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Typus
Verschleierung
Bearbeiter
SleepyHollow02
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 061, Zeilen: 01-34
Quelle: Ferdowsi 1999
Seite(n): 10-11, Zeilen: 10:10 - 11:18
1.3 Die Forderung nach einer „Neuen Weltwirtschaftsordnung“

Der Abschluss des Lomé-Vertrags rief zum Teil geradezu euphorische Reaktionen hervor. Von Vielen wurde das zustande gebrachte Vertragswerk als Meilenstein auf dem Weg zu einer Neuen Weltwirtschaftsordnung (NWWO) verstanden, da immerhin rund die Hälfte der UN-Vollmitglieder an den neuen Bestimmungen mitwirkten. Vieles deutet darauf hin, dass insbesondere die Verabschiedung eines Aktionsprogramms zur Errichtung einer Neuen Weltwirtschaftsordnung durch die 6. Sondergeneralversammlung der UN – mit Stimmenmehrheit der Dritte-Welt-Staaten – zum Umdenken hinsichtlich der vertraglichen Ausgestaltung der EU-AKP-Beziehungen beigetragen hatte (vgl. Babarinde 1994: 32).

Betrachtet man den historischen Kontext, in dem die Diskussion um die NWWO stattfand, so wird deutlich: Noch bei Erlangung der Unabhängigkeit herrschte die Meinung vor, dass viele Probleme der jungen Staaten vornehmlich auf ihrem bisherigen politischen Abhängigkeitsverhältnis basierten und sich mit dem Erreichen der Unabhängigkeit, der vollen Teilnahme an den internationalen Wirtschaftsbeziehungen und mit Unterstützung einer Reihe regionaler und internationaler Entwicklungsprogramme die wirtschaftliche Situation rapide verbessern würde. Am Ende der sechziger Jahre hatten sich diese Hoffnungen jedoch zerschlagen (vgl. Matthies 1980). Trotz der florierenden Weltwirtschaft sowie bi- und multinationaler Hilfsprogramme hatte sich nicht nur das Wohlstandsgefälle zwischen den Industrieländern und einem Großteil der Entwicklungsländer verschärft, sondern auch die wirtschaftliche Lage der Entwicklungsländer blieb weiterhin katastrophal. Weder die regionalen und internationalen Entwicklungsprogramme noch die Mechanismen des internationalen Wirtschaftssystems hatten das erreicht, was sie zu versprechen schienen. Die 1961 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verkündete erste Entwicklungsdekade erwies sich ebenso als Fehlschlag wie die im August desselben Jahres von der Kennedy-Administration kreierte „Allianz für den Fortschritt“ zwischen den Vereinigten Staaten und Lateinamerika. Während die Handels und Entwicklungskonferenz der UN 1964 einen viel versprechenden Anfang machte, gingen von der nachfolgenden zweiten Konferenz 1968 kaum weitere Impulse aus, so dass sich die Frustration der Entwicklungsländer weiter erhöhte (vgl. Ferdowsi 1999c: 537-544).

Nicht nur unter den jungen Entwicklungsstaaten verbreitete sich die Einsicht, dass die internationalen Mechanismen und Strukturen, durch die die Staaten der Dritten Welt mit den Industrieländern verbunden waren, sich als unfähig erwiesen, den spezifischen Interessen gerecht zu werden. Insbesondere die sich verschlechternden Austauschverhältnisse infolge der stetig sinkenden Rohstoffpreise einerseits und steigender Preise für Industriegüter andererseits weckten die Kritik am bestehenden Weltwirtschaftssystem. Unter den neuen Staaten verfes[tigte sich daher die Ansicht, dass dieses System nicht für, sondern gegen sie arbeitete oder sie zumindest als die wirtschaftlich schwächeren Akteure erheblich benachteiligte.]

3. Die Krise der „Entwicklungspolitik“ und die Forderung nach der Errichtung einer „Neuen Weltwirtschaftsordnung“

Eine Reihe von Indizien deutet darauf hin, daß insbesondere die Verabschiedung der Erklärung und des Aktionsprogramms zur Errichtung einer neuen Weltwirtschaftsordnung durch die 6. Sondergeneralversammlung der Vereinten Nationen mit Stimmenmehrheit der Dritt-Welt-Staaten - sie enthielt einige der für eine Reorganisierung der Weltwirtschaft notwendigen Maßnahmen - 10 erheblich zum Umdenken hinsichtlich der vertraglichen Ausgestaltung der EU-AKP-Beziehungen beigetragen hat. Betrachtet man den historischen Zusammenhang, in dem die Diskussion um die NWWO stattfand, so treten die folgenden Faktoren deutlich hervor: Noch bei Erlangung der Unabhängigkeit herrschte zunächst allenthalben der Glaube, daß viele Probleme der jungen Staaten vornehmlich eine Funktion ihrer bisherigen politischen Abhängigkeit gewesen waren und sich mit Erreichen der Unabhängigkeit, der vollen Teilnahme an den internationalen Wirtschaftsbeziehungen und mit Unterstützung einer Reihe regionaler und internationaler Entwicklungsprogramme die wirtschaftliche Situation rapide verbessern würde. Am Ende der sechziger Jahre hatten sich diese Hoffnungen zerschlagen.

Trotz der florierenden Weltwirtschaft sowie bi- und multinationaler Hilfsprogramme hatte sich nicht nur das Wohlstandsgefälle zwischen den Industrieländern und der Masse der Entwicklungsländer vertieft, die wirtschaftliche Lage der Entwicklungsländer blieb weiterhin katastrophal. Die regionalen und internationalen Entwicklungsprogramme und generell die Mechanismen des internationalen Wirtschaftssystems hatten nicht das erreicht, was sie zu

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versprechen schienen: Die 1961 mit hohen Erwartungen von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verkündete erste Entwicklungsdekade erwies sich ebenso als Fehlschlag wie die im August 1961 von der Kennedy-Administration mit großem Enthusiasmus kreierte „Allianz für den Fortschritt“ zwischen den Vereinigten Staaten und Lateinamerika. Die Handels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen machte nach einem vielversprechenden Anfang im Jahre 1964 während der folgenden zweiten Konferenz (1968) kaum Fortschritte und erhöhte nur noch die Frustration der Entwicklungsländer. 11

Nicht nur bei den jungen Staaten verbreitete sich die Einsicht, daß die internationalen Mechanismen und Strukturen, durch die die Staaten der Dritten Welt mit den Industrieländern verbunden waren, sich als unfähig erwiesen hatten, ihren spezifischen Interessen gerecht zu werden. Insbesondere die sich verschlechternden Austauschverhältnisse infolge der stetig sinkenden Rohstoffpreise einerseits und steigender Preise für Industriegüter andererseits (terms of trade) weckten die Kritik am bestehenden Weltwirtschaftssystem. Bei den neuen Staaten begann sich daher die Ansicht zu verfestigen, daß dieses System nicht für, sondern gegen sie arbeitete oder sie zumindest als die wirtschaftlich Schwächeren erheblich benachteiligte.


9 Zitiert nach Entwicklungspolitik. Materialien Nr. 48, Bonn 1975, S. 60.

10 Ausführlicher hierzu siehe u.a. Volker Matthies: Neue Weltwirtschaftsordnung. Hintergründe - Positionen - Argumente, Opladen 1980 sowie Mir A. Ferdowsi: Die Neue Weltwirtschaftsordnung (NWWO), in: Helmut Volger (Hrsg.): Lexikon der Vereinten Nationen, München 1999 (i.E.).

11 Siehe hierzu M ir A. Ferdowsi: UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD), in: Volger, (Anmerkung 10).

Anmerkungen

Ferdowsi ist zwar mit einer anderen Quelle einmal mitten im Text erwähnt, eine Kennzeichnung von Quelle, Art und Umfang der Textübernahmen unterbleibt jedoch.

Sichter
(SleepyHollow02) Schumann