren 1900, seit 1934 in den USA, gehört zu den Neo-freudianern. Auch seine Autoritätsstudie basiert auf dem Freudschen Persönlichkeitsmodell:
10) Horkheimer, Max (Hrsg.): Studien über Autorität in der Familie, 1936. |
Kein Hinweis auf Weber-Kellermann, obwohl deren Rezeption von Horkheimer, Fromm und Marcuse bis in die Einzelheiten der Materialauswahl übernommen wird. Die wörtlichen Zitate bleiben bei der Zeilenzählung unberücksichtigt. |
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