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Film und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Propaganda als Medienrealität im Aktualitäten- und Dokumentarfilm

von Ulrike Oppelt

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[1.] Uo/Fragment 137 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-07-21 08:53:58 WiseWoman
BauernOpfer, Fragment, Gesichtet, Hiley 1994, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Uo

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 137, Zeilen: 1-43 (komplett)
Quelle: Hiley 1994
Seite(n): 217, 218, Zeilen: 217:li.Sp. 24-42.48-50 - re.Sp. 1-26; 218:li.Sp. 3-35 - re.Sp. 1-26.32-44
Bereits 1915 hatten jedoch Kriegsdramen ihre Anziehungskraft verloren. Großbritanniens Kinogänger waren der Kriegsfilme müde geworden. Fast alle waren in ihrem melodramatischen Ablauf identisch. Die große Liebe auf dem Schlachtfeld und die unwahrscheinlichsten Gefahren, die die Heldinnen und Helden erlebten, waren einander so ähnlich, dass vor einer Überschwemmung des Marktes gewarnt wurde. Jedoch auch der Publikumsgeschmack hatte sich geändert. Die Zuschauer wollten wieder zu ihren normalen Gewohnheiten zurückkehren, auch wenn der Krieg den gesamten Lebensablauf bestimmte. Sie besannen sich wieder auf ihre Treue zu amerikanischen Importen wie A BATHING BEAUTY oder TEXAS BILL'S LAST RIDE. Den Kriegsdramen war es nicht gelungen, sich als eigenständiges Genre zu etablieren. Die britischen Studios senkten ihre Produktion von 14 Filmen im November 1914 auf 4 Filme im Januar 1915 und nur einen Film im Februar 1915. Als das Studio Clarendon im April 1915 seinen Film UNDER THE GERMAN YOKE herausbrachte, versicherte es den Kinobesitzern, dass das Drama nur vom Schicksal einer belgischen Familie handelte und die Kampfszenen auf zwei Minuten beschränkt waren.

Im März 1915 warb die British and Colonial Film Company mit ihrer letzten Produktion ganz offen für einen Film ohne jeglichen Bezug zum Krieg. Die Figur des Soldaten war zu einem der typischen Repertoirecharaktere geworden, wie der betrunkene Ehemann oder der arbeitsscheue Tramp. Der Versuch, den Krieg auf die Leinwand zu bringen, war aufgegeben worden. In den folgenden Kriegsjahren handelte nur ein kleiner Prozentsatz der Filme vom Krieg.203

Die Überzeugung, dass der Anblick von Toten und Verwundeten im Kino nichts zu suchen habe, hielt die britischen Filmstudios davon ab, den Krieg realistischer darzustellen. Da der Gewinn im Filmgeschäft vom Kinobesuch der Familien abhing, erinnerte im August 1914 die ,Film Censor and Exhibitor’s Review' ihre Leser daran, dass Kino eine Unterhaltungsbranche sei und in Kriegszeiten dazu dienen müsse, die öffentliche Meinung von den Schrecken des Krieges abzulenken. Die Cinematograph Exhibitor’s Association (CEA) vertrat eine ähnliche Auffassung und befürwortete nicht nur eine strenge Zensur von Kriegsfilmen, sondern warnte auch den Innenminister, dass es Tausende von Menschen gebe, „die Angehörige haben, die im Krieg sind, und dass der Anblick drastisch dargestellter Schrecken des Krieges auf der Leinwand die schlimmsten Auswirkungen haben muss, besonders auf nervöse Frauen und erregbare Männer“. Sie zwang im August 1914 G.B. Samuelson, in seinem Film GREAT EUROPEAN WAR jene Szenen herauszuschneiden, die die Erschießung von Frauen zeigte. Im September 1914 war die Filmindustrie Großbritanniens davon überzeugt, dass britische Zuschauer grausame Bilder nicht ertragen konnten. Als im gleichen Monat die Regent Film Company ihr Drama SAVING THE COLOURS in die Kinos brachte, achtete die Zeitschrift Kinematograph Weekly sorgfältig darauf, den Kinobesitzern zu versichern, dass die Kampfszenen zwar „äußerst realistische Bilder der Schrecken des Krieges zeigen, ohne dabei aber die Gefühle der Zuschauer zu verletzen“.


203 Vgl. ebd., S. 218.

[Seite 217]

Allerdings hielt dieses intensive Interesse an Kriegsfilmen nicht lange an. Schon im November 1914 wurde festgestellt, daß Großbritanniens Kinogänger der Kriegsfilme müde waren. Zum Teil war dies ein Problem der Produktion, denn die britischen Filmstudios hatten für die Darstellung des Krieges die Form des Melodrams gewählt. Damit war eine große Zahl fast identischer Filme entstanden, in denen die große Liebe auf dem Schlachtfeld sowie zum Äußersten entschlossene und unwahrscheinlichste Gefahren erlebende Helden und Heldinnen im Mittelpunkt standen. Diese Filme waren einander so ähnlich, daß der >Kinematograph Weekly< sich gezwungen sah, die Industrie »vor einer Überschwemmung des Marktes« zu warnen. [...] Das Problem war aber auch, daß der Geschmack sich geändert hatte. Einige Filmproduzenten hatten von Anfang an gesagt, daß die Zuschauer diese endlose Diät an Kriegsfilmen nicht ertragen würden und daß »es früher oder später, auch wenn der Krieg noch das gesamte Leben bestimmte, eine Rückkehr zum normalen Trend geben würde, nämlich dann, wenn die Zuschauer insgesamt wieder zu ihren normalen Gewohnheiten zurückkehren wollten«. Und genau das geschah dann auch. Eine Meinungsumfrage der Kinobesitzer im November 1914 zeigte, daß die Kinobesucher zwar noch immer Gefallen an britischen Streifen wie >England’s Menace< und >If England Were Invaded< fanden, sich aber rasch wieder auf ihre Treue zu amerikanischen Importen wie >A Bathing Beauty< und >Texas Bill's Last Ride< besannen.6

Den Kriegsdramen war es einfach nicht gelungen, sich als eigenes Genre zu etablieren, und die britischen Studios senkten ihre Produktion von vierzehn solcher Filme im November 1914 auf zehn im Dezember 1914 und auf ganze vier im Januar 1915.

[Seite 218]

[...] Kriegsdramen hatten ihre Anziehungskraft verloren, und im März 1915 warb die British and Colonial Film Company mit ihrer letzten Produktion ganz offen für einen Film, »der keinerlei Bezug zum Krieg enthält«. Als das Studio Clarendon im April 1915 seinen Film >Under the German Yoke< herausbrachte, sah es sich gezwungen, den Kinobesitzern zu versichern, daß »dieser Film zwar an Szenen aus dem großen europäischen Krieg festgemacht ist, aber eindeutig ein Familiendrama darstellt, das vom Schicksal einer belgischen Familie handelt und einen starken dramatischen Anteil hat [...] [Anm.: Auslassung im Original] Alle Kampfszenen sind auf zwei Minuten beschränkt, so wird der Bezug auf den Krieg nicht übertrieben«. Großbritanniens Filmproduzenten hatten nunmehr den Versuch aufgegeben, den Krieg auf die Leinwand zu bringen, und in den folgenden vier Kriegsjahren handelte nicht ein einziger unter fünfzehn Filmen vom Krieg, wie aus der folgenden Tabelle zu ersehen ist. Im Dezember 1915 war die Figur des Soldaten zu einem der typischen Repertoirecharaktere geworden, so wie der betrunkene Ehemann oder der arbeitsscheue Tramp.7

Die Überzeugung, daß der Anblick von Toten und Verwundeten im Kino nichts zu suchen habe, hielt die britischen Filmstudios davon ab, den Krieg realistischer darzustellen. Es war bekannt, daß der Gewinn im Filmgeschäft vom Kinobesuch der Familien abhing. Im August 1914 erinnerte die >Film Censor and Exhibitor’s Review< ihre Leser daran, daß sie in der Unterhaltungsbranche tätig seien und daß in Kriegszeiten »das Kino dazu dienen muß, die öffentliche Meinung von den Schrecken des Krieges abzulenken«. Die Cinematograph Exhibitors’ Association (CEA) vertrat eine ähnliche Auffassung und befürwortete nicht nur eine strenge Zensur von Kriegsfilmen, sondern warnte auch den Innenminister, daß es Tausende von Menschen gäbe, »die Angehörige haben, die im Krieg sind, und daß der Anblick drastisch dargestellter Schrecken des Krieges auf der Leinwand die schlimmsten Auswirkungen haben muß, besonders auf nervöse Frauen und erregbare Männer«. Es war eher die CEA und nicht so sehr die Regierung, die im August 1914 G. B. Samuelson zwang, seinen Film >Great European War< zu überarbeiten und jene Szenen herauszuschneiden, die »die Erschießung von Frauen zeigten«,[...]

Im September 1914 war die Filmindustrie Großbritanniens davon überzeugt, daß britische Zuschauer grausame Bilder nicht ertragen könnten. Als im gleichen Monat die Regent Film Company ihr Drama >Saving the Colours< in die Kinos brachte, achtete die Zeitschrift >Kinematograph Weekly< sorgfältig darauf, den Kinobesitzern zu versichern, daß die Kampfszenen zwar »äußerst realistische Bilder der Schrecken des Krieges zeigen, ohne dabei aber die Gefühle der Zuschauer zu verletzen«.


6 Screen, November 1914, S. 14-15; Kinematograph Weekly, 12. November 1914, S. 105; H. Bolce: Crowding Cinemas in Wartime. In: System, April 1915, S. 259f.

7 Cinema News, 14. Januar 1915, S. 17; Times, 28. Januar 1915, S. 11, Spalte 3; Kinematograph Weekly, 4. März 1915, S. 96-97; 15. April 1915, Supplementband, S. xxvi-xxvii.

Anmerkungen

Eine weitere Seite, deren Inhalt ohne Ausnahme Hiley (1994) entnommen wurde: zu Beginn noch mit Kürzungen, inhaltlich aber durchgehend identisch, in weiten Passagen - insbesondere zum Schluss der Seite hin - sogar im Wortlaut identisch. Art und Umfang der Übernahme bleiben vollständig ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan), WiseWoman



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Letzte Bearbeitung dieser Seite: durch Benutzer:WiseWoman, Zeitstempel: 20130721085434