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(→‎21. August 2021: Tagesspiegel vom 23.8.2021)
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==22. September 2021==
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*'''Berliner Zeitung''' (Nr. 220, S. 3): ''Die Verwandlung. Wer die SPD-Kandidatin Franziska Giffey im Wahlkampf durch Berlin begleitet, erlebt eine Frau, die nicht nur die Konkurrenz überholt hat, sondern sogar sich selbst. Wie hat sie das geschafft?'' (Anja Reich) "Auch die Doktorarbeit sollte so ein Schutz sein. 2003, da war sie Europabeauftragte, hat sie damit begonnen, fünf Jahre lang daran geschrieben, an den Wochenenden, im Urlaub, in ihrer Schwangerschaft. 'Ich war eine junge Frau, blond, hohe Stimme. Ich wollte mich nicht mehr beweisen müssen, in keine Schublade mehr gesteckt werden.' [...] <br> Pünktlich vor der Geburt ihres Sohnes sollte die Arbeit fertig sein. Aber die Wehen kamen vier Tage zu früh. Vielleicht ging alles ein bisschen durcheinander, vielleicht passierten die Fehler so. 'Ich habe immer in dem Glauben gelebt, das war in Ordnung, so, wie ich es gemacht habe. Sonst hätte ich es gar nicht so vor mir hergetragen.' Es – damit meint sie den Doktortitel, der von nun an vor ihrem Namen stand. Nie ließ sie ihn weg. Er gab ihr Sicherheit und Selbstbewusstsein. Bis die Plagiatsaffäre begann: der Prüfer, der seinen Namen nicht sagen will, Vroni-Plag Wiki, FU-Gremien, Gutachten, Empfehlungen, immer wieder andere. Zwei Jahre lang."
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==18. September 2021==
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*'''Deutschlandfunk''': [https://www.deutschlandfunk.de/wahl-zum-berliner-abgeordnetenhaus-es-geht-um.724.de.html?dram:article_id=503238 ''Es geht um Wohnungsknappheit und bezahlbare Mieten. Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus''] (Claudia van Laak) "Verstanden haben die Menschen, dass Giffey der Doktortitel aberkannt wurde, weil sie in ihrer Promotion plagiiert hatte. Ihre Doktormutter fühlt sich von ihr betrogen, im Wahlkampf spielt das Thema allerdings kaum eine Rolle – was den Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch mächtig ärgert. Der Professor der Freien Universität Berlin hält Giffeys Vorgehen für einen Präzedenzfall. Bislang hätten sich alle des Plagiats überführten Politiker aus der ersten Reihe zurückgezogen.<br/>'Wenn das jetzt unkommentiert durchgeht, dann wird es in Zukunft niemanden mehr geben, der oder die Angst hat, beim Plagiieren erwischt zu werden. Also das wird dieser Tendenz, gerade in der Politik sich mit Doktortiteln zu schmücken, dann eher noch Vorschub leisten. Weil ja kein Risiko damit mehr verbunden ist.'"
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==16. September 2021==
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*'''Frankfurter Allgemeine Zeitung''' (Nr. 215, S. 7): ''Die unrühmliche Verschleppung. Plagiatsmeldungen verlaufen oft im Sande, wenn es sich nicht gerade um Personen öffentlichen Interesses wie Politiker handelt, oder werden mit Rügen beschieden.'' (Debora Weber-Wulff) "Plagiate sind ein großes Problem für die Wissenschaft. Die Universitäten sollten sich intensiver mit der Prävention und der Ahndung von wissenschaftlichem Fehlverhalten beschäftigen. Und sie sollten besser kommunizieren, sowohl mit den Informanten als auch mit der wissenschaftlichen Gemeinschaft, wenn Fehlverhalten festgestellt wird. Wissenschaft muss sich auf die Wahrhaftigkeit der Veröffentlichungen verlassen können. Wer folgenlose Rügen trotz klarer und umfangreicher Plagiate ausspricht, der beschädigt nicht nur die Wissenschaft, sondern, wie die FU Berlin im Fall Giffey, das eigene Ansehen."
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==13. September 2021==
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*'''Der Tagesspiegel''' (Nr. 24.655, S. 18): ''TURNERS Thesen. Lästiges Gesetz mit groben Fehlern'' (George Turner) "Mürbe ist man offenbar auf Druck der Fachhochschulen geworden, ihnen das Promotionsrecht einzuräumen. Das Beispiel Giffey hätte Warnung sein sollen: Noch nicht einmal die Abschlussarbeit war plagiatfrei. Ein neues Betätigungsfeld für Vroniplag Wiki tut sich auf. Aber Berlin ist hier nicht schlimmer als auch einige CDU-geführte Bundesländer. Statt dem Promotionsunwesen auch an Universitäten Einhalt zu gebieten, wird der Nivellierung und Abwertung Tür und Tor geöffnet. Früher warf man Österreich Titelhuberei vor. Bald wird Deutschland sich in der Welt lächerlich machen. Es wird Zeit, dass gezählt wird, wie viel Prozent der Hochschulabsolventen einen Dr.-Titel haben sollten, um 'Spitze' zu sein."
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==6. September 2021==
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*'''Neue Zürcher Zeitung''' (S. 32): ''Wo die Blamage politischer Alltag ist. In Deutschland scheint dem politischen Personal der Sinn fürs Peinliche längst abhandengekommen zu sein.'' (Konrad Adam) "Der Stil, das sei der ganze Mensch, sagen die Franzosen. Stillosigkeit leider auch. Dass Franziska Giffey (SPD) abgekupfert hatte, wird man ihr im Zeitalter des Internets, das zum Plagiat doch förmlich einlädt, nicht vorhalten dürfen; zu viele waren ihr da schon vorausgegangen, Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg (CSU) ist nur der bekannteste unter ihnen. Keinem aus diesem Trupp hat das Abschreiben die Karriere verdorben, Annette Schavan (CDU) hat es sogar geholfen, denn für den Verlust ihres Doktorgrades und dessen Folge, den Abschied aus dem Bundeskabinett, ist sie mit dem Botschaftsposten beim Heiligen Stuhl in Rom entschädigt worden (was eine Peinlichkeit für sich war, da dieser Posten traditionsgemäss, und zwar aus guten Gründen, mit einem Protestanten besetzt wird). Dass Giffey sich dann allerdings auf amerikanische Zitiergewohnheiten berief, von denen versierte Akademiker noch nie etwas gehört hatten, war erbärmlich. Ihre Versicherung, nach bestem Wissen und Gewissen gearbeitet zu haben, lässt doch nur darauf schliessen, dass es mit ihrem Wissen nicht weit her und ihr Gewissen ein Sieb ist. In jeder anderen Stadt hätte das gereicht, um sie von der Bewerbung um ein höheres Staatsamt auszuschliessen; in Berlin aber nicht. Da muss sie nur in die Fussstapfen von Klaus Wowereit und dessen Nachfolger Michael Müller treten, und das wird sie schon schaffen."
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==Ende August&#8239;/&thinsp;Anf. September 2021==
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*'''Forschung & Lehre''': Leserbrief zu [https://www.forschung-und-lehre.de/politik/einfachste-grundsaetze-verletzt-3943/ ''"Einfachste Grundsätze verletzt": Auch in ihrer Masterarbeit soll Franziska Giffey unwissenschaftlich gearbeitet haben. Ein Professor der FU Berlin wirft ihr Plagiat vor.''] "Die Affäre Giffey-Börzel ist schlimm genug. Frau Prof. Börzel der FU Berlin hat eine Dissertation durchgewinkt, die nicht nur gravierende handwerkliche Mängel aufwies – Plagiate, Zitierschwächen -, sondern auch von der ganzen Konstruktion her Grundprobleme hatte. Eine Europabeauftragte eines Stadtteils schreibt über ihre Europapolitik des Stadtteils. Ja, toll. Wo ist die kritische Distanz, wo ist die analytische Kompetenz? Ich bin einer der wenigen, die über das Problem Europa und die Kommunen mehrfach publiziert haben. Ich kann nur sagen: Die Arbeit ist dünn und wäre höchstens als Master-Arbeit inhaltlich akzeptabel, durch handwerkliche Mängel indiskutabel.<br />[...] Sollten nicht nur exzellente MasterabsolventInnen der Fachhochschulen die Möglichkeit der Promotion an einer Universität erhalten? Was hat sich da die Kollegin Börzel gedacht? Hat sie die Masterarbeit geprüft? Überhaupt gelesen? Sie für exzellent befunden und eine Promotion befürwortet? Was haben die Promotionsgremien der FU Berlin gemacht? Die Augen zu? <br />Ich empfinde die neuerliche Wendung als fast einen größeren Skandal: für die FU Berlin und die sogenannte Doktormutter Prof. Börzel. Die Qualitätsstandards der Universitäten werden von solchen Kolleginnen mit Füßen getreten. [...] Es wäre an der Zeit, dass ein Disziplinarverfahren gegen Frau Prof. Börzel eröffnet wird."<br />Prof. Dr. Ulrich von Alemann, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
   
 
==23. August 2021==
 
==23. August 2021==
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*'''OSI-Zeitung''' (SoSe 2021, Ausg. 22, S. 11 f.): [https://www.polsoz.fu-berlin.de/polwiss/news/OSI-Zeitung-Ausgabe-22_SoSe21.pdf#page=6 ''Die Causa Giffey – wenn Verantwortung zum Spielball wird''] [PDF] (Fabian Bieda, Liam MacKenzie) "Während es im Bericht des zweiten Prüfgremiums nur heißt, dass 'mindestens bedingt vorsätzlich' getäuscht wurde, vermittelt uns [der Geschäftsführende Direktor des OSI und Mitglied des ersten Prüfgremiums, Prof. Dr. Bernd] Ladwig im Gespräch folgenden Eindruck: Über diesen juristisch-formalen Befund hinaus, habe Franziska Giffey an einigen Stellen bewusst und sicher nicht aus Schusseligkeit ihre Prüfer*innen getäuscht.<br />Wieso kam also das erste Prüfgremium zu der Entscheidung lediglich eine Rüge zu erteilen, nicht den Titel abzuerkennen?<br />Ladwig räumt ein, dass es eine Kompromissfindung gab: Innerhalb des Prüfgremiums habe es Uneinigkeit darüber gegeben, wie die Schwere der Plagiate, auch hinsichtlich der restlichen Arbeit, zu gewichten sei. Mit der Rüge war man zwar zu einem 'irgendwo unbefriedigenden' Kompromiss gekommen, man habe aber zu einem gemeinsamen Votum finden müssen – im Falle eines möglichen Gerichtsverfahrens wollte man sich nicht angreifbar machen.<br />Außerdem habe die Verhältnismäßigkeit eine Rolle gespielt. Bei einer Dissertation und dem damit verbundenen Doktortitel handele es sich nun mal um die 'Suggestion einer Lebensleistung', so Ladwig. Auch das sei, losgelöst vom Inhalt, bei der Gewichtung der Arbeit eingeflossen.<br />Dass aber politisches Kalkül hinter der Entscheidung stecke, weisen sowohl Ladwig als auch [Doktormutter Tanja] Börzel entschieden zurück. Auch die Logik des Vorwurfs, dass die FU sie im ersten Prüfverfahren schützen wollte, kann Prof. Börzel nicht nachvollziehen. Dass ihr die Täuschung nicht aufgefallen sei, tue ihr wirklich leid, betont sie mehrfach. Aber ihre wissenschaftliche Kompetenz sieht sie durch die Täuschung nicht in Frage gestellt."
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*'''Der Tagesspiegel''': [https://www.tagesspiegel.de/wissen/plagiate-in-dissertation-giffeys-doktormutter-weist-mitverantwortung-zurueck/27540890.html ''Giffeys Doktormutter weist Mitverantwortung zurück''] (Amory Burchard) "Als die Plagiatsvorwürfe der Expert:innen von VroniPlag Wiki 2019 bekannt wurden, war Börzel öffentlich in die Kritik geraten: Sie hätte die groben Zitierfehler und mutmaßlichen Plagiate als Betreuerin vor oder spätestens nach der Abgabe der Arbeit erkennen müssen. Zudem wurde die Qualität der Arbeit im Nachhinein von anderen Politikwissenschaftlern als zu gering eingeschätzt, um das Magna cum laude (sehr gut) zu rechtfertigen, das Börzel ihr zubilligte."
 
*'''Der Tagesspiegel''': [https://www.tagesspiegel.de/wissen/plagiate-in-dissertation-giffeys-doktormutter-weist-mitverantwortung-zurueck/27540890.html ''Giffeys Doktormutter weist Mitverantwortung zurück''] (Amory Burchard) "Als die Plagiatsvorwürfe der Expert:innen von VroniPlag Wiki 2019 bekannt wurden, war Börzel öffentlich in die Kritik geraten: Sie hätte die groben Zitierfehler und mutmaßlichen Plagiate als Betreuerin vor oder spätestens nach der Abgabe der Arbeit erkennen müssen. Zudem wurde die Qualität der Arbeit im Nachhinein von anderen Politikwissenschaftlern als zu gering eingeschätzt, um das Magna cum laude (sehr gut) zu rechtfertigen, das Börzel ihr zubilligte."
   

Version vom 22. September 2021, 08:49 Uhr

Der Pressespiegel enthält Auszüge aus Presseartikeln (Print / online) und Hinweise auf TV- oder Radiosendungen mit deutlichem Bezug zum VroniPlag Wiki und / oder seinen bearbeiteten Fällen. Dieser Hinweis sollte vor einem Eintrag unbedingt zur Kenntnis genommen werden. Ältere Meldungen finden sich im Archiv.

[€] Text hinter Bezahlschranke
[R] kostenfreie Registrierung erforderlich
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22. September 2021

  • Berliner Zeitung (Nr. 220, S. 3): Die Verwandlung. Wer die SPD-Kandidatin Franziska Giffey im Wahlkampf durch Berlin begleitet, erlebt eine Frau, die nicht nur die Konkurrenz überholt hat, sondern sogar sich selbst. Wie hat sie das geschafft? (Anja Reich) "Auch die Doktorarbeit sollte so ein Schutz sein. 2003, da war sie Europabeauftragte, hat sie damit begonnen, fünf Jahre lang daran geschrieben, an den Wochenenden, im Urlaub, in ihrer Schwangerschaft. 'Ich war eine junge Frau, blond, hohe Stimme. Ich wollte mich nicht mehr beweisen müssen, in keine Schublade mehr gesteckt werden.' [...]
    Pünktlich vor der Geburt ihres Sohnes sollte die Arbeit fertig sein. Aber die Wehen kamen vier Tage zu früh. Vielleicht ging alles ein bisschen durcheinander, vielleicht passierten die Fehler so. 'Ich habe immer in dem Glauben gelebt, das war in Ordnung, so, wie ich es gemacht habe. Sonst hätte ich es gar nicht so vor mir hergetragen.' Es – damit meint sie den Doktortitel, der von nun an vor ihrem Namen stand. Nie ließ sie ihn weg. Er gab ihr Sicherheit und Selbstbewusstsein. Bis die Plagiatsaffäre begann: der Prüfer, der seinen Namen nicht sagen will, Vroni-Plag Wiki, FU-Gremien, Gutachten, Empfehlungen, immer wieder andere. Zwei Jahre lang."

18. September 2021

  • Deutschlandfunk: Es geht um Wohnungsknappheit und bezahlbare Mieten. Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus (Claudia van Laak) "Verstanden haben die Menschen, dass Giffey der Doktortitel aberkannt wurde, weil sie in ihrer Promotion plagiiert hatte. Ihre Doktormutter fühlt sich von ihr betrogen, im Wahlkampf spielt das Thema allerdings kaum eine Rolle – was den Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch mächtig ärgert. Der Professor der Freien Universität Berlin hält Giffeys Vorgehen für einen Präzedenzfall. Bislang hätten sich alle des Plagiats überführten Politiker aus der ersten Reihe zurückgezogen.
    'Wenn das jetzt unkommentiert durchgeht, dann wird es in Zukunft niemanden mehr geben, der oder die Angst hat, beim Plagiieren erwischt zu werden. Also das wird dieser Tendenz, gerade in der Politik sich mit Doktortiteln zu schmücken, dann eher noch Vorschub leisten. Weil ja kein Risiko damit mehr verbunden ist.'"

16. September 2021

  • Frankfurter Allgemeine Zeitung (Nr. 215, S. 7): Die unrühmliche Verschleppung. Plagiatsmeldungen verlaufen oft im Sande, wenn es sich nicht gerade um Personen öffentlichen Interesses wie Politiker handelt, oder werden mit Rügen beschieden. (Debora Weber-Wulff) "Plagiate sind ein großes Problem für die Wissenschaft. Die Universitäten sollten sich intensiver mit der Prävention und der Ahndung von wissenschaftlichem Fehlverhalten beschäftigen. Und sie sollten besser kommunizieren, sowohl mit den Informanten als auch mit der wissenschaftlichen Gemeinschaft, wenn Fehlverhalten festgestellt wird. Wissenschaft muss sich auf die Wahrhaftigkeit der Veröffentlichungen verlassen können. Wer folgenlose Rügen trotz klarer und umfangreicher Plagiate ausspricht, der beschädigt nicht nur die Wissenschaft, sondern, wie die FU Berlin im Fall Giffey, das eigene Ansehen."

13. September 2021

  • Der Tagesspiegel (Nr. 24.655, S. 18): TURNERS Thesen. Lästiges Gesetz mit groben Fehlern (George Turner) "Mürbe ist man offenbar auf Druck der Fachhochschulen geworden, ihnen das Promotionsrecht einzuräumen. Das Beispiel Giffey hätte Warnung sein sollen: Noch nicht einmal die Abschlussarbeit war plagiatfrei. Ein neues Betätigungsfeld für Vroniplag Wiki tut sich auf. Aber Berlin ist hier nicht schlimmer als auch einige CDU-geführte Bundesländer. Statt dem Promotionsunwesen auch an Universitäten Einhalt zu gebieten, wird der Nivellierung und Abwertung Tür und Tor geöffnet. Früher warf man Österreich Titelhuberei vor. Bald wird Deutschland sich in der Welt lächerlich machen. Es wird Zeit, dass gezählt wird, wie viel Prozent der Hochschulabsolventen einen Dr.-Titel haben sollten, um 'Spitze' zu sein."

6. September 2021

  • Neue Zürcher Zeitung (S. 32): Wo die Blamage politischer Alltag ist. In Deutschland scheint dem politischen Personal der Sinn fürs Peinliche längst abhandengekommen zu sein. (Konrad Adam) "Der Stil, das sei der ganze Mensch, sagen die Franzosen. Stillosigkeit leider auch. Dass Franziska Giffey (SPD) abgekupfert hatte, wird man ihr im Zeitalter des Internets, das zum Plagiat doch förmlich einlädt, nicht vorhalten dürfen; zu viele waren ihr da schon vorausgegangen, Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg (CSU) ist nur der bekannteste unter ihnen. Keinem aus diesem Trupp hat das Abschreiben die Karriere verdorben, Annette Schavan (CDU) hat es sogar geholfen, denn für den Verlust ihres Doktorgrades und dessen Folge, den Abschied aus dem Bundeskabinett, ist sie mit dem Botschaftsposten beim Heiligen Stuhl in Rom entschädigt worden (was eine Peinlichkeit für sich war, da dieser Posten traditionsgemäss, und zwar aus guten Gründen, mit einem Protestanten besetzt wird). Dass Giffey sich dann allerdings auf amerikanische Zitiergewohnheiten berief, von denen versierte Akademiker noch nie etwas gehört hatten, war erbärmlich. Ihre Versicherung, nach bestem Wissen und Gewissen gearbeitet zu haben, lässt doch nur darauf schliessen, dass es mit ihrem Wissen nicht weit her und ihr Gewissen ein Sieb ist. In jeder anderen Stadt hätte das gereicht, um sie von der Bewerbung um ein höheres Staatsamt auszuschliessen; in Berlin aber nicht. Da muss sie nur in die Fussstapfen von Klaus Wowereit und dessen Nachfolger Michael Müller treten, und das wird sie schon schaffen."

Ende August / Anf. September 2021

  • Forschung & Lehre: Leserbrief zu "Einfachste Grundsätze verletzt": Auch in ihrer Masterarbeit soll Franziska Giffey unwissenschaftlich gearbeitet haben. Ein Professor der FU Berlin wirft ihr Plagiat vor. "Die Affäre Giffey-Börzel ist schlimm genug. Frau Prof. Börzel der FU Berlin hat eine Dissertation durchgewinkt, die nicht nur gravierende handwerkliche Mängel aufwies – Plagiate, Zitierschwächen -, sondern auch von der ganzen Konstruktion her Grundprobleme hatte. Eine Europabeauftragte eines Stadtteils schreibt über ihre Europapolitik des Stadtteils. Ja, toll. Wo ist die kritische Distanz, wo ist die analytische Kompetenz? Ich bin einer der wenigen, die über das Problem Europa und die Kommunen mehrfach publiziert haben. Ich kann nur sagen: Die Arbeit ist dünn und wäre höchstens als Master-Arbeit inhaltlich akzeptabel, durch handwerkliche Mängel indiskutabel.
    [...] Sollten nicht nur exzellente MasterabsolventInnen der Fachhochschulen die Möglichkeit der Promotion an einer Universität erhalten? Was hat sich da die Kollegin Börzel gedacht? Hat sie die Masterarbeit geprüft? Überhaupt gelesen? Sie für exzellent befunden und eine Promotion befürwortet? Was haben die Promotionsgremien der FU Berlin gemacht? Die Augen zu?
    Ich empfinde die neuerliche Wendung als fast einen größeren Skandal: für die FU Berlin und die sogenannte Doktormutter Prof. Börzel. Die Qualitätsstandards der Universitäten werden von solchen Kolleginnen mit Füßen getreten. [...] Es wäre an der Zeit, dass ein Disziplinarverfahren gegen Frau Prof. Börzel eröffnet wird."
    Prof. Dr. Ulrich von Alemann, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

23. August 2021

  • OSI-Zeitung (SoSe 2021, Ausg. 22, S. 11 f.): Die Causa Giffey – wenn Verantwortung zum Spielball wird [PDF] (Fabian Bieda, Liam MacKenzie) "Während es im Bericht des zweiten Prüfgremiums nur heißt, dass 'mindestens bedingt vorsätzlich' getäuscht wurde, vermittelt uns [der Geschäftsführende Direktor des OSI und Mitglied des ersten Prüfgremiums, Prof. Dr. Bernd] Ladwig im Gespräch folgenden Eindruck: Über diesen juristisch-formalen Befund hinaus, habe Franziska Giffey an einigen Stellen bewusst und sicher nicht aus Schusseligkeit ihre Prüfer*innen getäuscht.
    Wieso kam also das erste Prüfgremium zu der Entscheidung lediglich eine Rüge zu erteilen, nicht den Titel abzuerkennen?
    Ladwig räumt ein, dass es eine Kompromissfindung gab: Innerhalb des Prüfgremiums habe es Uneinigkeit darüber gegeben, wie die Schwere der Plagiate, auch hinsichtlich der restlichen Arbeit, zu gewichten sei. Mit der Rüge war man zwar zu einem 'irgendwo unbefriedigenden' Kompromiss gekommen, man habe aber zu einem gemeinsamen Votum finden müssen – im Falle eines möglichen Gerichtsverfahrens wollte man sich nicht angreifbar machen.
    Außerdem habe die Verhältnismäßigkeit eine Rolle gespielt. Bei einer Dissertation und dem damit verbundenen Doktortitel handele es sich nun mal um die 'Suggestion einer Lebensleistung', so Ladwig. Auch das sei, losgelöst vom Inhalt, bei der Gewichtung der Arbeit eingeflossen.
    Dass aber politisches Kalkül hinter der Entscheidung stecke, weisen sowohl Ladwig als auch [Doktormutter Tanja] Börzel entschieden zurück. Auch die Logik des Vorwurfs, dass die FU sie im ersten Prüfverfahren schützen wollte, kann Prof. Börzel nicht nachvollziehen. Dass ihr die Täuschung nicht aufgefallen sei, tue ihr wirklich leid, betont sie mehrfach. Aber ihre wissenschaftliche Kompetenz sieht sie durch die Täuschung nicht in Frage gestellt."
  • Der Tagesspiegel: Giffeys Doktormutter weist Mitverantwortung zurück (Amory Burchard) "Als die Plagiatsvorwürfe der Expert:innen von VroniPlag Wiki 2019 bekannt wurden, war Börzel öffentlich in die Kritik geraten: Sie hätte die groben Zitierfehler und mutmaßlichen Plagiate als Betreuerin vor oder spätestens nach der Abgabe der Arbeit erkennen müssen. Zudem wurde die Qualität der Arbeit im Nachhinein von anderen Politikwissenschaftlern als zu gering eingeschätzt, um das Magna cum laude (sehr gut) zu rechtfertigen, das Börzel ihr zubilligte."

21. August 2021

  • Der Tagesspiegel (Nr. 24.632, S. 6): Die Gnade der Verjährung. Nächster Plagiatsfall um Franziska Giffey (Amory Burchard) "Nachdem sich die Freie Universität zunächst schwer getan hatte, die von Plagiatsexperten akribisch dokumentierten, teilweise schweren Zitierfehler in Franziska Giffeys Doktorarbeit angemessen zu prüfen und zu bewerten, entzog sie ihr im Juni im zweiten Anlauf den Doktortitel. Damit schien die Sache für Giffey erledigt zu sein, sie legte schon kurz davor ihr Amt als Bundesfamilienministerin nieder, blieb aber nach dem Titelentzug als überführte Plagiatorin SPD-Kandidatin für das Amt der Regierenden Bürgermeisterin. [...]
    Doch ein FU-Professor, Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch, will ihr das nicht durchgehen lassen. Gemeinsam mit einem kleinen Team zeigt er jetzt, dass Giffey zumindest in einem Drittel ihrer Masterarbeit über den Europapreis des Europarats ebenfalls abgeschrieben hat. [...]
    Dass sich ein wissenschaftspolitisch und auf Twitter aktiver Forscher Giffeys alte Arbeit vornimmt, ist legitim. Stefanowitsch sagt, dass er im Namen der Wissenschaft handele: Überführte Plagiator:innen müssten sich zumindest eine Zeitlang aus der Politik zurückziehen."

8. Juli 2021

  • Augsburger Allgemeine: Plagiatsexperte über Baerbock: "Habe nicht den riesigen Skandal gesehen" (Interview: Fabian Kluge) "Werden Plagiate rein zufällig aufgedeckt oder gibt es Menschen, die gezielt nach Plagiaten suchen?
    Dannemann: [...] Ich bin im VroniPlag Wiki tätig, wir untersuchen ehrenamtlich wissenschaftliche Arbeiten. Manche bei uns stolpern über eine Arbeit und beginnen dann nachzuforschen. Wir haben einen im Team, der spezialisiert darauf ist, Doktorarbeiten gegeneinander abzugleichen. Einer interessiert sich vor allem für Plagiate von Politikerinnen und Politikern. Die Motivation der meisten ist aber die Wissenschaft, deshalb geht es ihnen vor allem um Wissenschaftsplagiate. [...]
    Die Arbeiten von Prominenten und Nicht-Prominenten werden also gleichbehandelt?
    Dannemann: Ja, die Maßstäbe sind die gleichen. Wie gesagt: Es gibt noch einen Mitarbeiter im Wiki, der sich vor allem für Plagiate von Politikerinnen, Politikern und Prominenten interessiert, aber von unseren 211 Dokumentationen sind 56 Wissenschaftsplagiate. Bei 18 Fällen ist die Parteizugehörigkeit des Autors bekannt, das können aber auch Kommunalpolitiker sein."

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