von Prof. Marina Hennig
Statistik und Sichtungsnachweis dieser Seite findet sich am Artikelende
[1.] Mhg/Fragment 056 03 - Diskussion Zuletzt bearbeitet: 2017-01-24 23:08:39 [[Benutzer:|]] | Dederichs 1999, Fragment, Gesichtet, Mhg, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung |
|
|
Untersuchte Arbeit: Seite: 56, Zeilen: 3-15, (16-31), 32-39 |
Quelle: Dederichs 1999 Seite(n): 97, Zeilen: 5 ff. |
---|---|
Soziale Beziehungen weisen heute ein hohes Spektrum an Vielfältigkeit und Multifunktionalität auf. Dennoch fuhren die Vergesellschaftungsprozesse nicht zu einer Vereinzelung der Individuen, denn sie knüpfen ihre Netze nach eigenen Wünschen und übernehmen die Verantwortung für den Erfolg der sozialen Beziehung. Diese neu entstehenden Gemeinschaften stabilisieren die Gesellschaft, indem sie als Wertvermittlungsinstanzen funktionieren. Eine solche Wert- und Normenvermittlung findet mit Hilfe von Interaktionen statt, welche mit einer Bemühung um Konsensherstellung verbunden sind. Individuum und Gesellschaft stehen sich dabei nicht in einem dualistischen Verhältnis von mangelnd integrierten Individuen und zugewiesenen Kollektiven gegenüber, sondern verkörpern unterschiedliche Niveaus von vergesellschafteter Gemeinschaft, die eine Einheit bilden. Auf diese Bipolarität weist bereits Simmel in seiner „Soziologie“ hin:
Dabei stellen die entstehenden Wertsysteme nicht nur Wertbezüge für die Familie, Nachbarschaft, Vereine usw. dar, sondern sie bilden auch die „sozio-kulturellen Überlieferungen“ für die nachfolgenden Generationen. Dadurch, dass Individuen heute ihre sozialen Beziehungen nach eigenen Wünschen eingehen, spielt das interpersonale und systemische Vertrauen im Rahmen der modernen Vergemeinschaftung eine immer größere Rolle. Ein solches aktives Vertrauen ist aber auch mit einer Reziprozitätserwartung verknüpft. |
Soziale Beziehungen sind vielfältiger und multifunktionaler geworden, sie decken das gesamte Kontinuum von traditionalen bis hin zu postmodernen Bindungen ab. Das Individuum ist durch die Vergesellschaftungsprozesse nicht der Vereinzelung ausgesetzt, sondern knüpft selbstbewußt neue Netze, ist aber für den Erfolg der Beziehung selbst verantwortlich. Die »neuen« Vergemeinschaftungen sind nicht nur Ausdruck eines individuell motivierten Identitätsbedürfnisses, sondern stabilisieren die Gesellschaft, indem sie als Vermittlungsinstanzen von Werten fungieren. Die Vermittlung von Normen gleicht aber nicht einer zentralistischen und systemischen Anleitung, sondern findet über Interaktion statt, wodurch Konsens oder Dissens hergestellt werden kann. Das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft ist keineswegs in der Bipolarität von anomischen Individuen und determinierendem Kollektiv verankert, sondern existiert in unterschiedlichen Niveaus vergesellschafteter Gemeinschaftlichkeit: konkreten Gemeinschaftsformen, die gemeinschaftliche und gesellschaftliche Elemente synthetisieren.64 Deren Wertsysteme bilden nicht nur die Bezugssysteme für Familien, Nachbarschaften, Freundschaften, Verbände, Vereine, Organisationen und Nationen, sondern sie sind auch das »sozio-kulturelle Gedächtnis« der nachwachsenden Generationen.
Ein sozialer Raum, der die komplexen Beziehungsformen rahmt, muß die Bedingungen schaffen, die den tendenziell fluktuierenden Beziehungen eine relative Stabilität geben, indem sie den Austausch konditional und normativ über die Teilsysteme des Handelns prägen. Hinzu kommt, daß die individualisierten Akteure potentielle Partner nach Persönlichkeitsmerkmalen auswählen, wodurch Beziehungen eine legitimierte Form erhalten. Vor allem das interpersonelle und eingeschränkt auch das systemische Vertrauen dient in den posttraditionalen Vergemeinschaftungen als Vorschuß, der eine Reziprozitätsgarantie beinhaltet. Wird ein Austausch neu situiert, kann Vertrauen auch eine Strategie sein, um einen anderen gefügig zu machen, vor allem in asymmetrischen Beziehungen.
64 Bereits Simmel (1968, S. 28) weist in seiner „Soziologie“ auf diese Dualität hin: „Das Wesentliche aber [...] ist dies, daß das Innerhalb und Außerhalb zwischen Individuum und Gesellschaft nicht zwei nebeneinander stehende Bestimmungen sind, [...], sondern daß sie die ganz einheitliche Position des sozial lebenden Menschen bezeichnen“. |
Kein Hinweis auf die eigentliche Quelle. Das erkennbar ebenfalls übernommene Simmel-Zitat wird nachgeschlagen und stark ausgebaut; es bleibt hier konservativ bei der Zeilenzählung unberücksichtigt). In der zweiten Fragmenthälfte ist der Grad an Umformulierung derart hoch, dass die Parallelen farblich nur noch bei einer Gegenüberstellung mit dem VroniPlag-Vergleichswerkzeug und Textlängeneinstellung 2 bzw. 1 sichtbar gemacht werden können. |
|
Letzte Bearbeitung dieser Seite: durch Benutzer:Schumann, Zeitstempel: 20170124231046