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Inzidente Gesetzesprüfung im Vereinigten Königreich: Eine rechtsvergleichende Studie unter Berücksichtigung der Europäisierung des britischen Rechts

von Prof. Dr. Ronald Moeder

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[1.] Rm/Fragment 191 03 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2022-01-30 09:11:51 Numer0nym
Fragment, Gesichtet, Rm, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung, Vollmer 1969

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Morinola
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 191, Zeilen: 3-11, 101-127
Quelle: Vollmer 1969
Seite(n): 147-150, Zeilen: 24-35, 102-104; 1-18, 101-103; 1-7, 11, 19, 101-104; 6-8, 101-103
2. Die Lehre vom Primat des nationalen Rechts


Britische Rechtsprechung1111 und Literatur1112 folgen vielmehr der Lehre vom Primat des nationalen bzw. staatlichen Rechts. Vielleicht am klarsten äußerte sich Lord Justice General Dunedin (1849-1942)1113 in Mortensen v. Peters (1906)1114:

„In this Court we have nothing to do with the question whether the Legislature has or has not done what foreign powers may consider a usurpation in a question with them. Neither are we a tribunal sitting to decide whether an act of the legislature is ultra vires as in contravention of general acknowledged principles [of international law.]


1111 So dezidiert Lord Campbell (1779-1861) im Zusammenhang mit s. 29 des Slave Trade Abolition Act 1824 (5 George 4, c. 113) in Lopez v. Burslem (1843), E.R. 12, 318 ff. - Die britische Flotte hatte außerhalb der britischen Hoheitsgewässer das Schiff eines Sklavenhändlers aufgebracht und dabei u.a. eine Ladung, die dem Brasilianer Lopez gehörte, beschlagnahmt. Die Beschlagnahme war von einem britischen Admiralitätsgericht be-stätigt [sic!] worden. Im Anschluß [sic!] an diese Entscheidung hatten die Eigentümer es entgegen s. 29 des Slave Trade Abolition Act 1824 unterlassen, innerhalb von 12 Monaten nach Erlass der Seegerichtsentscheidung die Freigabe der Ladung (inhibition) zu beantragen. In der Rechtsmittelinstanz beriefen sie sich deshalb auf eine Regel des allgemeinen Völkerrechts, nach der die staatliche Gerichtshoheit über Ausländer an den völkerrechtlichen Gren-zen [sic!] des staatlichen Hoheitsbereiches ende. Lord Campell [sic!] lehnte dieses Argument ab und äußerte wörtlich (E.R. 13, 318 (320)): „The British Parliament certainly has no general power to legislate for foreigners out of the dominions and beyond the jurisdiction of the British Crown, but it cannot be doubted for a moment that a British Statute may fix a time within which application must be made for redress to the tribunals of the empire. This is a matter of procedure, and becomes law of the forum. On matter of procedure all mankind, whether aliens or liege subjects, plaintiffs or defendants, appellants or respondents, are bound by the law of the forum. If a law were made upon this subject, working oppression and injustice to the subjects of a foreign State, that State might make representations and remonstrations against this law to our Government; but while it remains in force, Judges have no choice but to give it effect”. - Vgl. ebenso The Zollverein (1856), E.R. 166, 1038 ff.; Cail v. Papayanni (1863), E.R. 15, 778 ff.; Niboyet v. Niboyet (1878), P.D. 1878/79, 1 ff.; Mortensen v. Peters (1906) 14 S.L.T., 227 ff.; The Zamora (1916) A.C.(P.C.) 1916, Bd. 2, 77 (93); Croft v. Dunphy (1933), A.C.(P.C.) 1933, 156 (162 und 164).

1112 Vgl. z.B. Dicey, 62 ff.; O.H. Phillips, 60; Wade / Phillips, 46.

1113 Vgl. Keir / Lawson, XXIV.

1114 Vgl. a.a.O. (FN 1111).

b) Primat des STATUTE LAW

Den Meinungsumschwung vollzog LORD CAMPBELL (1779-1861) 457 in LOPEZ v. BURSLEM (1843) 458. Der Entscheidung lag folgender Sachverhalt zugrunde: Die englische Flotte hatte außerhalb der britischen Hoheitsgewässer das Schiff eines Sklavenhändlers aufgebracht und dabei auch eine Ladung, die den Brasilianern LOPEZ gehörte, beschlagnahmt. Die Beschlagnahme war von einem britischen Admiralitätsgericht bestätigt worden. Hiergegen hätten die Eigentümer nach § 29 des SLAVE TRADE ABOLITION ACT, 1824 459, binnen 12 Monate nach Erlaß der Seegerichtsentscheidung die Freigabe der Ladung (inhibition) beantragen können. Das hatten sie jedoch versäumt und beriefen sich nunmehr, in der Beschwerdeinstanz, auf eine Regel des allgemeinen Völkerrechts,

[Seite 148]

wonach die staatliche Gerichtsbarkeit über Ausländer an den völkerrechtlichen Grenzen des staatlichen Hoheitsbereiches ende. LORD CAMPBELL entschied 460:

„The British Parliament certainly has no general power to legislate for foreigners out of the dominions and beyond the jurisdiction of the British Crown, but it cannot be doubted for a moment that a British Statute may fix a time within which application must be made for redress to the tribunals of the empire. This is a matter of procedure, and becomes the law of the forum. On matter of procedure all mankind, whether aliens or liege subjects, plaintiffs or defendants, appellants or respondents, are bound by the law of the forum. If a law were made upon this subject, working oppression and injustice to the subjects of a foreign State, that State might make representations and remonstrations against this law to our Government; but while it remains in force, Judges have no choice but to give it effect.”

Die gleiche Überlegenheit des staatlichen Rechts über das Völkerrecht finden wir in DR. LUSHINGTONS Entscheidungen in THE ZOLLVEREIN (1856) 461 und CAIL v. PAPAYANNI (1863) 462 wieder.

[Seite 149]

Noch entschiedener äußerten sich LORD DUNEDIN in MORTENSEN v. PETERS (1906) 466:

„In this Court we have nothing to do with the question whether the Legislature has or has not done what foreign powers may consider a usurpation in a question with them. Neither are we a tribunal sitting to decide whether an Act of Legislature is ultra vires as in contravention of generally acknowledged principles of International Law. [...]

LORD PARKER in THE ZAMORA (1916) 467:

[...]

sowie LORD MACMILLAN in CROFT v. DUNPHY (1933) 468:

[...]

[Seite 150]

Diese Auffassung wurde in den neueren Standardwerken des englischen Verfassungs- und Verwaltungsrechts von O. H. PHILLIPS 474 und E.C.S. WADE-G.G. PHILLIPS 475 kritiklos übernommen.


457 Vgl. Keir-Lawson, S. xxix.

458 E.R. 13, S. 318 ff.

459 5 George 4 c. 113.

460 E.R. 13, S. 320.

461 E.R. 166, S. 1038 ff.

462 E.R. 15, S. 778 ff.

466 Keir-Lawson, S. 3.

473 Dicey, Constitution, S. 62 ff.

474 Constitutional and Administrative Law, 3. Auflage, London 1962, S. 60.

475 Constitutional Law, 6. Auflage (Nachdruck), London 1961, S. 46.

Anmerkungen

Vollmer wird nicht genannt.

Das Dunedin-Zitat bei Vollmer enthält gegenüber dem Original Fehler: - im ersten Satz fehlt vor dem Wort „whether“ das Wort „of“ - im selben Satz ist vor dem Wort „usurpation“ das Wort „a“ hinzugefügt. Beide Fehler finden sich identisch bei Rm. (Bei Rm ist außerdem das Wort „generally“ zu „general“ verkürzt, und bei Vollmer fehlt noch das Wort „the“ vor dem Wort „Legislature“.)

Ein großer Teil des Textes bei Vollmer ist bei Rm in die Fn 1111 verlagert. Das lange Campbell-Zitat enthält bei Vollmer gegenüber dem Original Fehler: - im zweiten Satz ist vor dem Wort „matter“ das Wort „a“ hinzugefügt - im letzten Satz heißt es fehlerhaft „remonstrations“ anstatt richtig „remonstrances“. Beide Fehler finden sich identisch bei Rm. (Bei Rm fehlt außerdem im zweiten Satz nach dem Wort „becomes“ das Wort „the.)

Das Verfassungsrechtslehrbuch von O. Hood Phillips wird im Literaturverzeichnis in der 7. Auflage von 1987 genannt. Die in Fn 1112 zitierte Stelle bezieht sich jedoch - wie die Fn 747 bei Vollmer - auf die 3. Auflage von 1962.

Fortsetzung in Rm/Fragment 192 01.

Sichter
(Morinola), SleepyHollow02



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