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Film und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Propaganda als Medienrealität im Aktualitäten- und Dokumentarfilm

von Ulrike Oppelt

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[1.] Uo/Fragment 149 12 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-08-17 09:45:43 WiseWoman
BauernOpfer, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Sorlin 1994, Uo

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 149, Zeilen: 12-42
Quelle: Sorlin 1994
Seite(n): 237, 238, Zeilen: 237: li.Sp. 44-50 - re.Sp. 1-9; 238: li.Sp. 7-49, re.Sp. 1-18
Derartige Aufnahmen bekam die Öffentlichkeit niemals zu Gesicht. Die 1913 eingeführte Vorzensur funktionierte 1915 perfekt. Das militärische Oberkommando präzisierte die Zensurregeln im Juli 1917 in einer Direktive, die jede Information über Truppenbewegungen, Ausrüstungen, Erkennbarkeit von Einheiten, sanitäre Zustände und Verluste verbot und damit praktisch alles, was das Leben an der Front betraf, ausklammerte. Darüber hinaus durften Aufnahmen aus den Kampfzonen höchstens ein Fünftel der in den Kinos gezeigten Wochenschauen ausmachen.241 Überall wurden die vom Feind verursachten Zerstörungen betont, die sich leicht filmen ließen und meist beeindruckend waren, wenn der Kameramann seinen Aufnahmewinkel richtig gewählt hatte.

Für die italienischen Studios wäre die Herstellung von Propagandafilmen ein gutes Geschäft gewesen. Das Kriegsministerium nahm das Angebot, patriotische Filme zu drehen, jedoch nicht an. So wurden Propagandafilme ausnahmslos von privaten Verbänden, wie dem Rote Kreuz, dem Verband der Versehrtenhilfe und durch Anleihen fürs Vaterland finanziert. 1915 zeigte der Film ALMA MATER die Ursachen der Konflikte sowie die patriotische Begeisterung und Ungeduld, mit der die Italiener darauf warteten, sich den Verbündeten anschließen zu können. Weitere Filme waren VIVA ITALIA, in der die erste Diva des italienischen Films, Francesca Bertini, eine Art Weihetanz vollführte und GUGLIELMO OBERDAN, der die Lebensgeschichte eines von den Österreichern umgebrachten Patrioten erzählte. Mit zunehmender Dauer des Konfliktes wurde der anfängliche Enthusiasmus durch eine Mischung von fiktiven Szenen über die Mobilisierung im Innern des Landes und von Aufnahmen aus den rückwärtigen Stellungen ersetzt. Die wenigen Filme, die sich auf den Krieg bezogen, sollten der Bevölkerung Zuversicht geben. Die Mehrheit der Filmstudios ignorierte den Krieg, um nicht mit der Zensur in Konflikt zu geraten. Die wenigen uns heute bekannten Filme lassen ein repräsentatives Urteil über die damaligen Produktionen jedoch nicht zu. Auffallend ist der übersprudelnde, zuweilen überdrehte, chaplineske Humor in den Filmen. Der unter dem Namen Cretinetti bekannte Komiker André Deed verkörperte 1916 mit dem Film CRETINETTI E GLI AEROMOBILI NEMICI eine Gestalt, die sich [in ihrer Angst vor den österreichischen Flugzeugen in bis zum Wahnsinn gesteigerten Phantasievorstellungen ergeht.]


241 Vgl. Sorlin: Der italienische Film, in: Tage der Menschheit, hrsg. von R. Rother, 1994, S. 237.

[Seite 237]

Es muß wohl nicht erwähnt werden, daß diese Aufnahmen niemals der Öffentlichkeit gezeigt wurden. Die seit 1913 eingeführte Vorzensur funktionierte 1915 perfekt. Das militärische Oberkommando präzisierte die Zensurregeln im Juli 1917 in einer Direktive, die jede Information über Truppenbewegungen, Ausrüstungen, Erkennbarkeit von Einheiten, sanitäre Zustände und Verluste verbot und damit praktisch alles, was das Leben an der Front betraf, ausklammerte. Darüber hinaus durften Aufnahmen aus den Kampfzonen höchstens ein Fünftel der in den Kinos gezeigten Wochenschauen ausmachen.

[Seite 238]

Wie überall wurden die vom Feind verursachten Zerstörungen betont, denn sie ließen sich leicht filmen und waren meist höchst beeindruckend, wenn der Kameramann seinen Aufnahmewinkel richtig wählte.

Für die italienischen Studios, denen es an Kapital mangelte, wäre die Herstellung von Propagandafilmen ein gutes Geschäft gewesen. Mehrere Produzenten wandten sich an das Kriegsministerium und boten an, patriotische Filme zu drehen. Doch die Armee mißtraute solchen Aktivitäten, die sie nicht direkt kontrollierte, und ging auf diese Angebote nicht ein. Somit wurden die Propagandafilme ausnahmslos von privaten Verbänden finanziert: vom Roten Kreuz, vom Verband der Versehrtenhilfe, von der Anleihe fürs Vaterland. 1915 stand die patriotische Begeisterung im Vordergrund: ›Alma Mater‹ setzte die Ursachen des Konflikts ins Bild und zeigte, mit welcher Ungeduld die Italiener darauf warteten, sich den Verbündeten anschließen zu können; ›Viva l’Italia‹ ging vom Risorgimento aus und endete mit einem Auftritt der berühmten Schauspielerin Francesca Bertini, die von wehenden Bannern umgeben eine Art Weihetanz vollführte; ›Guglielmo Oberdan‹ dagegen erzählte auf etwas banalere Weise die Lebensgeschichte eines von den Österreichern umgebrachten Patrioten. Mit zunehmender Dauer des Konflikts wurde später die Darstellung des anfänglichen Enthusiasmus durch eine Mischung von fiktiven Szenen über die Mobilisierung im Inneren des Landes und von Streifzügen in die rückwärtigen Stellungen ersetzt.

Abgesehen von diesen Versuchen, die der Bevölkerung ihre Zuversicht zurückgeben sollten, hielt sich der italienische Film absichtlich aus dem Krieg heraus. Auch hier stellt Italien keinen Einzelfall dar; die Mehrheit der Filmindustrien ignorierte den Krieg, um nicht mit der Zensur in Konflikt zu geraten. Da nur wenige der sich auf den Krieg beziehenden Filme zugänglich sind, kann nicht entschieden werden, inwieweit die uns bekannten Filme repräsentativ sind. Nach den uns überlieferten Produktionen zu urteilen, wurde der Krieg mit einem übersprudelnden, zuweilen überdrehten Humor dargestellt, der in gewisser Weise an Chaplin erinnert. Der unter dem Namen Cretinetti bekannte Komiker André Deed verkörperte in ›Cretinetti e gli aeromobili nemici‹ (1916) eine Gestalt, die sich in ihrer Angst vor den österreichischen Flugzeugen in bis zum Wahnsinn gesteigerten Phantasievorstellungen ergeht.

Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahmen bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan), WiseWoman



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