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Literatur und Verbrechen: Kunst und Kriminalität in der europäischen Erzählprosa um 1900

von Dr. Dr. Thomas Sprecher

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[1.] Ts/Fragment 219 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2015-06-23 16:32:33 Schumann
BauernOpfer, Fragment, Gesichtet, Kern 2004, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 219, Zeilen: 1-9
Quelle: Kern 2004
Seite(n): 92, 93, Zeilen: 92: 27-31; 93: 2-8
[Später setzte sich die Überzeugung durch, dass das Ich durchaus nicht authentisch, sondern ebenso Erfindung sei wie die erzählten] Orte, Personen und Begebenheiten. Erfunden wird vielleicht noch vor der Geschichte selbst ihr Erzähler.241 Doch wenn das Ich nicht weniger fingiert ist als das Erzählte, verliert es seine beglaubigende Funktion. Ein Verwirrspiel beginnt, das Philip Roth in seinem Roman Täuschung dadurch beendet, dass der Erzähler seinen Lesern die Entscheidung überlässt. „Ich schreibe Fiktion, und man sagt mir, es sei Autobiographie, ich schreibe eine Autobiographie, und man sagt mir, es sei Fiktion, und da ich folglich so schwer von Begriff bin und die so klug sind, sollen die anderen doch entscheiden, was es nun ist oder nicht ist.“242

241 Vgl. Hans Meier: Gottfried Kellers „Grüner Heinrich“, Betrachtungen zum Roman des poetischen Realismus, Zürich/München: Artemis 1977 [= Zürcher Beiträge zur deutschen Literatur- und Geistesgeschichte 46], S. 120.

242 Philip Roth: Täuschung, Dt. v. Jörg Trobitius, Reinbek: Rowohlt 2000, S. 151 f.

[Seite 92]

Irgendwann setzte sich jedoch die Überzeugung durch, daß das Ich überhaupt nicht authentisch, sondern ebenso eine Erfindung sei, wie die erzählten Orte, Personen und Begebenheiten. „Es ist wohl bei Erzählwerken immer so, daß der Dichter [...] nicht die Geschichte zuerst erfindet, sondern einen Erzähler der Geschichte.“130 Ich ist ebenso fingiert wie das Erzählte, Ich ist nur eine Rolle des Autors.

[Seite 93]

Die beglaubigende Funktion, die der Erzähler durch die Genie-Ästhetik hatte, verliert das Ich jedoch, wenn es selbst eine Erfindung ist. Ein Verwirrspiel beginnt, das Philip Roth in seinem Roman Täuschung dadurch beendet, daß der Erzähler seinen Lesern die Entscheidung überläßt. „Ich schreibe Fiktion, und man sagt mir, es sei Autobiographie, ich schreibe eine Autobiographie, und man sagt mir, es sei Fiktion, und da ich folglich so schwer von Begriff bin und die so klug sind, sollen die anderen doch entscheiden, was es nun ist oder nicht ist.“131


130 Hans Meyer: Gottfried Kellers 'Grüner Heinrich', Zürich und München 1977, S. 120.

131 Philip Roth: Täuschung. Deutsch von Jörg Trobitius, Reinbek 2000, S. 151 f.

Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) an:
"Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von Stefan Helge Kern, Die Kunst der Täuschung. Hochstapler, Lügner und Betrüger im deutschsprachigen Roman seit 1945 am Beispiel der Romane Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, Mein Name sei Gantenbein und Jakob der Lügner, Diss. Hannover 2004, S. 10-95."

Die Übernahme erfolgt aus diesem Bereich, doch wird die enge (teils wörtliche) Anlehnung an die Quelle nicht deutlich. Daher Einordnung als Bauernopfer.

Sichter
Schumann



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Letzte Bearbeitung dieser Seite: durch Benutzer:Schumann, Zeitstempel: 20140919220314