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Angaben zur Quelle [Bearbeiten]

Autor     Friso Wielenga
Titel    Vom Feind zum Partner. Die Niederlande und Deutschland seit 1945
Ort    Münster
Verlag    agenda Verlag GmbH & Co. KG
Jahr    2000
Umfang    528 S.
ISBN    3-89688-072-1

Literaturverz.   

ja
Fußnoten    ja
Fragmente    0


Fragmente der Quelle:
[1.] Analyse:Cc/Fragment 001 29 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2017-09-19 20:35:12 Schumann
Cc, Fragment, SMWFragment, Schutzlevel, Verschleierung, Wielenga 2000, ZuSichten

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Schumann
Gesichtet
No
Untersuchte Arbeit:
Seite: 1, Zeilen: 29-33
Quelle: Wielenga 2000
Seite(n): 18, Zeilen: 2 ff.
[Für die Verordnungen der britischen Militärregierung sowie weitere Dokumente über die letzten Kriegstage und den Wiederaufbau der Stadt erwies sich die gute Zugänglichkeit der Bestände des Stadtarchivs Aachen, wo ohne nennenswerte Einschränkung alle gewünschten Akten aus der gesam-]ten Nachkriegzeit eingesehen werden konnten, als besonders günstig. Für die Analyse der Politik wurden

[Seite 18]

vor allem das Archiv des [niederländischen] Außenministeriums, Kabinettsprotokolle sowie Parlamentsakten verwendet. Als besonders günstig erwies sich dabei die gute Zugänglichkeit des Archivs des Außenministeriums, wo ohne nennenswerte Einschränkungen alle gewünschten Akten aus der gesamten Nachkriegszeit eingesehen werden konnten.

Anmerkungen

Der Bericht zur Quellenlage bezieht seinen Inhalt an dieser Stelle (trotz Umstellungen der Satzbausteine und veränderter Bezüge) erkennbar aus Wielenga 2000; das Archiv des niederländischen Außenministeriums wird dabei kurzerhand durch das Stadtarchiv Aachen ersetzt.

Fortsetzung auf der Folgeseite, dort stärker variiert.

[Aufgrund der Kürze auch kW möglich.]

Sichter
(Schumann)


[2.] Analyse:Cc/Fragment 002 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2017-09-19 21:02:43 Schumann
Cc, Fragment, KeineWertung, SMWFragment, Schutzlevel, Wielenga 2000, ZuSichten

Typus
KeineWertung
Bearbeiter
Schumann
Gesichtet
No
Untersuchte Arbeit:
Seite: 2, Zeilen: 1-8
Quelle: Wielenga 2000
Seite(n): 18, Zeilen: 5 ff.
[Für die Verordnungen der britischen Militärregierung sowie weitere Dokumente über die letzten Kriegstage und den Wiederaufbau der Stadt erwies sich die gute Zugänglichkeit der Bestände des Stadtarchivs Aachen, wo ohne nennenswerte Einschränkung alle gewünschten Akten aus der gesam-]ten Nachkriegzeit eingesehen werden konnten, als besonders günstig.

Da der behandelte Zeitraum unter anderem aufgrund des damaligen Papiermangels durch seine Schriftlosigkeit gekennzeichnet ist, ist die Quellenlage nicht unproblematisch. Aus diesem Grund wurde das Fehlen von Primärquellen stets durch Informationen aus der Tages- und Wochenpresse sowie durch Gespräche mit „Zeitzeugen“ ergänzt.

Als besonders günstig erwies sich dabei die gute Zugänglichkeit des Archivs des Außenministeriums, wo ohne nennenswerte Einschränkungen alle gewünschten Akten aus der gesamten Nachkriegszeit eingesehen werden konnten. Dieses Material wurde stets ergänzt durch Betrachtungen aus der Tages- und Wochenpresse sowie die Ergebnisse von Meinungsumfragen. Auf deutscher Seite war die Zugänglichkeit diplomatischer und politischer Quellen beschränkter, da in der Bundesrepublik Regierungs- und Behördenarchive grundsätzlich erst nach dreißig Jahren für die Forschung zugänglich sind. Demzufolge konnte Material des Auswärtigen Amts nur bis ungefähr Mitte der sechziger Jahre eingesehen werden. Teilweise wurde das Fehlen deutscher Primärquellen aus den folgenden Jahren durch Pressematerial, Politikermemoiren7 sowie durch indirekte Verweise auf die deutsche Haltung im Archiv des niederländischen Außenministeriums aufgefangen.

7. [...]

Anmerkungen

Fortsetzung von der Vorseite.

Aufgrund der freieren Variation des Inhalts kW.

Sichter
(Schumann)


[3.] Analyse:Cc/Fragment 265 30 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2017-09-19 20:57:03 Schumann
BauernOpfer, Cc, Fragment, SMWFragment, Schutzlevel, Wielenga 2000, ZuSichten

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Bummelchen
Gesichtet
No
Untersuchte Arbeit:
Seite: 265, Zeilen: 30-32
Quelle: Wielenga 2000
Seite(n): -, Zeilen: -
Das Verhältnis zwischen Deutschland und den Niederlanden, den beiden „ungleichen Nachbarn“ in den ersten Jahren nach 1945, kann als spannungsreich und vonseiten der Niederlande als „an[tideutsch“777 bezeichnet werden.]

[777 Vgl.: Wielenga, Friso: West-Duitsland: partner uit noodzaak. Nederland en de Bondsrepubliek 1949-1955, Den Haag 1989, S. 34.]

„Im Schatten Deutschlands", „Argwohn und Profit", „West-deutschland: notwendiger Partner": Bereits eine kleine Auswahl der Buchtitel über das deutsch-niederländische Verhältnis seit 1945 verweist auf die Spannung, die die Beziehungen zwischen diesen beiden „ungleichen Nachbarn" kennzeichnet.1

1. NEDERLANDS GENOOTSCHAP VOOR INTERNATIONALE ZAKEN (Hrsg.), In de schaduw van Duitsland. Een discussie, Baarn 1979; H.J.G. BEUNDERS/H.H. SELIER, Argwaan en profijt. Nederland en West-Duitsland 1945-1981, Amsterdam 1983; F. WlELENGA, West-Duitsland: partner uit noodzaak. Nederland en de Bondsrepubliek 1949-1955, Utrecht 1989; H. LADEMACHER, Zwei ungleiche Nachbarn. Wege und Wandlungen der deutsch-niederländischen Beziehungen im 19. und 20. Jahrhundert, Darmstadt 1990.

Anmerkungen

Macht macht einem Verweis eines Zitates auf ein älteres Werk des Autors dieser Quelle. Das das Komplette Frage in umformulierter Fassung aus dieser Quelle stammt, verschweigt die Autorin. [?]

Sichter


[4.] Analyse:Cc/Fragment 266 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2017-09-19 20:58:08 Schumann
Cc, Fragment, SMWFragment, Schutzlevel, Verschleierung, Wielenga 2000, ZuSichten

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Bummelchen
Gesichtet
No
Untersuchte Arbeit:
Seite: 266, Zeilen: 1-3
Quelle: Wielenga 2000
Seite(n): 13, Zeilen: -
[Das Verhältnis zwischen Deutschland und den Niederlanden, den beiden „ungleichen Nachbarn“ in den ersten Jahren nach 1945, kann als spannungsreich und vonseiten der Niederlande als „an]tideutsch“777 bezeichnet werden. Zu den Spannungen, die sich aus den ambivalenten Gefühlen eines kleinen Landes gegenüber seinem größeren und mächtigeren Nachbarn778 ergeben, [...]

777 Vgl.: Wielenga, Friso: West-Duitsland: partner uit noodzaak. Nederland en de Bondsrepubliek 1949-1955, Den Haag 1989, S. 34.

778 Vgl. hierzu: Wahl, Jürgen: Deutsch-Niederländische Beziehungen, in: Politische Studien, Sonderheft 2/98, 49. Jg., 1998, S. 26-30, hier: S. 26.

„Im Schatten Deutschlands", „Argwohn und Profit", „West-deutschland: notwendiger Partner": Bereits eine kleine Auswahl der Buchtitel über das deutsch-niederländische Verhältnis seit 1945 verweist auf die Spannung, die die Beziehungen zwischen diesen beiden „ungleichen Nachbarn" kennzeichnet.1

[...]

Oder war alles nicht so dramatisch, und mußte man in den Spannungen hauptsächlich einen Ausdruck normaler ambivalenter Gefühle eines kleinen Landes gegenüber seinem größeren und mächtigeren Nachbarn [sehen?]


1. NEDERLANDS GENOOTSCHAP VOOR INTERNATIONALE ZAKEN (Hrsg.), In de schaduw van Duitsland. Een discussie, Baarn 1979; H.J.G. BEUNDERS/H.H. SELIER, Argwaan en profijt. Nederland en West-Duitsland 1945-1981, Amsterdam 1983; F. WlELENGA, West-Duits-land: partner uit noodzaak. Nederland en de Bondsrepubliek 1949-1955, Utrecht 1989; H. LADEMACHER, Zwei ungleiche Nachbarn. Wege und Wandlungen der deutsch-niederländischen Beziehungen im 19. und 20. Jahrhundert, Darmstadt 1990.

Anmerkungen
Sichter


[5.] Analyse:Cc/Fragment 266 14 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2017-09-19 20:58:26 Schumann
Cc, Fragment, SMWFragment, Schutzlevel, Verschleierung, Wielenga 2000, ZuSichten

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Bummelchen
Gesichtet
No
Untersuchte Arbeit:
Seite: 266, Zeilen: 14-37
Quelle: Wielenga 2000
Seite(n): 23, 24, Zeilen: 23: 22 f.; 24: 1, 7 ff.
Hierbei wurde betont, dass man die Fehler von 1918 nicht wiederholen dürfe, sondern eine Aufnahme Deutschlands in die normalen Beziehungen der internationalen Gemeinschaft und nach einer Übergangszeit auch die Zuerkennung einer gleichberechtigten deutschen Stellung anstreben müsse. Man war sich bewusst, dass es innerhalb der niederländischen Bevölkerung eine antideutsche Stimmung geben werde, die jedoch nicht in Rachemaßnahmen gegen das deutsche Volk als Ganzes sowie in Vorstellungen einer Kollektivschuld münden dürfe. Dennoch war die Stimmung am Ende des Krieges und nach der Befreiung der Niederlande im Mai 1945 nach fünfjähriger Besatzung, Erniedrigung und Terror, ungefähr 250.000 Toten und einem geschätzten finanziellen Schaden von 25,75 Milliarden Gulden beinahe einstimmig „antideutsch“. Die Bestrafung Deutschlands und der Deutschen, große Schadensersatzforderungen, Annektierung deutscher Gebiete, Ausweisung aller Deutschen aus den Niederlanden und die Abschaffung des Deutschunterrichts waren die Forderungen der Niederländer und entsprachen dem allgemeinen Klima der ersten Nachkriegsjahre. Gleichzeitig war sich die niederländische Führung darüber im Klaren, dass eine schwere wirtschaftliche Bestrafung Deutschlands nicht im niederländischen Interesse lag und dass die Wiederherstellung der Handelsbeziehungen der Vorkriegszeit unver-[zichtbar für den niederländischen Wiederaufbau sei.779]

779 Vgl. hierzu: Schwarz, Siegfried: Wechselvolles deutsch-niederländisches Verhältnis, in: Deutschland Archiv. Zeitschrift für das vereinigte Deutschland, 4/2001, S. 906-907, hier: S. 906.

[Seite 23]

Gleichzeitig dürften die alliierten Sieger aber nicht denselben Fehler wie nach dem Ersten Weltkrieg machen, und dies bedeute: keine astronomisch hohen Reparationsverpflichtungen, keine umfänglichen territorialen Veränderungen, sondern Aufnahme Deutschlands in die normalen Beziehungen der internationalen Gemeinschaft und nach einer Übergangszeit auch wieder die Zuerkennung einer gleichberechtigten Stellung. [...] Nach dem Krieg, so der spätere Ministerpräsident, werde es sicher eine verständliche antideutsche Stimmung in der niederländischen Bevölkerung geben, aber Drees warnte vor Rachemaßnahmen gegen das deutsche Volk als Ganzes und wies die Vorstellung einer Kollek-

[Seite 24]

tivschuld zurück. [...]

Bei der Befreiung der Niederlande im Mai 1945 war die Bevölkerung für solch differenzierte Überlegungen nur begrenzt aufnahmefähig. Nach fünf Jahren Besatzung, Erniedrigung und Terror, ungefähr 250.000 Toten und einem geschätzten Schaden von 25,75 Milliarden Gulden waren die Niederlande 1945 beinahe einstimmig 'antideutsch'. Deutsche - das waren die Nazis und die 'Moffen', und nur langsam sollte Raum für einen anderen Blick über die Ostgrenze entstehen. Bestrafung Deutschlands und der Deutschen, große Schadenersatzforderungen, Annektierung deutscher Gebiete, Ausweisung aller Deutschen aus den Niederlanden und die Abschaffung des Deutschunterrichts: Solche Forderungen paßten besser in das Klima der ersten Nachkriegsjahre als Drees' vernünftige Warnungen vor einer harten Politik. Gleichzeitig waren sich aber viele darüber im klaren, daß eine schwere wirtschaftliche Bestrafung Deutschlands nicht im niederändischen Interesse lag und daß die Wiederherstellung der Handelsbeziehungen der Vorkriegszeit unverzichtbar für den niederländischen Wiederaufbau war.2


2. Vgl. die informativen Dokumentationsmappen des INSTITUTS CLIN-GENDAEL, Nederland en de Bondsrepubliek, Tl. 1 (Den Haag 1994) und Tl. 2 (Den Haag 1996).

Anmerkungen

Es wird aus Textfragmanten eine ganze Passage konstruiert.

[Quelle wird ganz oben genannt (allerdings mit Seitenangabe 34), insofern wohl eher BO.]

Sichter
(Bummelchen)


[6.] Analyse:Cc/Fragment 267 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2016-09-19 19:53:54 Schumann
BauernOpfer, Cc, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel, Wielenga 2000

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Bummelchen
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 267, Zeilen: 1-38
Quelle: Wielenga 2000
Seite(n): 25, 30, 33, 36, 38, Zeilen: 25: 2 ff.; 30: 14 ff., 29 ff.; 33: 30 f.;, 36: 25 ff.; 38: 20 ff.
Nach der niederländischen Handelsmentalität ist „Ein Geschäft ein Geschäft, auch wenn der Teufel der Partner ist“, und so hoffte man, einen Rahmen zu schaffen, in dem eine „gesunde Wirtschaft der Deutschen sozusagen ungefährlich blühen konnte“.780 Auf der Grundlage dieser Elemente und vor dem Hintergrund, dass die Niederlande als kleiner alliierter Partner kaum Einfluss auf die Politik der Vereinigten Staaten, der Sowjetunion, Großbritanniens und Frankreichs ausüben konnten, die als Besatzungsmächte die oberste Autorität in Deutschland bildeten, ließ sich kaum eine konsistente Deutschlandpolitik formulieren. Um gegenüber dem Kreis der Großmächte mehr Einfluss ausüben zu können, schlossen sich die Niederlande mit Belgien und Luxemburg zum Benelux-Verbund zusammen und stellten mit dem Blick auf Deutschland wiederholt finanzielle und ökonomische Forderungen. Zudem sollte die Wiederherstellung der Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland zu einem Eckpfeiler der Nachkriegspolitik werden, und mit dem Eintreten für den deutschen Wiederaufbau in diesem Gebiet steuerte man in dieselbe Richtung wie die Amerikaner und Briten. Neben den wirtschaftlichen Plänen existierten zum Teil inhumane politische Vorhaben, wie der Plan, alle in den Niederlanden wohnenden Deutschen des Landes zu verweisen. Die Deutschen, die den Besatzungsbehörden angehört hatten, waren größtenteils weggegangen, interniert oder warteten auf ihren Prozess. Nun sollte jedoch auch die pauschale Ausweisung der schätzungsweise 25.000 Deutschen erfolgen, die seit Langem in den Niederlanden wohnten und nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun gehabt hatten oder sogar in den dreißiger Jahren vor den Nationalsozialisten hierher geflüchtet waren. In dieser Phase, in der man die Deutschen vom niederländischen Grund und Boden entfernen wollte, plädierte man auch für eine starke Reduzierung bzw. Abschaffung des [Deutschunterrichts.781]

780 Wielenga, Friso: Vom Feind zum Partner. Die Niederlande und Deutschland seit 1945, Münster 2000, S. 25 (Künftig zitiert: Wielenga: Vom Feind zum Partner, a. a. O., S.).

[781 Die Bestrebungen des Kultusministers G. Bolkestein bestanden darin, Deutsch als Pflichtfach abzuschaffen und es nur als freiwilliges Wahlfach fortbestehen zu lassen. Dadurch sollte es in der Praxis zu einem Verlust des Deutschunterrichts um 20-30% im Vergleich zur Vorkriegszeit kommen.]

[Seite 25, Z. 2 ff.]

Selbstverständlich bedeutete diese Stimmung keinen 'Blankoscheck' für den deutschen Wiederaufbau. Man hoffte, einen Rahmen zu schaffen, in dem „eine gesunde Wirtschaft der Deutschen sozusagen ungefährlich blühen konnte".6 [...] „Ein Geschäft ist ein Geschäft, auch wenn der Teufel der Partner ist", hat Hermann von der Dunk einmal mit Blick auf die niederländische Handelsmentalität festgestellt.7 Für die ersten Jahre nach 1945 charakterisiert dies zutreffend die Einstellung gegenüber Deutschland.

Starke antideutsche Gefühle, der Wunsch nach Bestrafung und Schadenersatz, die Verhinderung einer neuen deutschen Gefahr, aber auch das Zusteuern auf eine ökonomische Erholung Deutschlands und das Bewußtsein, daß harte Friedensbedingungen nicht im niederländischen Interesse lagen - eine konsistente Deutschlandpolitik ließ sich auf der Grundlage dieser Elemente kaum formulieren. Außerdem konnten die Niederlande als kleiner alliierter Partner auch kaum Einfluß auf die Politik der Vereinigten Staaten, der Sowjetunion, Großbritanniens und Frankreichs ausüben, die als Besatzungsmächte die oberste Autorität in Deutschland bildeten.

[Seite 30, Z. 14 ff., 29 ff.]

Ein westeuropäischer Sicherheitspakt bot den Niederlanden nicht nur die Möglichkeit, im Benelux-Verbund mehr Einfluß im Kreis der Großmächte auszuüben, sondern er konnte darüber hinaus das amerikanische Vertrauen in die Stärke Europas vergrößern.

[...]

[...] Die drohende Entkolonialisierung Indonesiens forderte ein aktives Handeln, und mit Blick auf Deutschland legte Den Haag 1946 und 1947 wiederholt finanzielle und ökonomische Forderungen auf den Tisch. Ganz auf der Linie des oben zitierten Sozialdemokraten Drees hatte die niederländische Exilregierung in London bereits während des Krieges die Wiederherstellung der Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland zu einem Eckpfeiler der Nachkriegspolitik gemacht.

[Seite 33, Z. 30 f.]

Mit dem Eintreten für einen deutschen Wiederaufbau steuerte Den Haag in dieselbe Richtung wie die Amerikaner und Briten.

[Seite 36, Z. 25 ff.]

Das galt z.B. für den Beschluß von Justizminister Kolfschoten (Katholische Volkspartei, KVP) vom August 1945, alle in den Niederlanden wohnenden Deutschen des Landes zu verweisen.25 Daß es das Bedürfnis gab, alle diejenigen zu entfernen, die den deutschen Besatzungsbehörden angehört hatten, war selbstverständlich, aber diese Deutschen (und Österreicher) waren größtenteils bereits weggegangen, interniert oder warteten in einer Reihe von Fällen auf ihren Prozeß. Der Plan Kolfschotens mit dem Decknamen „Black Tulip" ging darüber hinaus und beinhaltete die Ausweisung ohne Ansehen der Person. Dies hätte zur Folge gehabt, daß auch Deutsche, die seit langem in den Niederlanden wohnten und nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun gehabt hatten oder sogar in den dreißiger Jahren vor den National-

[Seite 37, Z. 1 ff.]

Sozialisten geflüchtet waren, das Land verlassen mußten. Obwohl Kolfschoten auf große öffentliche und politische Unterstützung rechnen konnte, formierte sich auch Widerstand gegen diese Pläne, die zur Ausweisung von schätzungsweise 25.000 Deutschen geführt hätten.

[Seite 38, Z. 20 ff.]

In derselben Phase, als man die Deutschen von niederländischem Grund und Boden entfernen wollte, plädierte man auch für eine starke Reduzierung oder sogar Abschaffung des Deutschunterrichts.


6. H. LADEMACHER, Die wirtschaftlichen Beziehungen in den dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts, in: HESS/SCHISSLER (Hrsg.), Nachbarn, S. 65.

7. H.W. VON DER DUNK, Die Niederlande und Deutschland. Randvermerke zu einer Nachbarschaft, in: Die Niederlande. Korrespondenten berichten, Zürich 1980, S. 132.

25. Die folgende Darstellung nach BOGAARTS, Parlementaire geschiedenis, Bd. C, S. 1716-1739; vgl. auch DERS., Ressentimenten en realiteitszin in Nederland 1945-1950, in: WlELENGA (Hrsg.), Duitse buur, S. 12ff.

Anmerkungen

Fortsetzung von Seite 266.

Klassisches Bauernopfer: Lediglich für das übernommene wörtliche Zitat zu Beginn wird die Quelle angegeben, dass auch die anderen Ausführungen auf der Seite daraus stammen und aus einzelen Textfragmenten - mit hohem wörtlichen Anteil - kompiliert wurden, bleibt unausgewiesen.

Sichter
(Bummelchen) Schumann


[7.] Analyse:Cc/Fragment 268 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2016-09-19 21:21:10 Schumann
Cc, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel, Verschleierung, Wielenga 2000

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Bummelchen
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 268, Zeilen: 1 ff. (kpl.), 101-125
Quelle: Wielenga 2000
Seite(n): 38, 39, 41, 42, 43, 46, Zeilen: 38: 4 ff.; 39: 31 ff.; 41: 6 ff.; 42: 23 ff.; 43: 15 ff.; 45: 2 ff.; 46: 9 ff.
[In dieser Phase, in der man die Deutschen vom niederländischen Grund und Boden entfernen wollte, plädierte man auch für eine starke Reduzierung bzw. Abschaffung des] Deutschunterrichts.781 Diesen Plänen stand die niederländische Annexionspolitik kontrovers gegenüber. Während man einerseits die Ausweisung tausender Deutscher forderte, hätte andererseits die Umsetzung der niederländischen Annexionswünsche782 zur Einbürgerung von ca. 119.000 „neuen Deutschen“ in die Niederlande geführt. Diese verschiedenartigen Bestrebungen in Bezug auf Deutschland führten auch innerhalb des niederländischen Parlaments zu Meinungsverschiedenheiten. Während die sozialdemokratische Partei der Arbeit (PdA) es als wichtiger erachtete, die niederländische Deutschlandpolitik auf den Aufbau eines demokratischen und wirtschaftlichen gesunden Deutschlands und die Einbindung in den Wiederaufbau Europas zu richten und die Fragen der Grenzkorrekturen an der Ostgrenze hinten anzustellen, plädierte die KVP für sofortige Grenzkorrekturen und brachte ihre Verärgerung über die deutschen Versuche, die Grenzkorrekturen zu verhindern783, zum Ausdruck. Auf politischer Ebene war das niederländisch-deutsche Verhältnis der ersten Nachkriegsjahre bis Anfang 1947784 durch eine Kombination von Zielen und Interessen in einer unzusammenhängenden Liste von Wünschen und Absichten gekennzeichnet, die eine kohärente [Deutschlandpolitik unmöglich machten.785]

781 Die Bestrebungen des Kultusministers G. Bolkestein bestanden darin, Deutsch als Pflichtfach abzuschaffen und es nur als freiwilliges Wahlfach fortbestehen zu lassen. Dadurch sollte es in der Praxis zu einem Verlust des Deutschunterrichts um 20-30% im Vergleich zur Vorkriegszeit kommen.

782 Im September 1945 gab es Bestrebungen des Außenministers van Kleffens, die Niederlande um ein Drittel zu vergrößern, was auf rund 10.000 km² mit anderthalb Millionen deutschen Einwohnern hinausgelaufen wäre. Im Sommer 1946 war davon in der ersten offiziellen Regierungsverlautbarung ungefähr die Hälfte übrig geblieben (4980 km², ca. 550.000 Deutsche). Anschließend wurde im Herbst 1946 dem Kreis der Großen Vier eine Forderung von 1750 km² mit ca. 119.000 deutschen Bewohnern präsentiert. An dieser Forderung hielten die Niederlande in den folgenden Jahren fest. 1949, mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland, gingen 135 km² mit ca. 13.500 Deutschen an die Benelux-Staaten. Die Niederlande erhielten mit 69 km² und 10.000 Deutschen den Löwenanteil.

783 Hierbei ist vor allem der Besuch des ersten nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Karl Arnold gemeint, der am Vorabend der Debatte über die Grenzkorrektur in der Ersten Kammer des niederländischen Parlaments erschienen war, um Parlament und Regierung von der Ungerechtigkeit des niederländischen Vorhabens zu überzeugen. Dieser Versuch, der auf deutscher Seite als „Verständigungswillen“ gewertet worden war, war nach niederländischer Ansicht ein Zeichen für die „Unbußfertigkeit“ der Deutschen.

784 Erst mit dem Bruch zwischen Ost und West über das Europäische Wiederaufbauprogramm begann für die Niederlande ein neuer außenpolitischer Kurs, der von wirtschaftlichem Wiederaufbau, Sicherheit und politischer Zusammenarbeit im westeuropäischen und atlantischen Rahmen gekennzeichnet war.

[785 Schönwald, Matthias: New Friends - Difficult Friendships: Germany and its Western Neighbours in Postwar Era, in: Contemporary European History, II 2 (2002), S. 317-332, hier: S. 323f.]

[Seite 38, ab Z. 4]

Daß letztendlich nur 3691 Personen tatsächlich ausgewiesen wurden, ändert daran nichts, denn noch im Sommer 1947 standen 10.000 Deutsche auf der Abzugsliste. Diese Politik war nicht nur hart, sondern auch inkonsequent: Während man einerseits auf den Abzug Tausender Deutscher zusteuerte, hätte andererseits die Umsetzung der Annexionswünsche zu ca. 119.000 ,neuen' Deutschen innerhalb der niederländischen Grenzen geführt. Außerdem wollte die Regierung 1947-48 technische und wissenschaftliche Experten in Deutschland anwerben, um bestimmte Industriezweige in den Niederlanden weiterzuentwickeln.

[...]

In derselben Phase, als man die Deutschen von niederländischem Grund und Boden entfernen wollte, plädierte man auch für eine starke Reduzierung oder sogar Abschaffung des Deutschunterrichts. Einer derjenigen, die dafür eintraten, war der Kultusminister der Londoner Jahre, G. Bolkestein. In einem nach ihm benannten Bericht von 1947 über eine allgemeine Unterrichtsreform wurde gefordert, Deutsch als Pflichtfach abzuschaffen und es nur als freiwilliges Wahlfach fortbestehen zu lassen.27 [...] Die weitgehende Ansicht Bolkesteins sollte nicht in die Praxis umgesetzt werden, aber im Vergleich zu der Vorkriegszeit verloren die weiterführenden Schulen in Deutsch doch 20-30% der Unterrichtsstunden.

[Seite 39, ab Z. 31]

Auch das Kabinett selbst nahm regen Anteil am Pläneschmieden, wenn sich auch der geforderte Umfang von 1945 bis 1947 rasch verringerte. Im September 1945 wollte Außenminister van Kleffens die Niederlande um ein Drittel vergrößern, was auf rund 10.000 km² mit anderthalb Millionen deutschen Einwohnern hinauslief. Im Sommer 1946 war davon in der ersten offiziellen Regierungsverlautbarung ungefähr die Hälfte übriggeblieben (4980 km², ca. 550.000 Deutsche). Anschließend wurde im Herbst 1946 den Großen Vier eine Forderung von 1750 km² mit ca. 119.000 deutschen Bewohnern präsentiert. Daran sollten die Niederlande in den folgenden Jahren festhalten.

[Seite 41, Z. 6-8]

Insgesamt ging es dabei um 135 km2 mit ca. 13.500 deutschen Bewohnern, von denen die Niederlande den Löwenanteil erhielten.

[Seite 42, ab Z. 23]

Im Parlament gingen die Meinungen weit auseinander. Im Namen der Mehrheitsfraktion der sozialdemokratischen Partei der Arbeit (PvdA) erklärte G. Ruygers, daß die Annexions- und Grenzkorrekturfrage „in die Atmosphäre des ersten Nachkriegsjahres" passe, während die niederländische Deutschlandpolitik sich nun auf „den Aufbau eines demokratischen und wirtschaftlich gesunden Deutschlands und die Einschaltung Deutschlands in den Wiederaufbau Europas" richten müsse.

[Seite 43, ab Z. 15]

Bei einem Aspekt war man sich im Parlament allerdings einig: Viele Redner brachten ihre Verärgerung über die deutschen Versuche, die Umsetzung der Grenzkorrekturen zu verhindern, zum Ausdruck. Darin sah man den Beweis für die „erschreckende Unbußfertigkeit" der Deutschen, die offenbar „nicht die leiseste Ahnung"38 von den im Krieg begangenen Verbrechen hätten. Vor allem das Verhalten von Karl Arnold (CDU), dem Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, rief große Irritationen hervor. Arnold, der Politiker, der sich auf deutscher Seite am aktivsten gegen die Grenzkorrekturpolitik wandte, erschien am Vorabend der Debatte in der Ersten Kammer plötzlich in Den Haag, um in letzter Minute Parlament und Regierung von der Ungerechtigkeit des niederländischen Vorhabens zu überzeugen. Arnold erreichte mit seiner Intervention nur das genaue Gegenteil von dem, was er beabsichtigte und stärkte die Position der Befürworter der Grenzkorrekturen.

[Seite 45, ab Z. 2]

In der Zeit zwischen 1945 und 1949 wurde die niederländische Politik gegenüber Deutschland durch eine Kombination von Zielen, Interessen und Gefühlen gekennzeichnet, die eine konsistente Politik beinahe unmöglich machte. [...] So konnte bis Anfang 1947 von einer kohärenten Deutschlandpolitik keine Rede sein, sondern nur von einer unzusammenhängenden Liste von Wünschen und Absichten.

[Seite 46, ab Z. 9]

Der Bruch zwischen Ost und West über das Europäische Wiederaufbau-Programm im Sommer 1947 bedeutete für die Niederlande den Beginn eines neuen Kurses in der Außenpolitik. Wirtschaftlicher Wiederaufbau, Sicherheit und politische Zusammenarbeit konnten offensichtlich nur in einem westeuropäischen und atlantischen Rahmen stattfinden, und Den Haag hatte keine andere Wahl als sich auf die beginnende Blockbildung in Europa einzustellen.


27. Vgl. D. KOLDIJK, Duits, een politiek belast vak? Over de positie van Duits binnen het VWO, in: M. PRANGEL/H. WESTHEIDE (Hrsg.), Duitsßand) in Nederland. Waar ligt de toekomst van de Nederlandse germanistiek?, Groningen 1988, S. 41ff.

38. Handelingen Tweede Kamer 1948-1949, Maenen (KVP), 6.4.1949, S. 1404 (erstes Zitat), und Bruins Slot (ARP), S. 1406 (zweites Zitat); vgl. auch Oud (WD), S. 1408.

Anmerkungen

Fortsetzung von Seite 267.

Trotz aller Textumstellungen und -umformulierungen bleibt in der Gegenüberstellung erkennbar, aus welcher Quelle der Seiteninhalt inkl. der Fußnotentexte kompiliert wurde - ein Hinweis darauf fehlt.

Sichter
(Bummelchen) Schumann


[8.] Analyse:Cc/Fragment 269 09 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2016-09-19 22:25:05 Schumann
BauernOpfer, Cc, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel, Wielenga 2000

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Bummelchen
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 269, Zeilen: 7-14 (14-22) 22-31
Quelle: Wielenga 2000
Seite(n): 302, 303, 304, 305, Zeilen: 302: 4-6; 303: 17-33; 304: 11-17; 305: 7-17
Vielfach wird die deutsch-niederländische Grenze auch als historisch gewachsene politisch-kulturelle Trennlinie gesehen. In den späten vierziger Jahren ließen die Aussagen über die Deutschen und Deutschland wenig Raum für Nuancen. Es wurden Pauschalurteile gefällt, die sich aus dem Erlebten der Betroffenen ergaben, wie folgende Berichterstattung eines niederländischen Diplomaten zeigt: „Der Deutsche ist folgsam; Gehorchen hat er seit Jahrhunderten im Blut. […] Verstand existiert in dem Land in großem Ausmaß, gesunder Menschenverstand ist dagegen noch immer in short supply. Außerdem ist der durchschnittliche Deutsche weder ausgeglichen noch mäßig. Das Ergebnis ist ein labiler Mensch, gefügig und ehrerbietig, wenn die Machtverhältnisse dazu einen Anlaß geben, aber anderseits leicht zum Hochmut geneigt und mit der unangenehmen Veranlagung, sich selbst aufzuspielen.“787 Der Schatten der Besatzungszeit und der deutsche Charakter, den die Niederlande zwischen 1940 und 1945 kennen gelernt hatten, war ständig präsent. Zudem wurde die niederländische Erwartungshaltung „Wer gesündigt hat, muss öffentlich bereuen.788 Erst dann ist Vergebung möglich“, aufgrund des geringen deutschen Schuldbewusstseins enttäuscht. Eine solche Erwartungshaltung war in den Niederlanden, die seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts keine fremden Truppen mehr auf ihrem Territorium erlebt hatten, stärker ausgeprägt als etwa in Belgien. Zudem schenkte die niederländische Presse Deutschland [wenig Aufmerksamkeit, abgesehen von Ereignissen, die dazu geeignet waren, alte Wunden aufzureißen und die gerne als Sensation im Verbund mit Hassausbrüchen gebracht wurden.]

787 Botschafter van Vredenbusch [sic] zitiert nach: Wielenga: Vom Feind zum Partner,a. a. O., S. 303.

788 Niederländischer Historiker von der Dunk zitiert nach: Wielenga: Vom Feind vom Partner, a. a. O., S. 309.

[Seite 302]

Für Deutschland gelte dies nicht, und so betrachtete Huizinga die deutsch-niederländische Grenze auch als eine historisch gewachsene politisch-kulturelle Trennlinie.

[Seite 303]

Die diplomatische Berichterstattung von Botschafter van Vredenburch (1959-1962) war ebenso durchsetzt mit solchen Klischees: „Der Deutsche ist folgsam; Gehorchen hat er seit Jahrhunderten im Blut. ... Verstand existiert in dem Land in großem Ausmaß, gesunder Menschenverstand ist dagegen noch immer in short supply. Außerdem ist der durchschnittliche Deutsche weder ausgeglichen noch mäßig. Das Ergebnis ist ein labiler Mensch, gefügig und ehrerbietig, wenn die Machtverhältnisse dazu einen Anlaß geben, aber andererseits leicht zum Hochmut geneigt und mit der unangenehmen Veranlagung behaftet, sich selbst aufzuspielen."16

In den Aussagen der späten vierziger und frühen fünfziger Jahre über die Deutschen und Deutschland war wenig Raum für Nuancen. Auch wenn man nicht ausdrücklich auf die Besatzungszeit verwies, war der Schatten des Krieges stets spürbar. Viele den Deutschen zugeschriebene kollektive Eigenschaften paßten genau zu dem deutschen Charakter, den die Niederlande zwischen 1940 und 1945 kennengelernt hatten. [...] „Wer gesündigt hat, muß öffentlich bereuen. Erst dann ist Vergebung möglich", so hat von der Dunk die niederländische Erwartungshaltung beschrieben.17

[Seite 304]

Eine solche Erwartungshaltung war in den Niederlanden stärker ausgeprägt als z.B. in Belgien, Dänemark und Frankreich, was die vergleichsweise mühsame politisch-psychologische Normalisierung zwischen Deutschland und den Niederlanden mit erklären kann.19 Im Gegensatz zu diesen Ländern hatten die Niederlande seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts keine fremden Truppen mehr auf ihrem Territorium erlebt.

[Seite 305]

Das gelte auch für die niederländische Presse, die zu den „schwierigsten Organen der öffentlichen Meinungsbildung im Ausland" gerechnet wurde. Im Gegensatz z.B. zu der belgischen oder der Schweizer Presse schenke die niederländische Presse Deutschland bewußt wenig Aufmerksamkeit, abgesehen von Ereignissen, „die geeignet sind, alte Wunden aufzureißen und die dann gern als Sensationen, verbunden mit Haßausbrüchen, gebracht werden".20


16. BuZa, Code 9, W. Dld., Buitenlandse politiek, Dl. IV, Inv.nr. 4249, van Vredenburch an BuZa, 18.1.1960; vgl. auch seine Memoiren, Nachbarn, S. 515. Vgl. zur niederländischen Bildformung in diesen Jahren auch P. GROENEWOLD, Land in Sicht. Landeskunde als Dialog der Identitäten, Teil 2: Gebrochene Spiegel - Gebroken Spiegels. Rekonstruktion des deutsch-niederländischen Begegnungsdiskurses, Phil. Diss. Groningen, 1997, S. 183ff.

19. Vgl. zu Belgien bzw. Dänemark G. VERBEECK, Gelaten nabuurschap. Belgieen Duitslandsinds 1945, sowie S.B. FRANDSEN, Dilemma's in het Noorden: Deense visies op de grote buur, beide in: WiELENGA (Hrsg.), De Duitse buur, S. lOOff.

20. PA, NA Abt. III, 210-02/53, Deutsche diplomatische und konsularische Vertretungen in den Niederlanden, Bd.l, Instruktion, 12.3.1953.

Anmerkungen

Die Quelle wird für zwei wörtliche Zitate angegeben, doch stammt daraus auch der Inhalt davor, dazwischen und danach, was dem Leser jedoch verborgen bleibt.

Die als nach Wielenga zitiert angegebene wörtliche Übernahme (die nicht in die Zeilenzählung eingeht) vor Fn. 787 weist zwei Übertragungsfehler auf, der Name des Botschafters wird in der Fn. falsch wiedergegeben.

Das kurze von der Dunk-Zitat findet sich ebenfalls auf Seite 303 und nicht wie angegeben auf Seite 309.

Sichter
(Bummelchen) Schumann


[9.] Analyse:Cc/Fragment 270 03 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2016-11-08 16:55:46 Schumann
BauernOpfer, Cc, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel, Wielenga 2000

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Bummelchen
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 270, Zeilen: 3-34
Quelle: Wielenga 2000
Seite(n): 306, 307, 313, 314, Zeilen: 306: 18 ff.; 307: 3 ff., 23 ff.; 313: 2 ff., letzte 2 Zeilen; 314: 1, 14 f.
Auf deutscher Seite standen für die Mehrheit der Bevölkerung die eigenen Erinnerungen an den Krieg im Vordergrund. Bombardierungen, Fronterfahrungen, Niederlage, Besatzungen sowie Flucht und Vertreibung. Nur eine kleine Minderheit sprach über Schuld und Verantwortung; das Interesse für die Folgen des Zweiten Weltkriegs in den anderen Ländern war gering. Auch auf deutscher Seite herrschten Pauschalurteile vor: Man sah in den Niederländern Bauern – „langsam in ihren Reaktionen und verhalten in ihren Emotionen. Sie vergessen ebenso langsam wie sie denken“, wie Karl Du Mont, der damalige Generalkonsul der Niederlande, später einmal schrieb.789 Somit blickten hier zwei Völker aus wenig differenzierten Perspektiven aufeinander, von denen das eine (das niederländische) nicht vergessen konnte, was das andere ihm angetan hatte und die Anerkennung des erlittenen Unrechts erwartete. Das andere (also das deutsche) Volk sah darin antideutsche Starrheit und war nur geringfügig in der Lage, das niederländische Kriegstrauma790 zu verstehen. Dennoch muss beachtet werden, dass es auch abweichende Deutschlandbilder gab und dass diese vielfach von jenen Menschen vertreten wurden, die selbst Opfer des Nationalsozialismus gewesen waren und in Gefängnissen und Konzentrationslagern Deutsche getroffen hatten, die bereits jahrelang einsaßen. Deshalb konnte für diese Menschen nach 1945 von Kollektivschuld keine Rede sein und sie nahmen relativ schnell Kontakt zu den deutschen Gegnern des Nationalsozialismus auf. Neben diesen Kontakten entstanden auch Verbindungen über ehemalige deutsche Flüchtlinge, die in den 30er Jahren in die Niederlande gekommen waren, sowie über die katholische und protestantische Kirche und zum Teil über Parteien, die ihre Verbindungen aus der Vorkriegszeit wieder aufleben ließen. Man kann also behaupten, dass die ersten Nachkriegskontakte entlang „versäulter Linien“ zustande [kamen.]

789 Vgl. Wielenga: Vom Feind zum Partner, a. a. O., S. 306. Vgl. Mensing: Adenauer die Benelux-Staaten, a. a. O., S. 57.

790 Vgl. hierzu: Withuis, Jolande: Das Kriegstrauma in den Niederlanden, in: Jahrbuch des Zentrums für Niederlande-Studien, Bd. 15, 2004, S. 153-161.

[Seite 306]

„Ob sie Journalisten, Beamte oder Kaufleute sind", berichtete er [Botschaftsrat Werner von Holleben] 1953 nach Bonn, „im Grunde bleiben die Niederländer Bauern, langsam in ihren Reaktionen und verhalten in ihren Emotionen. Sie vergessen ebenso langsam wie sie denken."24 Ein derart stereotypes Bild war zwar nicht repräsentativ für die deutsche Meinungsbildung über die Niederlande, aber es macht deutlich, daß auch auf deutscher Seite Klischees die Wahrnehmung trüben konnten.

[Seite 307]

Für eine Mehrheit der Deutschen stand die eigene Erinnerung an den Krieg im Vordergrund: Bombardierungen, Fronterfahrung, Niederlage, Besatzung und für Millionen auch Flucht oder Vertreibung. Nur eine kleine Minderheit sprach über Schuld und Verantwortung, und das Interesse für die Folgen des Zweiten Weltkriegs in anderen Ländern war gering. [...] Man kann das politisch-psychologische Klima der gegenseitigen Wahrnehmung von Deutschen und Niederländern in den fünfziger Jahren vereinfacht so zusammenfassen: Hier blickten zwei Völker aufeinander, von denen das eine Volk nicht vergessen konnte, was das andere ihm angetan hatte und die Anerkennung erlittenen Unrechts erwartete. Das andere Volk sah darin eine antideutsche Starrheit und war nur unvollkommen in der Lage, das niederländische Kriegstrauma zu verstehen.

[Seite 313]

So ist es bemerkenswert, daß gerade Menschen, die selbst Opfer der Nationalsozialisten waren, für ein differenziertes Deutschlandbild eintraten. So groß bei vielen von ihnen unmittelbar nach 1945 auch der Haß gewesen sein mag, so wurde sich der eine schneller, der andere langsamer bewußt, daß in dem Augenblick, als sie in die deutschen Konzentrationslager geführt wurden, viele Deutsche dort bereits jahrelang eingesessen hatten, und daß deshalb von Kollektivschuld keine Rede sein konnte.33 Gerade sie wurden nach 1945 rasch aktiv und nahmen Kontakt mit deutschen Gegnern des Nationalsozialismus auf.

Kennzeichnend für diese Aktivitäten war - und hier wird ein ideologischer Faktor sichtbar -, daß es dabei um Kontakte zwischen Parteifreunden und Glaubensgenossen beiderseits der Grenze ging. Ein gutes Beispiel dafür bietet das Verhältnis zwischen der SPD und der PvdA in den ersten Nachkriegsjahren. Der gemeinsame ideologische Hintergrund, persönliche Freundschaften aus der Vorkriegszeit und das Bewußtsein, daß die SPD selbst zu den ersten Opfern der NS-Diktatur gehört hatte, führten schon kurz nach dem Krieg zur Wiederaufnahme von Kontakten.34 In protestantischen Kreisen begegneten sich deutsche und niederländische Calvinisten in der Studiengemeinschaft 'Johannes Calvijn'. [...]

Eine bemerkenswerte Rolle bei solchen Kontakten spielten ehemalige deutsche Flüchtlinge, die in den dreißiger Jahren in die

[Seite 314]

Niederlande gekommen waren. [...]

Man kann also behaupten, daß die ersten Nachkriegskontakte entlang ,versäulter' Linien zustandekamen.


24. Vgl. H.-P. SCHWARZ, Die Ära Adenauer 1949-1957, in: K.D. BRACHER u.a. (Hrsg.), Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bd. 2, Stuttgart 1981, S. 299ff.

33. ARA, Protokolle MR, 19.6.1964.

34. Den Haag antwoordt niet. Herinneringen van Jhr. Mr. H.F.L.K van Vredenburch, Leiden 1985, S. 515.

Anmerkungen

In Fn. 789 wird die Quelle nur für ein kurzes wörtliches Zitat genannt (das der falschen Person zugeschrieben wird: Nicht der deutsche Generalkonsul Karl du Mont äußerte sich lt. Wielenga so, sondern der Botschaftsrat Werner von Holleben).

Der Textvergleich offenbart jedoch, dass der Inhalt der gesamten Seite aus mehreren Seiten dieser Quelle unausgewiesen übernommen wird. In der unteren Hälfte des Fragments fällt die Übernahme stärker gerafft aus.

Sichter
(Bummelchen) Schumann


[10.] Analyse:Cc/Fragment 271 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2016-11-05 20:27:06 Schumann
BauernOpfer, Cc, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel, Wielenga 2000

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Bummelchen
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 271, Zeilen: 1-6, (10-13), 13-16, 18-25
Quelle: Wielenga 2000
Seite(n): 314, 315, 317, Zeilen: 314: 15-20; 315: 20-31; 317: 3-10
Das schloss Kritik an den Deutschen oder Spannungen im Umgang mit den Deutschen keineswegs aus. Wichtig jedoch war, dass es durch solche Kontakte zu religiös oder politisch Gleichgesinnten zu einer ersten Differenzierung der antideutschen Gefühle und zu mehr Verständnis für die niederländische Situation auf deutscher Seite kommen konnte. In Bezug auf die politischen Verbindungen muss jedoch erwähnt werden, dass die Ergebnisse der ersten Nachkriegswahlen nur wenig Einfluss auf das vorherrschende Bild von den Deutschen hatte. Man sah in den Ergebnissen höchstens ein gutes Omen und „Es beweist uns […], daß die unmittelbar nach dem Krieg unternommenen Versuche zur Umerziehung des deutschen Volkes nicht vergeblich gewesen sind“, wie eine niederländische Zeitung schrieb.791 Von einem wirklich tief in der niederländischen Gesellschaft verankerten Vertrauen in die deutsche Demokratie konnte jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Rede sein. Zudem muss bei der Betrachtung der niederländisch-deutschen Beziehungen der Nachkriegszeit der regionale Gesichtspunkt beachtet werden. Während es in Städten wie Amsterdam, das eine hohe Zahl an deportierten Juden zu beklagen hatte, in intellektuellen und kunstsinnigen Kreisen noch lange Jahre ein starkes „anti-deutsches“ Gefühl gab, entspannte sich in Grenzregionen, in denen kulturelle, landschaftliche und sprachliche Unterschiede geringer waren und Kontakte in der Vergangenheit selbstverständlich gewesen waren, das Verhältnis schneller.

791 De Volkskrant zitiert nach Wielenga: Vom Feind zum Partner, a. a. O., S. 317.

[Seite 314]

Das schloß Kritik am oder Spannungen im Umgang mit den deutschen Gesprächspartnern keineswegs aus, aber wichtiger war, daß es durch solche Kontakte zwischen religiös und politisch Gleichgesinnten zu einer ersten Differenzierung der antideutschen Gefühle kommen konnte.

[Seite 317]

Die Volkskrant äußerte sich ähnlich, und der NRC meinte, daß das Ausland mit diesem Ergebnis „sehr zufrieden" sein könne: „Es beweist uns - und ist dies nicht sehr erfreulich? -, daß die unmittelbar nach dem Krieg unternommenen Versuche zur Umerziehung des deutschen Volkes nicht vergeblich gewesen sind."46

Von einem wirklich gewachsenen Vertrauen in die westdeutsche Demokratie konnte aber noch keine Rede sein.

[Seite 315]

Mühlenfeld verwies hier auf ein auch in späteren Jahren häufiger beobachtetes Phänomen: auf die Unterschiede zwischen Amsterdam und Rotterdam. Nicht zuletzt aufgrund der hohen Zahl der aus Amsterdam deportierten Juden gehörte es in den intellektuellen und kunstsinnigen Kreisen der Hauptstadt lange Jahre zum guten Ton, »antideutsch* zu sein. In der Hafenstadt Rotterdam, für die das Ruhrgebiet eine Art Lebensader war, ließ man sich dagegen schon kurz nach 1945 von einem nüchternen Handelsgeist leiten. Auch in der Grenzregion, in der kulturelle, landschaftliche und sprachliche Unterschiede geringer waren als anderswo und Kontakte in der Vergangenheit selbstverständlich gewesen waren, entspannte sich das Verhältnis schneller.


46. Geen avontuur, in: NRC, 7.9.1953; vgl. für de Volkskrant, Zegepraal voor Europa, 8.9.1953.

Anmerkungen

Die Quelle wird in Fn. 791 lediglich für ein wörtlich übernommenes Zitat genannt - jedoch stammt auch der Inhalt der Ausführungen davor und danach unausgewiesen daraus.

Das Zitat selbst sowie zwei freier formulierte Sätze gehen nicht in die Zeilenzählung mit ein.

Sichter
(Bummelchen) Schumann


[11.] Analyse:Cc/Fragment 273 03 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-04-06 21:54:44 Schumann
Cc, Fragment, KeinPlagiat, SMWFragment, Schutzlevel, Wielenga 2000, ZuSichten

Typus
KeinPlagiat
Bearbeiter
Bummelchen
Gesichtet
No
Untersuchte Arbeit:
Seite: 273, Zeilen: 3-
Quelle: Wielenga 2000
Seite(n): 321, Zeilen: -
Zusammenfassend lässt sich für den Boden der deutsch-niederländischen Beziehungen in den ersten Nachkriegsjahren auch im Aachener Raum sagen: „wenn man behutsam auf ihm läuft, dann geschieht nichts. Aber das Hochgehen einer Mine bei einem unbeachteten Schritt löst eine Kettenreaktion aus.“799

799 Hermann Opitz, Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in Den Haag (1954) zitiert nach: Wielenga: Vom Feind zum Partner, a. a. O., S. 321f.

Zusammenfassend kann man die politisch-psychologische Beziehung bis zum Ende der fünfziger Jahre mit einem Satz von Hermann Opitz, in diesen Jahren Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in Den Haag, charakterisieren: „In bezug auf das deutsch-niederländische Verhältnis ist der Boden in Holland wie unterminiert", schrieb er 1954: „Wenn man behutsam auf ihm läuft, dann geschieht nichts. Aber das Hochgehen einer Mine bei [einem unbedachten Schritt löst eine Kettenreaktion aus."55]

55. Das Horst-Wessel-Lied wurde nicht gesungen, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.6.1954.

Anmerkungen

Das Zitat wird zwar korrekt gekennzeichnet. Die Einleitungen sind ähnlich formuliert. Vorerst verdächtig.

Sichter