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Individuen und ihre sozialen Beziehungen

von Prof. Dr. Marina Hennig

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[1.] Mhg/Fragment 078 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2017-02-13 18:13:35 Schumann
Fragment, Gesichtet, Mhg, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Schweizer 1996, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
162.220.59.66
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 78, Zeilen: 1-17, 23-31, 101-102
Quelle: Schweizer 1996
Seite(n): 122, 123, 125, 126, Zeilen: 122: 3 ff.; 123: 24 ff.; 125: 37 ff., 126: 1 ff.
[Dafür sind große, weniger dichte sowie heterogene Netzwerke vorteilhafter als kleine, dichte und] homogene Netzwerke, in denen dieselbe Information nur multipliziert wird, da kaum neue Informationen hinzukommen (vgl. Burt 1992: 17).

Entscheidend ist nicht nur die Menge der Beziehungen, die Akteure aufbauen, sondern auch die Unterschiedlichkeit der Beziehungen. Die Kontakte, vor allem die direkten Beziehungen sollten daher nicht-redundant sein. Den zentralen Begriff in Burts Theorie - die „strukturellen Löcher“ (structural holes) - definiert er als die Lücken in einem Gesamtnetz, die durch nicht-redundante Beziehungen geschlossen werden. Unter dem Aspekt der Informationsgewinnung sollten nach Burt die Akteure ihre Netzwerke so aufbauen, dass die Zahl der nicht-redundanten Kontakte möglichst hoch ist, um damit ganz unterschiedliche Bereiche des Gesamtnetzwerkes zu erreichen. Dadurch werden viele strukturelle Löcher überbrückt und unterschiedliche Informationsquellen erschlossen. Die nicht-redundanten Beziehungen sind identisch mit den Brückenbeziehungen von Granovetter. Im Gegensatz zu Granovetter kommt es für Burt aber nicht so sehr darauf an, ob eine Beziehung stark oder schwach ist, sondern ob sie nicht-redundant ist und damit ein strukturelles Loch überbrückt (vgl. Burt 1992: 25-30).

[...]

Im nächsten Schritt analysiert Burt, wie es von der Informationsbeschaffung zur Handlung kommt, d.h. der Kontrolle von Ereignissen durch die Akteure, die aufgrund der effizienten Netzwerke Informationsvorteile genießen und diese Gelegenheiten benutzen wollen. Dadurch, dass Akteure, die strukturelle Löcher überbrücken, unterschiedliche soziale Welten in Zusammenhang bringen, können sie oft die Rolle des „lachenden Dritten“24 einnehmen, denn durch ihre Positionen am Schnittpunkt sonst unverbundener sozialer Kreise können sie reichhaltige unternehmerische Gelegenheiten erkennen und zum Geschäftserfolg ummünzen.


24 Die Idee des „lachenden Dritten“ oder tertius gaudens entwickelt Burt in Anlehnung an die Überlegungen von G. Simmel (1908: 82 ff.).


Burt, Ronald (1992) Structural Holes: The Social Structure of Competition. Cambridge.
Simmel, Georg (1908) Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung. Berlin.

[Seite 122]

Unter diesem Informationsaspekt sind große und dadurch automatisch weniger dichte sowie heterogene („diverse“) Netzwerke vorteilhafter als kleine, dichte und dadurch homogene Netzwerke, weil in letzteren dieselbe Information lediglich multipliziert wird, ohne daß neue Information hinzutritt, wie das in großen und heterogenen Netzwerken der Fall sein wird (Burt 1992: 17): [...]

Nicht die bloße Menge der Beziehungen, die ein Akteur aufbaut, ist also entscheidend, sondern zusätzlich die Unterschiedlichkeit der Beziehungen. Die (direkten) Kontakte sollten daher nicht-redundant sein. [...] Den für Burts Theorie zentralen Begriff des strukturellen Lochs („structural hole“) definiert er nun als die Lücke in einem Gesamtnetz, die durch nicht-redundante Beziehungen geschlossen wird (Burt 1992: 18): [...] Unter dem Gesichtspunkt der optimalen Informationsgewinnung sollten Akteure ihre Netzwerke so aufbauen, daß die Zahl der nicht-redundanten Kontakte möglichst hoch ist und dadurch ganz unterschiedliche Bereiche des Gesamtnetzwerks erreicht werden. Durch diese Strategie werden viele strukturelle Löcher überbrückt und ganz unterschiedliche Informationsquellen erschlossen.

[Seite 123]

An dieser Stelle schlägt Burt (S. 25-30) auch den Bogen zu Granovetters Theorie der schwachen Beziehungen. In Burts Sicht sind es nicht die schwachen Beziehungen an sich, die ein Gesamtnetz integrieren, sondern die Brückenbeziehungen [...] Es kommt daher nicht so sehr darauf an, ob eine Beziehung stark oder schwach ist, sondern ob sie nicht-redundant ist und damit ein strukturelles Loch überbrückt.

[Seite 125]

In einer weiteren Stufe seiner Theoriebildung analysiert Burt den Schritt von der Informationsbeschaffung zur Handlung, nämlich der Kontrolle von Ereignissen durch jene Akteure, die aufgrund effizienter Netzwerke Informationsvorteile genießen und diese Gelegenheiten nun nutzen wollen. Akteure, die strukturelle Löcher überbrücken, bringen unterschiedliche soziale Welten in Zusammenhang und können oft die Rolle des „lachenden Dritten“ (tertius gaudens) einnehmen, weil ihre Position am Schnittpunkt ansonsten unverbundener sozialer Kreise reiche unter-

[Seite 126]

nehmerische Gelegenheiten erkennen läßt, die sie in Geschäftserfolge ummünzen können. [...] Mit der Position des lachenden Dritten sind folglich Kontrollvorteile verbunden, weil solche Akteure zwischen unterschiedlichen Interessen vermitteln können, wie Burt (S. 30-34) im Anschluß an Überlegungen von G. Simmel (1958 [1908]: 82-94) über tertius gaudens und divide et impera ausführt.


Burt, R.S.
[...]
1992 Structural holes: The social structure of competition. Cambridge, MA: Harvard U.P.
Simmel, G.
1958 [1908] Soziologie. 4. Aufl. Berlin: Duncker & Humblot.

Anmerkungen

Fortsetzung von Fragment 077 17.

Ein Hinweis auf S. 127 der eigentlichen Quelle erfolgt erst im folgenden Absatz auf S. 79, weshalb eine Kategorisierung als "Verschleierung" angemessen erscheint.

Parallelen gibt es für den von der Vorseite übergehenden ersten Absatz auch mit Barth et al (2003), siehe Fragment 078 01b. Es kann zwar nicht ausgeschlossen werden, dass diese Quelle hier als Vorlage diente; da sich die Parallelen mit Schweizer dann aber deutlich umfangreicher fortsetzen, wird Schweizer als eigentliche Quelle angenommen.

Sichter
(162.220.59.66) Schumann



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