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Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 101, Zeilen: 1-10, 102-106
Quelle: Albes 1996
Seite(n): 87, Zeilen: 87:11-17.24-30 - 88:1-8
[Deutsche Zeitungsle]ser wünschten vornehmlich kuriose und sensationelle Berichte über andere Länder. Dieses Verhalten stand in Wechselbeziehung zu den Angeboten des deutschen Korrespondentennetzes im Ausland, das bei allgemein schlechter Bezahlung auch eine Berichterstattung minderer Qualität lieferte.9 Andererseits hatte die ausländische Presse gerade in der Epoche des Imperialismus mit landesspezifischen Stereotypen zum schlechten Ansehen Deutschlands beigetragen. Die Nachrichtenagenturen Reuter und Havas, deren Einflussgebiete große Teile der Erde umspannten10, stießen in der zeitgenössischen deutschen Publizistik auf scharfe Kritik. Dies spiegelte sich auch im Film wieder.11 Der Zeitungsredakteur Rudolf Rotheit schrieb 1915:

„Während Wolff (Chefredakteur des Berliner Tageblatts, Anmerkg. d. Verf.) an Reuter und Havas gebunden war, bearbeiteten diese in voller Ungebundenheit, als wirksame Handlanger der Einkreisungsdiplomatie, die öffentliche Meinung der bewohnten Erde und stachelten sie unermüdlich gegen uns auf.“12


9 Vgl. Albes: Worte wie Waffen, 1996, S. 87.

10 Die britische Dominanz im Weltkabelnetz kam Reuter schon vor der Zerstörung der deutschen Telegraphiekabel zugute. Mehr als 54 Prozent aller Telegraphiekabel waren 1913 in englischem Besitz. Deutschland hingegen besaß lediglich 8,3 Prozent. Eine Statistik - auch für andere Länder - bei Eduard Tenfelde: Die Welttelegraphie als zuverlässiges Verkehrsmittel vor und nach dem Weltkriege (wirtsch.- u. sozialwiss. Diss.), Düsseldorf 1926, S. 89.

11 Siehe Filmprotokoll zu ÄGIR, in Zwischentitel 4: „[...] sollte Reuter nicht wieder schwindeln?!“ wird diese Kritik formuliert.

12 Rudolf Rotheit: Die Friedensbedingungen der deutschen Presse. Los von Reuter und Havas!, Berlin 1915, S. 5f., zit. n. Albes: Worte wie Waffen, 1996, S. 88.

[Seite 87]

Dieses Phänomen resultierte vorwiegend aus einem mangelnden Interesse - nicht wenige deutsche Zeitungsleser wünschten, wenn überhaupt, dann vornehmlich kuriose und sensationelle Berichte über andere Länder.13 Dies stand in einer Wechselbeziehung mit den Unzulänglichkeiten des deutschen Korrespondentennetzes im Ausland - eine gemeinhin schlechte Bezahlung zog eine generell niedrige Qualität der Auslandsberichterstattung nach sich: [...]

Umgekehrt hatte die ausländische Presse - als Spiegelbild und zugleich Verursacher der gerade in der Epoche des Imperialismus auch in anderen Staaten verbreiteten nationalen Stereotypen - zum schlechten Ansehen Deutschlands in der Welt beigetragen.15 Insbesondere die Nachrichtenagenturen Reuter und Havas, deren Einflußgebiete große Teile der Erde umspannten, riefen in der zeitgenössischen deutschen Publizistik scharfe Kritik hervor. So schrieb der Zeitungsredakteur Rudolf Rotheit 1915:

[Seite 88]

"Während Wolff an Reuter und Havas gebunden war, bearbeiteten Reuter und Havas in voller Ungebundenheit, als wirksame Handlanger der Einkreisungsdiplomatie, die öffentliche Meinung der bewohnten Erde und stachelten sie unermüdlich gegen uns auf."16

Schon vor der Zerstörung der deutschen Telegraphiekabel war Reuter überdies die britische Dominanz des Weltkabelnetzes zugute gekommen: 1913 waren mehr als 54 Prozent aller Telegraphiekabel in englischem Besitz gewesen, Deutschland hingegen hatte lediglich rund 8,3 Prozent besessen.17


13 W. H. Edwards, Der Auslandsdienst der deutschen Presse, in: Archiv für exakte Wirtschaftsforschung (Thünen-Archiv), 1918, Bd. 9 (J 922), H. 1, S. 15-51, hier S. 17 u. 21.

15 Vgl. Auslandpresse und Auslandkorrespondenten, in: Das neue Deutschland, Nov. 1914, S. 268-270, hier S. 268.

16 Rudolf Rotheit, Die Friedensbedingungen der deutschen Presse. Los von Reuter und Havas!, Berlin 1915, S. 5 f.

17 Eine Statistik - auch für andere Länder - bei Tenfelde, S. 89.

Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Das Zitat von Rotheit (nach Albes) wurde nicht in die Zeilenzählung aufgenommen. Allerdings greift die Verfasserin unzulässig in den Wortlaut des Zitats ein.

Sichter
(Graf Isolan), Klicken